Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 19.1898

DOI Heft:
Abhandlungen
DOI Artikel:
Kenner, Friedrich: Die Portätsammlung des Erzherzogs Ferdinand von Tirol
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5780#0025
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Die Porträtsammlung des Erzherzogs Ferdinand von Tirol.

19

Pelz verbrämtem Mantel, unter diesem eigentümlicher Weise die Rüstung mit breitem umgeschlagenen
Eisenkragen;1 die Linke, vom Mantel bedeckt, in die Seite gestützt, die Rechte am Schwertgriff.

148, 149. Gonzalo (Consalvus) Fernandez de Cordoba, Herzog zu Sesa, Terra nuova und
S. Angelo,

der grosse Capitän, Sohn des Pedro Fernandez von Cordoba, Grafen von Aguilar, geboren in Montilla 1453,
diente unter Fernando dem Katholischen und Isabella im Kriege gegen Portugal und bei der Eroberung von
Granada, führte 1495 und 1501 die Hilfstruppen, welche der König seinem Vetter Ferdinando II. von Neapel gegen
Karl VIII. und Ludwig XII. von Frankreich sendete, und vertrieb im ersten Zuge die Franzosen; im zweiten
nahm er Tarent, besiegte die feindlichen Armeen in den drei Schlachten bei Seminara, Cirignola und am Gari-
gliano und zog nach der Einnahme von Gaeta im Triumphe in Neapel ein. Der durch seine Siege und Tapfer-
keit, nicht minder durch Geist, Bildung und Klugheit hervorragende Heerführer entging gleichwohl nicht den
Verdächtigungen, nach der Krone von Neapel zu streben oder sie dem Erzherzog Philipp dem Schönen in die
Hände spielen zu wollen; der König veranlasste ihn, nach einem Besuche in Neapel, in seinem Gefolge nach
Spanien zurückzukehren (1507), wo er sich nach Granada zurückzog und am 20. December 1515 starb; die Leiche
wurde in der von seiner Gemahlin Maria Manrique de Castilla erbauten grossen Kapelle S. Geronimo bei-
gesetzt.

148. Zierliche Silberschrift: FERDINANDVS CONSALVVS. Hüftbild links, im Dreiviertelprofil, der
Kopf klein, die Brust unverhältnissmässig breit und lang, schmales, unbärtiges Gesicht mit feinen
Zügen, das lange, unten eingerollte Haupthaar, die Brauen und die nach links blickenden Augen
braun, vortretende Stirne, leichtgebogene Nase, Mund und Kinn klein; auf dem Kopfe ein breites
schwarzes Baret, über das in Fältchen gezogene Hemd ein lichtgraugrüner Rock, oben mit schmalen
Querstreifchen in Gold geschmückt, darüber eine von der rechten Achsel zur linken Hüfte gelegte
Goldkette aus langen, achterförmigen Gliedern; der vorne offene Oberrock, jetzt lilafarbig, ist mit
braunem Pelzkragen und Futter versehen. Grund graubraun, ins Lichtere spielend. — Katalog
Nr. 764.

Jovius I, 142, nach ihm Roo, p. 426, als Brustbild, vollbärtig und in der Kleidung verschieden;
es scheint hier irrthümlich ein unrichtiges Bild eingestellt zu sein, das mit Gonzalo nichts zu thun hat.

149. Grosse Buchstaben in gelber Oelfarbe: FERDIN: GONSALVVS<. Brustbild links, im Profil,
unbärtig, der Kopf unbedeckt, das in Stirne und Nacken reichende Haar, die flache, weitgezogene
Braue und der kleine Augenstern kastanienbraun, die leicht gebogene Nase stark, die Unterlippe wenig
vortretend, der Hals bloss; in grauer Rüstung mit weissem Halsstreif und massig hohen Achselflügen,
von der linken Schulter zur rechten Hüfte eine blassrothe Schärpe. Grund grau, ins Lichtere spielend.
— Katalog Nr. 765. — Die Copie verräth einen derben Pinsel.

Bei Schrenk, Tav. XVIII, und Köhler, Taf. 18, S. 69, ähnlich aber älter, Scheitel kahl und mit
einer Art Diadem umgeben. ■— Bei Aliprando Capriolo, f. 87, und Totti, p. 167, unserem Bilde im Ge-
sichte gleich, jedoch im Rock und mit Pelz verbrämtem Oberkleide, die aufgestellte Krämpe des nie-
deren Hutes mit einer Medaille geschmückt. —■ Ein dem letzteren gleiches Bildniss gibt Carderera
(II, Est. LXV bis) aus dem Besitze der Duques de Sesa, das augenscheinlich in Italien im XVI. Jahr-
hunderte nach einem älteren Originale copirt ist. Die Augen sind grau, das Haar kastanienbraun, das
Unterkleid aus Goldstoff mit Silberornamenten, der Mantel roth, mit Hermelin verbrämt. — München,
Fickler (vgl. v. Reber II, S. 42) verschollen.

Zwei berühmte Künstler sollen nach den vorliegenden Nachrichten Bildnisse des grossen Capitäns
gemalt haben, Tizian und Giorgione. Das Werk des Ersteren ist nur von Lomazzo ohne irgend eine
nähere Angabe erwähnt;2 seine Aeusserung beruht wahrscheinlich auf einer Verwechslung mit Gior-
gione.3 Von dem Gemälde des Letzteren sagt Vasari,4 im Hause des Antonio de' Nobili befinde sich
»una altra testa di capitano armato molto vivace e pronta, il qual dicono essere un de' capitani che

1 Retratos de los Espanoles con un epitome de sus vidas, 1791, ohne Tafelnummer.

2 Trattato dell' arte della pittura, p. 63s.

3 Crowe und Cavalcaselle, Tizian (Ausgabe von Max Jordan, 1877), wissen von einem Bildnisse, das dieser Meister
(Tizian) von Gonzalo gemalt hätte, nichts.

4 Vasari-Milanesi IV, 94.

3*
 
Annotationen