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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 19.1898

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Kenner, Friedrich: Die Portätsammlung des Erzherzogs Ferdinand von Tirol
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https://doi.org/10.11588/diglit.5780#0098
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90

Friedrich Kenner.

Xr. 211 A.

gleich Schwiegersohn des Gaspard Coligny, der ihm
seine Tochter Louise zur Gemahlin gab. Er fiel als
eines der Opfer der St. Bartholomäusnacht vom 24. auf
den 25. August 1572.

(Nicht ausgestellt.) Zierliche Goldschrift:
DOMINVS DE TILLINGN. Brustbild links, im Drei-
viertelprofil, die Augen blau, das gewellte Haar,
der dünne Schnurrbart und der Anflug von Voll-
bart nebst Fliege lichtbraun; auf dem Kopfe schief
aufgesetzt ein niedriger, faltiger schwarzer Hut
mit schmaler Krampe und schwarzer Feder über
dem linken Ohre, in Halskrause und schwarzem
Rock mit hohem, geschlossenem Kragen. Grund
warmes, ziemlich lichtes Grau. — Katalog Nr. 838.

In den mir zugänglichen Porträtwerken habe
ich vergeblich nach einem Bildnisse des Louis
Teligni gesucht. Sie scheinen in der That sehr
selten zu sein. Das Original, wohl eine Zeichnung,
dürfte zwischen 1565 und 1569 zu setzen sein;
wenigstens fallen die übrigen Bilder, welche eine
gewisse Verwandtschaft in der Mache mit dem
vorliegenden haben, in diese Zeit; es ist von ihnen
im Allgemeinen schon oben (S. 34) gesprochen
worden.

England und Schottland.

Ursprünglich befanden sich in der Sammlung des Erzherzogs Ferdinand nur fünf auf England
bezügliche Bilder, zwei der Königin Elisabeth aus verschiedenen Lebensjahren (Nr. 212 um 1573,
Nr. 2i3 um 1583 entstanden), ferner die ihrer Lieblinge Dudley (Nr. 218, um 1587) und Raleigh
(Nr. 220, um 1586 gemalt), endlich das des Weltumseglers Drake (Nr. 217, 1581), letzteres das einzige,
welches datirt ist. Erst etwa im XVIII. Jahrhunderte kamen, wohl aus der Wiener Schatzkammer, vier
werthvolle Miniaturen1 hinzu. Das Bildniss der Königin Maria Stuart wurde in neuester Zeit dieser
Reihe eingefügt. Heute besteht sie also aus zehn Bildern.

Ueber die Erwerbung der den älteren Bestandtheil bildenden fünf Porträte fehlen alle Nach-
richten; sie scheinen spät in den Besitz des Erzherzogs gekommen zu sein, da die Originale jener von
Dudley (Nr. 218) und Raleigh (Nr. 220), wie aus dem Lebensalter, das sie verrathen, geschlossen wer-
den muss, nicht vor 1586 oder 1587 entstanden sein können; auch zeigen die meisten der älteren Bild-
nisse Aufschriften in röthlichgelber Oelfarbe und weist der Charakter der Cursivschrift, die eigen-
thümlicher Weise auf dem letztgenannten Bilde getroffen wird, auf die letzten Decennien des XVI. Jahr-
hunderts hin.

Die Künstler der Originale sind nur in drei Fällen, welche Miniaturen von Nicholas Hilliard2
betreffen, zu bestimmen; in zwei anderen können die Meister Zucchero (Nr. 212) und Hoskins (Nr. 216)
nur vermuthet werden. Das Bildniss der Königin Maria Stuart (Nr. 214) ist eine vom Copisten übel
zugerichtete Nachahmung nach Francois Clouet. Mit Ausnahme dieses Bildes und des Porträtes von
Dudley (Nr. 218) sind die Copien gut und sorgfältig gemalt.

1 König Jakob VI. (I.) Nr. 215, Königin Anna Nr. 215 A, Drake Nr. 216, Raleigh Nr. 21g.

2 Nr. 215, 215 A, 219.
 
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