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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 19.1898

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Abhandlungen
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Hermann, Hermann Julius: Miniaturhandschriften aus der Bibliothek des Herzogs Andrea Matteo III. Acquaviva
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https://doi.org/10.11588/diglit.5780#0201
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Miniaturhandschriften aus der Bibliothek des Herzogs Andrea Matteo III. Acquaviva. iß^

links hängen Waffen und Wappen an Fäden herab; doch fehlt eine figürliche Darstellung. Die beiden
Bilder rechts und eines unten in der Mitte geben Beispiele für Freundschaftsbeziehungen durch
genreartige Scenen. Rechts oben sehen wir einen in einem Thurme gefangenen Greis, den ein Freund
besucht und ihm Trost zuspricht. Im Bilde darunter eine Flusslandschaft mit hochstämmigen
Bäumchen; ein Mann kniet am Ufer und nimmt Muscheln aus dem Wasser, sein Freund steht da-
neben. In dem Bilde unten in der Mitte endlich begrüsst ein Mann seinen Gastfreund, der eben vom
Schiffe ans Land steigt. Mehr als Beispiele für Freundschaftsverhältnisse ist in diesen drei flüchtig
ausgeführten Bildchen wohl nicht zu suchen; es sind eben blos genreartige Darstellungen ohne Be-
ziehung auf den Mythos. Auch ist die Vorschrift für den Miniator so allgemein gehalten, dass wir

Fig. 7. Cod. Phil, graec. 4, f. 72: Die Grazien als Beschützerinnen der Freundschaft.

wohl annehmen können, dass ihm die Wahl der einzelnen Scenen selbst überlassen blieb. Möglicher-
weise sollte auf das Verhältniss zwischen Vater und Sohn, zwischen Brüdern und Gastfreunden hin-
gewiesen werden.

Zu oberst sind zwei Darstellungen, welche ein freundschaftliches Verhältniss auch unter den
Thieren andeuten sollen. Links in einer Flusslandschaft zwei Reiher, denen ein dritter eine Schlange
bringt; rechts, auf demselben Gedanken basirend, eine Maus, die ihren Jungen Nahrung herbeischafft.
Zwischen diesen beiden Bildchen, in welchen die Thiere besonders sorgfältig behandelt sind, ist eine
Münze angebracht, welche, wie die Legende besagt, den »Germanicus caesar« in einem mit vier Pfer-
den bespannten Triumphwagen darstellt.

Die Miniatur steht, wie sie gegenständlich an Interesse zurücktritt, auch hinsichtlich der Feinheit
der Ausführung unter den Miniaturen der Handschrift an letzter Stelle. Die Durchbildung ist fast
 
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