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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 19.1898

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Abhandlungen
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Hermann, Hermann Julius: Miniaturhandschriften aus der Bibliothek des Herzogs Andrea Matteo III. Acquaviva
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https://doi.org/10.11588/diglit.5780#0199
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Miniaturhandschriften aus der Bibliothek des Herzogs Andrea Matteo III. Acquaviva.

i83

Das Mittelbild enthält die Hauptdarstellung: Eine nackte Frau schlingt einen Schleier um eine
aus vier concentrischen Kreisen bestehende Scheibe; zwischen ihren Beinen läuft ein Hund. Eine Lö-
sung der räthselhaften Allegorie gestattet uns die Scheibe, deren Kreisringe deutlich durch ihre Farbe
als die vier Elemente gekennzeichnet sind. Damit wird uns auch die Bedeutung der weiblichen Alle-
gorie klar. In ihr möchte ich die yCkcxr^, die Freundschaft, erkennen, welche die vier Elemente umfasst.
Diese Auffassung entspricht aber nicht dem Aristoteles sondern der Philosophie des Empedokles, dessen
im zweiten Capitel des achten Buches gedacht wird; ausführlicher behandelt Aristoteles die Ansichten
desselben in seiner Metaphysik (I, 3 und 4). Empedokles erklärt als die Grundprincipien alles Seins

Fig. 6. Cod. Phil, graec. 4, f. 62': Die Freundschaft.

die Freundschaft (siAsvr,; oder &fpoStnj) und den Streit (vsr/.o;). Die vier Elemente (£i£<*>|*ara) werden
durch die aCkö-cr^ zusammengehalten, der Streit trennt sie wieder. Auf dem abwechselnden Vorherr-
schen der beiden beruhen die Perioden der Welt. Aristoteles hat — nach Ziegler mit Unrecht — Con-
sequenzen für die Ethik gezogen. Die cpiXÖTv;? entspricht der aCkla des Stagiriten.

Und wie Empedokles selbst neben fiXivr^ sich auch des Ausdruckes 'AopoSi'-n) bedient, so sehen wir
auch in unserem Bilde die alles umfassende Freundschaft in der Gestalt einer Aphrodite; ein Hund, das
Sinnbild der Treue, begleitet sie.

Das Bildchen, dessen Hintergrund wieder Blätter an langen Stielen bilden, zeichnet sich durch
sorgfältige Ausführung und Mode_Jlirung aus.

Die acht Bogen zu beiden Seiten und der unterste Bogen in der Mitte enthalten eine Darstellung
der neun Musen als musicirender Jungfrauen, wie sie die Renaissance darzustellen liebte. Ihre Tracht
 
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