Friedrich Kenner.
von Auray (29. September 1364) theil, in welchem Charles de Blois fiel und Guesclin in Gefangenschaft gerieth.
Nach Abschluss des Friedens in Freiheit gesetzt, führte er die abenteuernden Truppen, die eine Plage des Landes
geworden waren, auf des Königs Karl V. Wunsch i366 gegen Pedro I. den Grausamen von Castilien, nahm die
wichtigsten Städte des Landes und Hess Enrique von Transtamare in Burgos zum Könige krönen, der aber 1367
gegen Guesclin's Rath die Schlacht von Navarette einging, in der sein Heer von den Engländern, die Don Pedro
zu Hilfe gekommen waren, besiegt und aufgerieben wurde. Du Guesclin, abermals gefangen, nach Bordeaux
gebracht und hier ausgelöst, kämpfte i368 für den Herzog von Anjou siegreich in der Provence gegen die Partei
der Johanna von Neapel, trat hierauf einen neuen Zug gegen Don Pedro und seine Verbündeten, die Mauren,
an und errang bei Toledo einen glänzenden Sieg über Beide am i3. August i36g, worauf er in Paris 1370 die
Würde eines Connetable von Frankreich erhielt. Es folgten weiter siegreiche Unternehmungen in der Normandie,
in Auvergne, in Rouergue und im Poitou (1370—1372) gegen die Engländer, welchen er, da sie von Jean de
Montfort neuerdings in die Bretagne gerufen worden waren, nun wieder in diesem Lande mit dem grössten Er-
folge entgegentrat (1373); im folgenden Jahre kämpfte er in Guyenne, zog sich auf kurze Zeit vom Hofe zurück,
bei dem er des Einvernehmens mit Montfort verdäch-
tigt worden war, trat aber 1377—i38o neuerdings als
Eroberer in Guyenne und der Bretagne auf und wurde
zum Generallieutcnant im Languedoc ernannt, erkrankte
während der Belagerung von Chateauneuf-Randon und
starb am i3. Juli i38o, kurz vor Uebergabe der Stadt,
die ihre Schlüssel auf seinen Sarg niederlegte. Die
Leiche wurde auf Befehl des Königs Karl V. neben seiner
eigenen Grabstelle in der Königsgruft zu St. Denis bei-
gesetzt. 1 — Er war zweimal vermählt, ohne Nach-
kommen zu hinterlassen, in erster Ehe mit Tiphaine,
Tochter des Robert Raguenel, Sieur de Chastel-Oger,
in zweiter (Contract vom 21. Jänner 1373) mit Jeanne
de Lavel, Dame de Tinteniac.
Goldschrift: BERTRAMVS GVESTLIN (sie) CO-
NESTA „ j BILIS FRANCLE. Brustbild links, im Drei-
viertelprofil, unbärtig, die aufwärtsblickenden
kleinen Augen und die Brauen braun, das kurze
Haupthaar fast weiss, ein kurzes, breites, volles
und runzeliges Gesicht mit kurzer, vorne dicker
Stumpfnase, kleinem Munde, vortretendem getheil-
ten Kinne, faltigem Nacken und merklich aus-
ladendem Hinterhaupte, im Ringelpanzer, über
dessen Hals der rothe Kragen des Unterkleides ge-
schlagen ist; der Rand des Kragens bogenförmig
ausgeschnitten und mit Gold gesäumt. Ueber der
Nr> J9i- Rüstung ein blauer Waffenrock, der Ausschnitt
unter dem Halse mit drei Goldknöpfchen versehen,
die kurzen Aermel mit Goldfransen besetzt, unter welchen die Schienen der Rüstung sichtbar sind.
Von der rechten Schulter zur linken Hüfte läuft ein breites rothes Band, auf welchem viermal die Mu-
schel des Michaelsordens in Silber aufgelegt ist, zwischen den Muscheln sitzen je zwei Perlen. Die mit
Eisenhandschuh bekleidete Rechte, von der nur ein Theil sichtbar ist, hält ein blankes breites Schwert
mit goldener Parirstange. Grund grau. — Auf der Rückseite des Holztäfelchens in alter Schrift: Ber-
tram de Gneslin (sie) Conestab francice. — Katalog Nr. 841.
Neben späteren Bildnissen, die wenig Vertrauen einflössen,2 gibt es von Du Guesclin ältere Darstel-
lungen, welche den gleichen Typus des Kopfes, wie er in unserem Bilde erscheint, verrathen. Ihre vorzüg-
lichen Merkmale sind die Wendung des Blickes nach oben, die charakteristischen Formen des Kopfes
wie des Gesichtes und die Unbärtigkeit, während in der Kleidung, namentlich in den Farben derselben,
Verschiedenheiten vorhanden sind. Dies sind deutliche Anzeichen, dass das Original eine alte Sculptur
1 Auf seinem Grabe brachte man eine 3 Fuss hohe, den Heros in natürlicher Grösse (wohl knieend) darstellende
Sculptur mit einfacher Grabinschrift an.
2 Vgl. Gal. hist. de Versailles, Tome IX, Serie IX, Section I, Nr. 1249, nach einem Bilde aus Chäteau Beauregard.
von Auray (29. September 1364) theil, in welchem Charles de Blois fiel und Guesclin in Gefangenschaft gerieth.
Nach Abschluss des Friedens in Freiheit gesetzt, führte er die abenteuernden Truppen, die eine Plage des Landes
geworden waren, auf des Königs Karl V. Wunsch i366 gegen Pedro I. den Grausamen von Castilien, nahm die
wichtigsten Städte des Landes und Hess Enrique von Transtamare in Burgos zum Könige krönen, der aber 1367
gegen Guesclin's Rath die Schlacht von Navarette einging, in der sein Heer von den Engländern, die Don Pedro
zu Hilfe gekommen waren, besiegt und aufgerieben wurde. Du Guesclin, abermals gefangen, nach Bordeaux
gebracht und hier ausgelöst, kämpfte i368 für den Herzog von Anjou siegreich in der Provence gegen die Partei
der Johanna von Neapel, trat hierauf einen neuen Zug gegen Don Pedro und seine Verbündeten, die Mauren,
an und errang bei Toledo einen glänzenden Sieg über Beide am i3. August i36g, worauf er in Paris 1370 die
Würde eines Connetable von Frankreich erhielt. Es folgten weiter siegreiche Unternehmungen in der Normandie,
in Auvergne, in Rouergue und im Poitou (1370—1372) gegen die Engländer, welchen er, da sie von Jean de
Montfort neuerdings in die Bretagne gerufen worden waren, nun wieder in diesem Lande mit dem grössten Er-
folge entgegentrat (1373); im folgenden Jahre kämpfte er in Guyenne, zog sich auf kurze Zeit vom Hofe zurück,
bei dem er des Einvernehmens mit Montfort verdäch-
tigt worden war, trat aber 1377—i38o neuerdings als
Eroberer in Guyenne und der Bretagne auf und wurde
zum Generallieutcnant im Languedoc ernannt, erkrankte
während der Belagerung von Chateauneuf-Randon und
starb am i3. Juli i38o, kurz vor Uebergabe der Stadt,
die ihre Schlüssel auf seinen Sarg niederlegte. Die
Leiche wurde auf Befehl des Königs Karl V. neben seiner
eigenen Grabstelle in der Königsgruft zu St. Denis bei-
gesetzt. 1 — Er war zweimal vermählt, ohne Nach-
kommen zu hinterlassen, in erster Ehe mit Tiphaine,
Tochter des Robert Raguenel, Sieur de Chastel-Oger,
in zweiter (Contract vom 21. Jänner 1373) mit Jeanne
de Lavel, Dame de Tinteniac.
Goldschrift: BERTRAMVS GVESTLIN (sie) CO-
NESTA „ j BILIS FRANCLE. Brustbild links, im Drei-
viertelprofil, unbärtig, die aufwärtsblickenden
kleinen Augen und die Brauen braun, das kurze
Haupthaar fast weiss, ein kurzes, breites, volles
und runzeliges Gesicht mit kurzer, vorne dicker
Stumpfnase, kleinem Munde, vortretendem getheil-
ten Kinne, faltigem Nacken und merklich aus-
ladendem Hinterhaupte, im Ringelpanzer, über
dessen Hals der rothe Kragen des Unterkleides ge-
schlagen ist; der Rand des Kragens bogenförmig
ausgeschnitten und mit Gold gesäumt. Ueber der
Nr> J9i- Rüstung ein blauer Waffenrock, der Ausschnitt
unter dem Halse mit drei Goldknöpfchen versehen,
die kurzen Aermel mit Goldfransen besetzt, unter welchen die Schienen der Rüstung sichtbar sind.
Von der rechten Schulter zur linken Hüfte läuft ein breites rothes Band, auf welchem viermal die Mu-
schel des Michaelsordens in Silber aufgelegt ist, zwischen den Muscheln sitzen je zwei Perlen. Die mit
Eisenhandschuh bekleidete Rechte, von der nur ein Theil sichtbar ist, hält ein blankes breites Schwert
mit goldener Parirstange. Grund grau. — Auf der Rückseite des Holztäfelchens in alter Schrift: Ber-
tram de Gneslin (sie) Conestab francice. — Katalog Nr. 841.
Neben späteren Bildnissen, die wenig Vertrauen einflössen,2 gibt es von Du Guesclin ältere Darstel-
lungen, welche den gleichen Typus des Kopfes, wie er in unserem Bilde erscheint, verrathen. Ihre vorzüg-
lichen Merkmale sind die Wendung des Blickes nach oben, die charakteristischen Formen des Kopfes
wie des Gesichtes und die Unbärtigkeit, während in der Kleidung, namentlich in den Farben derselben,
Verschiedenheiten vorhanden sind. Dies sind deutliche Anzeichen, dass das Original eine alte Sculptur
1 Auf seinem Grabe brachte man eine 3 Fuss hohe, den Heros in natürlicher Grösse (wohl knieend) darstellende
Sculptur mit einfacher Grabinschrift an.
2 Vgl. Gal. hist. de Versailles, Tome IX, Serie IX, Section I, Nr. 1249, nach einem Bilde aus Chäteau Beauregard.