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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Editor]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 19.1898

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Abhandlungen
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Boeheim, Wendelin: Die aus dem kaiserlichen Schlosse Ambras stammenden Harnische und Waffen im Musée d'Artillerie zu Paris
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https://doi.org/10.11588/diglit.5780#0265
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Die aus dem kais. Schlosse Ambras stammenden Harnische und Waffen im Musee d'Artillerie zu Paris. 2 3g

wir oben angeführt haben, ins Auge gefasst und besonders darauf geachtet werden, dass derselbe mit
einem Stachel versehen war. Bei Schrenckh rinden wir ihn auf Taf. CVII (Köhler XCVI). Dort zeigt
er im Aetzwerk eigenthümlich geformte scheibenförmige Ornamente (Fig. 12). Es wird deshalb in Paris
wohl der Rundschild I, 24 näher anzusehen sein. Der richtige, zugehörige Helm wird aus der Menge
von ähnlichen kaum mehr herauszufinden sein, wie auch aus den Ambraser Inventaren seine ursprüng-
liche Aufstellung in Ambras selbst nicht mehr wieder zu erkennen ist.

Gleich dem Harnische des Heinrich Grafen von Montpensier ist auch ein solcher des Marschalls
Karl von Biron im Musee d'Artillerie zu Paris nicht mehr zu finden, was umsomehr zu verwundern
ist, als der Bezeichnete zu den hervorragendsten Kriegsmännern Frankreichs zu zählen ist. Auch in
Schrenckhs Heldenbuch suchen wir ihn vergebens. Um ihn in Paris möglicherweise wieder aufzufinden,
bleibt kein anderes Mittel übrig, als sich an den Wortlaut der alten Inventare zu halten, um wenig-
stens aus seiner Beschreibung einen Schluss ziehen zu können. Den verhältnissmässig ausführlichsten
Text über ihn enthält das Inventar von 1730, wo es (p. 151') heisst: 78. »Marschall Byron auß Frank-
reich. Ain schwerer khirras mit geötzten vergulten reifien sambt helmblin, ohne schinen und schuech,
darbei das contrafait.« Das sind die allerdings mageren Daten für ein Wiederauffinden des Andenkens
an eine in der Geschichte Frankreichs so glanzvoll hervortretende Persönlichkeit wie Karl de Gontaut
Herzog von Biron, den seine Zeitgenossen bewundernd »Fulmen Galliae« zu nennen pflegten. Wir
denken, es müssten alle Anstrengungen gemacht werden, um das Gedenkstück an einen so berühmten
Kriegsmann wieder zu entdecken. Wo gäbe es ein schöneres Andenken an einen Helden als dessen
Kriegskleid? Der Verräther Biron ist begraben; seine Ruhmesthaten in den Schlachten bei Arques,
Ivry, Aumale wie in der Belagerung von Paris aber sind glänzende Sterne in der Kriegsgeschichte
Frankreichs, die nie verlöschen werden.

Schwertknauf aus vergoldeter Bronze XVI. Jahrhundert.
(Nach der von Molinier, Les Plaquettes I, 92, Nr. 134, dem Giovanni delle Corniole zugeschriebenen Plaquette.)
 
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