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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 19.1898

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Abhandlungen
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Hermann, Hermann Julius: Miniaturhandschriften aus der Bibliothek des Herzogs Andrea Matteo III. Acquaviva
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https://doi.org/10.11588/diglit.5780#0220
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198

Fig. II. Wien, Cod. 14, f. 1 :
Randleiste mit der Künstlerinschrift:
»Jacobi de-Fabriano«.

Hermann Julius Hermann.

besonders Hirsche, Hasen, Reiher, Flamingo u. a. m., dann aber
auch kleine Köpfe darstellen. Speciell erwähne ich auf f. 88' einen
auf einer Bank sitzenden Amor in rothem Kleidchen, der sich auf
eine Lanze stützt. Auch fehlt es nicht an allerliebsten drolligen
Darstellungen; so findet sich unter Anderem ein Putto, der auf
einem Ungeheuer reitet (f. 143), oder ein auf einer Gazelle reitender
Mann (f. 3o), dann wieder ein Knabe auf dem Rücken eines rothen
Fisches (f. 143) u. dgl.; aber immer ohne Beziehung auf den Inhalt
des Textes, immer nur decorativ verwendet. Zur Unterbrechung
der Randleisten sind reichverschlungene Goldleisten verwendet. In
der Ausführung ziemlich flüchtig, üben die Bildchen durch ihren
blauen Gesammtton eine eigenartige Wirkung. Trotz der geringen
künstlerischen Bedeutung verleihen diese Randleisten der Hand-
schrift ein überaus prunkvolles Aussehen durch die reiche Anwen-
dung von Gold und die bunten, grellen Farben.

i3. Livius: Historiae romanae decas III.

(Wien, Hofbibliothek, Cod. Nr. 45 [Hist. prof. 64].)

Ein Folioband, 23o Mm. breit, 332 Mm. hoch, mit 285 Perga-
mentblättern mit gravirtem Goldschnitt, in weissem Schweinsleder-
band aus dem Jahre 1755. Er stammt aus dem Besitze des Sam-
bucus, der ihn nach Endlicher (Catalogus manuscriptorum, Nr. CHI)
an Maximilian II. schenkte.

Das Titelblatt (Taf. XVII) umgibt als Randleiste eine die
ganze Höhe einnehmende Hügellandschaft mit halbzerstörten Zie-
gelbauten; oben erblicken wir im Hintergrunde das Meer, aus
welchem blaue Berge aufragen, die sich vom Abendhimmel ablieben.
Zwei verschlungene Lyren hängen oben in der Mitte.1 Die Detail-
behandlung der Landschaft mit den grünen, mit kleinen Bäumchen
besetzten Felshügeln und dem Meere im Hintergrunde stimmt mit
der zweiten und vierten Miniatur des Cod. Phil, graec. 2 so über-
ein, dass wir dieselbe Hand voraussetzen müssen. Dies bekräftigen
noch die Putten unter dem Textblatt. Da hängt vor einer kleinen
Aedicula das Herzogswappen (wie im Cod. Phil, graec. 2), ge-
schmückt mit Festons; zu beiden Seiten des Wappens stehen Putten
mit F'üllhörnern; zwei andere Putten eilen mit Schüsseln mit Aepfeln
herbei. In ihrem Typus erinnern diese Putten vollkommen an die
Putten der zweiten Miniatur des Cod. Phil, graec. 2 (vgl. Fig. 4)
und die auf dem Architrav der Prunkarchitektur sitzenden Putten
der vierten Miniatur derselben Handschrift.

Dieselbe Behandlung der Landschaft findet sich auch in den
kleinen Initialbildern, welche jedem Capitel vorgesetzt sind. So
gleich hier in dem Initialbild des Titelblattes, welches den Schwur
des Hannibal darstellt, womit dieser seinem Vater Hamilkar ver-
sprach, stets ein Feind der Römer zu sein.

r 1 Die Lyra findet sich auch auf der Miniatur des Cod. Phil, graec. 2, f. 123;
ferner in dem Codex der Physik des Aristoteles in Neapel.
 
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