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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 19.1898

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Abhandlungen
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Kenner, Friedrich: Die Portätsammlung des Erzherzogs Ferdinand von Tirol
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https://doi.org/10.11588/diglit.5780#0132
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Die Porträtsammlung des Erzherzogs Ferdinand von Tirol.

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Oberkleid mit breiter Verbrämung aus braunem Pelze, am Halse ein schräge laufendes schmales Gold-
band. Auf Pappe aufgezogen. — Katalog Nr. 667.

Bei Jovius I, 107, gleich, eine Rose vor sich haltend; Halskrause und Goldband fehlen hier. —
Roo wie Jovius, im Gegensinne. — Florenz. — München, Fickler, Inventar, fol. 2927, datirt 1526
(v. Reber, S. 22). — Rovillius II, p. 206 (Ausgabe von 1553), wohl nach Bellini's Gemälde in der Samm-
lung Layard. — Brye, f. 7, unserem Bilde ähnlich
aber im Gegensinne.

Zweimal ersuchte Mahomet II. um Zusen-
dung italienischer Künstler, deren Ruhm zu ihm
gedrungen war, um sein Bildniss malen und Me-
daillen mit seiner Büste herstellen zu lassen.1 Das
erste Mal wendete er sich 1459 an Sigismondo
Pandolfo di Malatesta von Rimini, welcher den
Maler und Medailleur Matteo de Pastis nach Con-
stantinopel schickte.2 Von den Werken dieses
Meisters ist, so weit sie sich auf den Sultan be-
ziehen, nichts mehr vorhanden.3 Das zweite Mal
erging die Einladung an die Signorie von Vene-
dig; sie sandte Gentile Bellini an den türkischen
Hof. Dieser verliess Venedig am 3. September 1479
und kehrte, reich beschenkt und mit Auszeich-
nungen bedacht, Ende 1480 wegen des bevor-
stehenden neuen Feldzuges gegen Rhodus in die
Lagunenstadt zurück, nachdem er in verschiedenen
Aufnahmen den Sultan und viele Persönlichkeiten
seines Hofes porträtirt und Gemälde für das Serai
gemalt hatte. Das grosse Bildniss des Sultans
vollendete er kurz vor seiner Abreise; es ist vom
25. November 1480 datirt, also sechs Monate vor Nr. 12.

dem Tode des Letzteren. Sein Sohn und Nach-
folger, Bajesid II., ein eifriger Mahomedaner, beobachtete gewissenhafter als sein Vater das Bilder-
verbot des Propheten und liess die Sammlung von Gemälden und Sculpturen, die er im Serai vorfand,
auf dem Bazar von Constantinopel verkaufen; sie wurden vorzüglich von Abendländern, meist Vene-
zianern, erstanden und nach Italien gebracht. Auf diese Weise gelangten zwei Bildnisse des Sultans,
welche Gentile gemalt hatte, nach Venedig; das eine (jetzt verloren) gelang es Giovio, wie er selbst
sagt, für seine Sammlung zu erwerben;4 es ist die Vorlage unserer Copie, welch' letztere augenschein-
lich in Florenz von dem öfter genannten Copisten F gemalt wurde und die Charakteristik der Gesichts-
züge im Vergleiche zu Giovio's Bilde auffallend stark betont. Das andere Gemälde, welches Bellini in
Constantinopel vollendete, ging nach manchen Wechselfällen in die Sammlung Henry Layard über.

1 Vgl. hierüber und über das Folgende die sorgfältig gearbeitete Monographie von L. Thuasne, Gentile Bellini et
Sultan Mohammed II., Paris 1888, avec 8 planches hors texte. — Vgl. Vasari-Milanesi III, 165 f.

2 Alois Heiss (Medailleurs de la Renaissance, Matteo de Pastis [Paris 1883], p. 18, spricht die Vermuthung aus, dass
die Entsendung schliesslich unterblieben sei, da sich (bisher) keine Nachrichten über die Reise und die Rückkehr des
Künstlers gefunden haben.

3 Nur eine, wenngleich begründete Vermuthung ist es, dass die Medaille (Armand, Les Medailleurs Italiens des XV
et XVI Siecles I, 17 et 24, Note B, vgl. Heiss, Spinelli, pl. VIII, Nr. 1) mit dem Bildniss des Sultans aus jenem Anlasse her-
gestellt worden sei, da sie den Letzteren mit etwa 33 Lebensjahren darstellt, also um 1460—1463 entstanden ist, was mit der
Sendung de Pastis übereinstimmen würde. Das Exemplar der Münzen- und Medaillensammlung des Allerhöchsten Kaiser-
hauses zeigt ihn nur mit Schnurrbart.

4 »— — veraque ejus imagine sumus potiti, quam Gentiiis Bellinus e Venetia Byzantium evocatus pinxerat — —«.
Vgl. Camponi, Lettere artistiche, p. 237.

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