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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 19.1898

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Abhandlungen
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Hermann, Hermann Julius: Miniaturhandschriften aus der Bibliothek des Herzogs Andrea Matteo III. Acquaviva
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https://doi.org/10.11588/diglit.5780#0218
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Miniaturhandschriften aus der Bibliothek des Herzogs Andrea Matteo III. Acquaviva.

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krene stampft, meiner Ansicht nach als Symbol der Accademia Pontani; links entsprechend der Cameo
eines Imperator laureatus. In der Mitte der unteren Randleiste ist eine kleine Miniatur eingesetzt: in
einem Gemache thront Kyros, in goldenem Panzer, rothem Mantel und spitzigem Hut, mit Scepter und
Reichsapfel, umgeben von vornehmen Orien-
talen und Mohren; im Vordergrunde die indi-
schen Gesandten, welche dem Kyros eine
Botschaft überbringen. Damit ist auf den
Empfang der indischen Gesandten
durch Kyros angespielt, welchenXenophon
im letzten Capitel des zweiten Buches schil-
dert. Die Ausführung ist flüchtig, die Com-
position ziemlich ungeschickt. Dasselbe gilt
von dem Initialbilde (Fig. 10), welches Ky-
ros zu Pferd darstellt. Er trägt einen gol-
denen Thorax und Helm, in der Rechten
hält er das Schwert; dunkelblaue, zackige
Berge begrenzen den Hintergrund. Zu Be-
ginn der einzelnen Bücher rohe Randleisten
in der erwähnten Art und goldene Initialen
auf farbigen, mit Goldspiralen gezierten Fel-
dern. Vermuthlich rührt die höchst unbe-
deutende Miniatur von einem Gehilfen her.

Wichtig ist wiederdie Schlussnotiz f. g5': Fig. 10. Wien, Hist. graec. 2, f. 1: Kyros.

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Die Schrift rührt also auch von dem erwähnten Angelos Ko(n)stantinos aus Sternataja bei Otranto
her, dessen Schreiberzeichen sich auch hier wiederfindet. Die als Datirung angeführte Indiction y'

(als Zahlzeichen = 3), d. h. tertia indictione, stimmt für das Jahr 1485, 1500, 1515 u. s. w.; aus den
obenerwähnten Gründen möchte ich auch hier mich für das Jahr 1500 entscheiden.

12. Livius: Historiae romanae decas III.

(Wien, Hofbibliothek, Cod. Nr. 14 [Hist. prof. 63].)

Ein Folioband, 243 Mm. breit, 36i Mm. hoch, mit 285 Pergamentblättern mit Goldschnitt, in
weissem Schweinslederband aus dem Jahre 1755. Die Handschrift wurde von Sambucus erworben und
kam aus seiner Bibliothek in kaiserlichen Besitz. Die künstlerische Ausstattung besteht in Randleisten
und Initialen vor jedem der zehn Bücher.

f. 1 schmückt eine reizende, von rothen, blauen und grünen Blattleisten eingefasste Randver-
zierung (Fig. 11), bestehend aus schönen symmetrischen, weissen, reichverschlungenen Spiralranken,
die von Putten belebt sind. Sie entspringen aus einer grossen goldenen, von zwei Putten gehaltenen
Vase und umschliessen rechts oben ein Medaillon, in welchem eine Wildente in einem Weiher dar-
gestellt ist. Zu beiden Seiten der Vase steht auf Schriftbändern der Name des Miniators: IACOBI • DE
— FABRIANO. Ebenso sind die obere und linke Randleiste gebildet. In der Mitte der unteren Rand-
leiste in einer Rosette das Wappen des Herzogs. Auch um die goldene Initiale I schlingen sich diese
weissen Spiralranken; der Grund der Zwischenräume ist roth, blau, grün mit weissen Pünktchen bemalt.

Wie diese, so haben auch die folgenden Initialen und Randleisten rein decorativen Charakter.
Die Randleisten sind meist durch Medaillons mit kleinen Bildchen belebt, welche Landschaften, Thiere,
 
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