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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 19.1898

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Abhandlungen
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Kenner, Friedrich: Die Portätsammlung des Erzherzogs Ferdinand von Tirol
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https://doi.org/10.11588/diglit.5780#0015
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Die Porträtsammlung des Erzherzogs Ferdinand von Tirol.

9

Könige von Spanien.

142. Fernando III., el Santo,

Sohn Alfonso IX. und der Berenguela von Castilien, geboren vor 1198, erbte 1217 nach dem Tode Enrique I.
und der Verzichtleistung seiner Mutter Castilien und trat i23o, nach seines Vaters Tode, die Regierung von Leon
an, eroberte iz36 Cordova von den Mauren, 1246 Jaen, in der Folge das Königreich Murcia, liess die Gesetze
seiner Vorfahren sammeln (Las Partidas) und gründete die Universität von Salamanca. Er starb ruhmgekrönt in
Sevilla am 3o. Mai 1252 und wurde am 15. Februar 1671 von Papst Clemens X. heilig gesprochen. In erster Ehe
war er seit 1220 mit Beatrix, Tochter des deutschen Königs Philipp von Schwaben und der Irene Angela (Tochter
des Kaisers Isak Angelos) vermählt, die 1235 in Taro starb, in zweiter mit Jeanne de Dammartin, Comtesse von
Ponthieu und Aumale; Letztere vermählte sich 1260 in zweiter Ehe mit Jean de Nely von Falvy und starb am
16. März 1279.

Aufschrift in kleinen zierlichen Buchstaben von gelber Oelfarbe: FERDIN • ANDS III. S. (d. i. Sanctus)
REX • CASTELIE. Brustbild rechts, im Dreiviertelprofil, das im Nacken gerade abgeschnittene Haupthaar
blond, die Brauen und der schmale Flaum des Vollbartes lichtbraun, die grossen Augen dunkelbraun,
gerade Nase, voller Mund und breites Kinn; auf dem Haupte eine grosse goldene Krone, deren Reif
und Zacken mit rothen und blauen Edelsteinen und Perlen reich verziert sind. Der Hals bloss, der um-
geschlagene Kragen mit Gold gesäumt, das Kleid blau, um die Brust eine breite, reichgearbeitete Kette,
mit Steinen und Perlen wie die Krone geziert, unter ihr eine zweite schmälere Kette aus flachen Glie-
dern mit gleicher Ausstattung. Grund schwarz. — Katalog Primisser Nr. 205, v. Sacken Nr. 207.

Die unmittelbare Vorlage ist wohl von Coello nach den oben genannten Reliefs in Segovia ge-
malt und das Original der Letzteren in Burgos zu suchen.

In der Galerie des Klosters der Kathedrale daselbst befindet sich eine Reihe von lebensgrossen
Steinfiguren, welche sich sehr wahrscheinlich auf die bei der Vermählung des Königs erfolgte Grund-
steinlegung des Domes beziehen; darauf deutet hin, dass die Statue des Königs den Vermählungsring
hält, um ihn der Königin an den Finger zu stecken.1 Der König ist dort unbärtig aber schon gekrönt
dargestellt; in unserem Bilde erscheint er vollbärtig, mit etwa 25 Jahren, aber in den Gesichtszügen und
der Bekrönung jener Statue so ähnlich, dass man wohl vermuthen darf, man habe im XV. Jahrhundert,
da gemalte Bildnisse aus der Zeit des Königs fehlten, die oben erwähnten oder ähnliche Sculpturen als
Vorlage benützt. Daraus erklärt sich das Leblose, Steife, welches unser Bild, wenn es gleich sorg-
fältig gemalt ist, verräth. Künstlerischer hat die gleiche oder eine ganz ähnliche Vorlage Murillo in
seinem Gemälde: der heil. Fernando im Gebete, das sich in der königlichen Galerie zu Madrid befindet,2
bearbeitet; die einzelnen Gesichtszüge, namentlich die Form der Nase, das breite Kinn, der Schnitt der
Augen, endlich der braune Vollbart sind dieselben wie in unserem Bilde.

142 A. Jaime II. (Jakob), der Gerechte,

geboren 1265, Sohn Pedro III., Nachfolger seines Bruders Alfonso III. als König von Aragon, trat 1285 die Regie-
rung in Sicilien (als Sohn der Erbtochter dieses Königreiches, Constantia, Tochter des Königs Manfred), am
16. September 1291 die Regierung von Aragon in Saragossa an, behauptete nach grossen Siegen (1284 und 1287)
Neapel gegen die Anjou und vereinigte durch siegreiche Kämpfe, an denen er selbst mit tollkühnem Muthe An-
theil nahm, Murcia und Ceuta, errang über die Sarazenen wiederholt glänzende Siege (i3og), eroberte Sardinien
und Corsica (i32i) und starb, nach der Gründung des Ritterordens in Montesa und einer Universität in Lerida,
am 24. November 1327. Er war seit 1295 mit Blanche, Nichte Ludwig IX., des Heiligen, Tochter des Königs
Carlo II. von Neapel, vermählt, aus deren Legaten nach ihrem Tode (i3io) das Kloster de Santas Cruces in der
Provinz Tarragona erbaut wurde; dort befinden sich ihr und ihres Gemahles Grabmäler in gothischem Stile,3
gegenüber dem Grabe Pedro I.; sie wurden schon i3i2 begonnen nach dem Entwürfe des Architekten Beitran de
Richer aus Barcellona und — wie vermuthet wird — des Malers Andre de la Torre; ihr Vorbild ist das Grabmal
Don Pedro III. des Grossen. In zweiter Ehe war Jaime seit Weihnachten i322 mit Elisenda de Moncada ver-
mählt; sie erbaute als Witwe das Münster zu Petraibas und starb im Jahre 1364.

Nicht ausgestellt. Aufschrift in gelber Oelfarbe: IAIME REX. HISPAN: Brustbild links, im Drei-
viertelprofil, mit braunen Augen und Brauen, das reiche, lockige Haupthaar und der Vollbart blond,

1 Carderera Valentino, Iconografia Espanola, Madrid 1855 y 1864, II, Estampa IX.

2 Don Jose de Madrazo, Coleccion lithographica de cuadros del Rey de Espana etc., Madrid 182G, I, Taf. XXXVI.

3 Abgebildet in Carderera I, Estampa XV und XV bis.

XIX. 2
 
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