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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 19.1898

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Abhandlungen
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Hermann, Hermann Julius: Miniaturhandschriften aus der Bibliothek des Herzogs Andrea Matteo III. Acquaviva
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https://doi.org/10.11588/diglit.5780#0221
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Miniaturhandschriften aus der Bibliothek des Herzogs Andrea Matteo iii. Acquaviv;

199

Zu Beginn der einzelnen Bücher stellen die kleinen Initialbilder das in dem betreffenden Buche
geschilderte Hauptereigniss dar; als Randleisten sind durchgehends goldene Candelaber (wie im Cod.
Phil, graec. 2) verwendet.

Ich erwähne nur kurz den Gegenstand der einzelnen Bildchen, welche, wie erwähnt, in ihrem
Stil und ihrer technischen Behandlung ganz wie das erste Bildchen sich dem Typus der genannten
Miniaturen des Phil, graec. 2 anschliessen.

f. 2: Uebergang Hannibals über die Alpen (Erdarbeiter bahnen durch eine Schlucht den Weg
für das Heer).

f. 29: Fünf Ochsen mit Feuerbränden zwischen den Hörnern (die bekannte Erzählung von der
Errettung des Hannibal bei Capua; die Nacht ist durch den schwarz gefärbten Himmel angedeutet).

f. 60': Abgesandte schütten vor einem Tempel die den bei Cannä gefallenen Römern abgenom-
menen Ringe zu einem Haufen zusammen.

f. 88': Belagerung von Syracus durch die römische Flotte.

f. 115': Archimedes zeichnet mit dem Finger geometrische Figuren in den Boden seines Zimmers
(in Beziehung auf die Belagerung von Syracus).

f. 142': Die Mitglieder des Senates von Capua werden auf einem Scheiterhaufen verbrannt.

f. 173': Die Zeltlager der Römer und Karthager vor der Schlacht am Metaurus (die Römer mit
dem Feldzeichen S. P. Q_. R., die Karthager mit weisser Fahne mit drei blauen Halbmonden).

f. 206: Die Einwohner der Stadt Astapa stürzen sich von der Stadtmauer ins Feuer.

f. 237': Frauen bringen die Bildsäule der idäischen Mutter aus Pessinus in Phrygien nach Rom.

f. 260': Triumph des Scipio. Voran Krieger mit Trophäen und Bildsäulen der Stadtgöttinnen,
dann Scipio mit zwei Sceptern auf einem von vier Schimmeln gezogenen Triumphwagen, geleitet von
Jungfrauen; dem Wagen folgen die gefesselten Gefangenen, den Schluss bilden Reiter.

Die kleinen Initialbildchen entbehren trotz der ziemlich rohen Ausführung nicht eines gewissen
Reizes. Der Miniator bekundet auch hier Geschicklichkeit in der Wahl der Situation und Stimmung,
wie z. B. in den Bildchen auf f. 2. und f. 29; Landschaft und Figuren lassen erkennen, dass die Minia-
turen demselben Miniator wie das zweite und vierte Bild des Cod. Phil, graec. 2 angehören; nur stehen
sie durch die Roheit der Ausführung hinter den weit phantasievolleren philosophisch-allegorischen
Bildchen zurück.

Am Schlüsse (f. 285') nennt sich der Schreiber: »Clemens Salernitanus dei gratia feliciter scripsit.«

14. Lucius Apuleius: Metamorphoseos.

(Neapel, Biblioteca dei Gerolomini, Nr. 237 [p. ix, n. viii].)

Ein Folioband von 288 Pergamentblättern mit Goldschnitt, in einfachem Schweinslederband. Die
Initialen vor den einzelnen Abschnitten entsprechen denen des Cod. Phil, graec. 2, ebenso die als
Randleisten verwendeten Candelaber. Zwei reizende Miniaturen stellen Scenen aus Apuleius' Roman
vom goldenen Esel dar.

Die Versoseite des violett gefärbten Vorsetzblattes, welches von einer Blätterleiste umschlossen
ist, trägt oben auf einer mit Festons geschmückten Tafel den Titel des Werkes in Goldlettern:
L. apuleii Madaurensis philosophi Platomci Metamorphoseos sive de asino aureo liber
primus.

Darunter eine Miniatur, welche in höchst naiver Weise die Verwandlung des Lucius in den
Esel darstellt (Taf. XVIII):1

Im Vordergrunde einiger Berge mit blätterlosen Bäumen steht ein Renaissancebau, der uns
durch zwei auf Pfeilern ruhende Rundbogen einen Einblick in zwei Gemächer gewährt. In dem rechten

1 Bindis Erklärungen (in: Gli Acquavivi letterali) sind verfehlt, da sie gar keine Rücksicht auf den Inhalt des Ro-
manes nehmen.
 
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