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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 19.1898

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Abhandlungen
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Kenner, Friedrich: Die Portätsammlung des Erzherzogs Ferdinand von Tirol
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https://doi.org/10.11588/diglit.5780#0023
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Die Porträtsammlung des Erzherzogs Ferdinand von Tirol.

17

Das Original dieser Porträte ist, wie ich glaube, verschollen aber in unserem Gemälde erhalten
geblieben. Es ist sehr fraglich, ob es überhaupt in den Niederlanden und nicht vielmehr in Spanien
entstanden ist. Dafür scheint es wichtig, dass in unserem Bilde und in dem augenscheinlich auf das
gleiche Original zurückgehenden bei Rovillius1 die Schärpe fehlt, wenngleich Alba in einem Prunk-
harnisch und mit der Toisonordenskette erscheint, ein Umstand, welcher das Entstehen des Originales
in einer Zeit andeutet, in der er die Stelle eines Heerführers nicht versah. Dies können nur die Jahre
1573 bis 1580, zwischen seinem Abgange aus den Niederlanden und der Eroberung Portugals, sein;
damals zählte Alba 65 — 72 Jahre, ein Alter, welches mit seinem Aussehen in unserem Bilde recht
wohl übereinstimmt. Einen weiteren Anhaltspunkt für die Zeitbestimmung bietet eine Holztafel, welche
zu jenen Porträten gehört, die den ersten Versuch des Erzherzogs Ferdinand darstellen, eine Samm-
lung von Bildnissen gleicher Grösse anzulegen.2 Dieser Versuch fällt in das Jahr 1576, in welchem
auch die Correspondenz des Erzherzogs mit Alba um Ueberlassung der Rüstung, die Letzterer im
schmalkaldischen Kriege getragen,3 geführt wurde. Sicher war also jene Holztafel 1576 im Besitze des
Erzherzogs; das Original muss daher zwischen 1573 und 1576 in Spanien entstanden sein. Auch die
Art der Auffassung deutet vielmehr auf einen spanischen als einen niederländischen Maler hin.4

Einen von allen vorgenannten Gemälden aus dem mittleren und dem Greisenalter Albas ab-
weichenden Typus vertritt das Gemälde in Versailles5 nach einem Originale in Chäteau d'Eu:6 links,
fast von vorne, mit Schnurrbart, Fliege und kleinem Bärtchen am Kinne, vollem Haupthaar, in dunk-
lem Rock und Mantel, breiter Halskrause und Vliessorden, die Rechte an die Hüfte gelegt, die Linke
am Degen. Das Original muss zwischen 1545, in welchem Jahre er den genannten Orden erhielt, und
1548, aus welchem schon das vollbärtige Porträt, gemalt von Tizian, stammt, also zwischen dem 37.
und 40. Lebensjahre des Dargestellten entstanden sein.

147. Cortes Hernan,

der Eroberer von Mexico, Sohn des Martin Cortes und der Catalina Pizzaro Altamirano, geboren 1485 in Medelin
(Estremadura), ging im Jahre 1504, nachdem er in Salamanca den Baccalaureat der Rechte erlangt hatte, nach
Haiti, nahm an der Eroberung von Cuba theil, erwarb dort Grundbesitz und versah die ersten Aemter. Der
Statthalter Don Diego Velasquez wählte ihn für die Eroberung von Mexico aus, zögerte aber mit der Ernennung,
weshalb Cortes den Feldzug eigenmächtig mit nur 553 Soldaten von S. Antonio auf der Westspitze von Cuba aus
begann und nach Verbündung mit den Totonaken, in deren Gebiete er in Veracruz einen Stützpunkt seiner Ope-
rationen schuf, sowie nach Unterwerfung der Tlaskalen, die sein Heer auf 6000 Mann vermehrten, in der Zeit
vom 18. Februar bis 8. November 1519 mit beispielloser Kühnheit durchführte. Montezuma II. (1502—1520) aner-
kannte die Oberhoheit von Spanien und wurde, da inzwischen ein aztekisches Heer Veracruz angegriffen hatte,
von Cortes in seinem eigenen Palaste gefangen, als Geisel behandelt, bis er die Angreifer auslieferte und die Ein-
führung des Christenthums gestattete. Eine Erhebung der Hauptstadt Tenochtitlan im Juni 1520, bei welcher
Montezuma den Vermittler zu machen suchte, brachte ihm den Tod und Cortes in die grösste Gefahr; doch ge-
lang Letzterem die Flucht nach Tlaskala und die Wiedereroberung des von Guatemozin, dem letzten Azteken-
kaiser, vertheidigten Reiches, als er es 1521 mit einem grossen Heere neuerdings angriff. Seit 1522 Statthalter
von »Neuspanien«, erwies sich Cortes als begabter Regent und betrieb die Cultivirung und Christianisirung des
Reiches, das er durch Eroberung von Guatemala, Honduras und Yukatan vergrösserte (1524—1526), bis Verleum-
dungen am Hofe den Verlust der Statthalterschaft (1530) zur Folge hatten. Als Oberfeldherr kehrte er von
Spanien, wohin er sich begeben hatte, nach Mexico zurück und unternahm neue Expeditionen nach Californien;
doch veranlassten ihn Zerwürfnisse mit dem Vicekönig Antonio de Mendoza im Jahre 1540 abermals, persönlich
bei Karl V. Klage zu führen. Er begleitete den Kaiser nach Afrika, ohne etwas zu erreichen, und starb, im Be-
griffe, nach Mexico zurückzukehren, in Castillejo de la Cuesta bei Sevilla am 2. December 1547; die Leiche wurde
in die Kirche in Italica und von hier in den Convent von San Francisco in Mexico überbracht und in der von
ihm selbst erbauten Kapelle daselbst beigesetzt. Er war zweimal vermählt, in erster Ehe (auf Cuba) mit Cata-
lina Suarez Pacheco, in zweiter (in Spanien) mit Juana de Arellano, Tochter des Carlos Grafen von Aguillar.

1 Ausgabe von 1581, p. 281.

2 Jetzt im Depöt der Gemäldegalerie des Allerhöchsten Kaiserhauses. Frhr. v. Sacken, Die k. k. Ambraser-Sammlung
II, S. 19, Nr. 109; vgl. Jahrbuch XIV (1893), S. 42, Note 4.

3 Jahrbuch XIV (i8g3), Regesten 10641, 10655, 10672, 10674.

4 Die Aufschrift unseres Bildes verräth, dass letzteres in Italien entstanden, also eine Copie zweiter Hand des spani-
schen Originales war.

5 Tome X, Serie X, Section 3, Nr. 1909.

6 Vatout I, p. 3o8: Auf Holz gemalt, 1822 als Van Dyk angekauft und von Vatout als Pourbus bezeichnet.
XIX. 3
 
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