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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 19.1898

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Abhandlungen
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Kenner, Friedrich: Die Portätsammlung des Erzherzogs Ferdinand von Tirol
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https://doi.org/10.11588/diglit.5780#0020
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14

Friedrich Kenner.

sein muss; wahrscheinlich hat die Aufnahme seines Porträtes nach seiner Vermählung mit Donna
Juana, Schwester Philipp IL, am 7. December 1552, stattgefunden.

Können wir nach diesen Merkmalen die Entstehung des vorliegenden Bildes auf die Zeit von
1551 bis 1553, höchstens 1554 ansetzen, so kann es nach dieser Zeitbestimmung abermals nur die oben-
genannte Prinzessin Maria darstellen; denn es gibt in dem königlichen Hause von Portugal keine an-
dere Dame, die um jene Zeit ein Alter von 3o Jahren, welches unser Bild verräth, gehabt hätte; es
stimmt damit überein, dass sie der Aufschrift nach unvermählt war, was bezüglich anderer Prinzes-
sinnen, die etwa noch in Betracht kommen könnten, nicht der Fall ist.1

Da die obengenannten Bildnisse dem engen Kreise der königlichen Familie angehören, gleich-
zeitig entstanden sind und in ihrem künstlerischen Charakter übereinstimmen, können die Originale
auch nur von demselben Meister gemalt sein. Dies ist Anthonis Moor von Dashorst, welcher, durch
Vermittlung des Kanzlers Antonius Granvela, als Maler in die Dienste des Kaisers Karl V. getreten, von
diesem im Jahre 1552 den Auftrag erhielt, Philipp (II.) zu malen, hierauf, im Jahre 1553, nach Lissa-
bon geschickt wurde, um die königliche Familie zu porträtiren. Dies trifft genau mit dem Zeitpunkte,
der sich für unsere drei Bilder aus dem Alter der Dargestellten ergibt, zusammen.

Ob es eben diese Orignale oder Wiederholungen von des Künstlers Hand waren, welche sich im
Besitze der Königin-Witwe Maria von Ungarn, Statthalterin der Niederlande, befanden und in dem in
Madrid verfassten Inventare der aus ihrem Nachlasse stammenden Tapeten und Gemälde aufgeführt
werden,2 lässt sich zwar nicht mit Bestimmtheit feststellen, ist aber darum wahrscheinlich, weil dort
gerade jene drei Bilder hintereinander erwähnt sind, welche auch in unserer Sammlung sich befinden.
Zwei portugiesische Porträte von Moor, jenes der Königin Katharina und das der Juana, sieht man
noch heute in Madrid (Nr. 1485, 1488); vielleicht stammen auch sie aus dem Nachlasse der Königin
von Ungarn.

Unsere Copien sind so gut gemalt, dass man sie dem Meister selbst zuschreiben möchte, wenn er
in der That Miniaturmaler gewesen wäre; sie rühren gewiss von einem spanischen Maler her und sind
in Madrid entstanden.

145. Sebastian, Sohn des Infanten Juan und der Erzherzogin Juana,3

Tochter des Kaisers Karl V., geboren am 20. Jänner 1554, folgte, nachdem sein Vater schon früher gestorben war,
1557 seinem Grossvater, König Juan III., unter der Regentschaft erst seiner Grossmutter Katharina, dann seines
Grossoheims Cardinal Heinrich von Portugal (bis 1567). In den Thronfolgestreitigkeiten in Marocco zwischen
Muley Moluk, dem Bruder, und Mohammed, dem Sohne des eben verstorbenen Sultans Abdallah, wurde Letzterer
(Mohammed) vertrieben und wandte sich um Hilfe an König Sebastian, welcher in der Hoffnung, dort ein christ-
liches Reich zu gründen, mit einem Heere nach Marocco übersetzte aber auf dem Marsche durch wüste Ebenen
von der an Zahl überlegenen Reiterei der Maroccaner bei Alkassar angegriffen und niedergemetzelt wurde
(16. August 1578). Seine erst später auf dem Schlachtfelde gefundene Leiche wurde in Ceuta bestattet. König
Sebastian war unvermählt gestorben.

Zierliche Aufschrift in gelber Oelfarbe: SEBASTIANVS PORTVGALLE REX. Unbärtiges Brustbild
rechts, im Dreiviertelprofil, hohe Stirne, langes schmales Gesicht, Haupthaar und Brauen blond, die
kleinen Augen braun, gerade Nase, kleiner voller Mund mit schwachem Bartflaum auf der Oberlippe;
in schmaler Halskrause und Rüstung, letztere mit breiten gelben Zierstreifen versehen, an der rechten
Seite ein gelber Haken für die Tartsche. Grund schwarz. — Katalog Nr. 212.

Florenz, gleich unserem Bilde.4 — München, Fickler, Inv. Nr. 3107 (v. Reber II, S. 3i), nun ver-
schollen.

Soweit aus der schlecht gemalten Copie ein Schluss auf das Original gestattet ist, scheint dieses
von Coello herzurühren, und zwar aus der Zeit um 1570 oder 1572. Diese Zeitbestimmung schliesst
jede Beziehung auf jenes Porträt aus, dass Adam Frhr. v. Dietrichstein unterm 4. Juli 1564 an den

1 Camillo v. Behr, Genealogie der in Europa regierenden Fürstenhäuser, Taf. 201.

2 Jahrbuch XII (1891), Regest 8436, Nr. 73: Katharina, Nr. 74: Juan, Nr. 75: Maria.

3 Die Bildnisse seiner Eltern siehe Jahrbuch XIV (1893), S. 150 f., Nr. 169. 170.

4 Eine Abbildung in Spamer's III. Weltgeschichte V (3. Aufl.), 625.

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