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Wendelin Boeheim.
Diese Angabe ist nur einer irrigen Auffassung der inventirenden Commissäre entsprungen. Was
diese gesehen hatten, war überhaupt kein zusammensetzbarer Harnisch sondern die Verstärkungs-
und Wechselstücke für das Realgestech, das Freiturnier und die Bildung eines leichteren Harnisches.
Diese losen Stücke wurden 1806 nicht mitgenommen und verblieben daher in Ambras. Bei der spä-
teren Uebersiedlung sind einige Stücke davon abhanden gekommen. So erwarb Prinz Karl von Preussen
den zugehörigen burgundischen Helm, der noch heute im königlichen Zeughause zu Berlin zu sehen
ist. Die restlichen Stücke, meist zur Turnierausrüstung gehörend, finden sich gegenwärtig in der
kais. Waffensammlung zu Wien unter Kat.-Nr. 998 (Saal XXXVI).
Fig. 3. Halber Harnisch des Herzogs Heinrich von Guise.
Der Prunkharnisch des Königs Karl IX. von Frankreich zeigt die Formen vom Ende des
XVI. Jahrhunderts, etwa um 1580, und gehört weder einer italienischen noch einer deutschen Schule
an; am nächsten reiht er sich wohl an die etwas formlosen und schwerfälligen Arbeiten der Nieder-
länder jener Zeit. Charakteristisch erscheinen die aufgetriebenen, in schrägen Richtungen laufenden,
schnurförmigen Bänder, deren schmale Zwischenfelder mit Ornamenten in Aetzwerk geziert sind,
zwischen welchen vorne an der Brust wiederholt die heraldische Lilie auftritt. Der Harnisch, von
welchem wir (Tafel XX), um seine Details deutlicher hervorheben zu können, gleichfalls nur den oberen
Theil ohne das Beinzeug in Abbildung bringen, ist durchaus vergoldet und in roth und blau emaillirt.
Eine ganz ähnliche Auszierung mit aufgetriebenen, schräglaufenden Schnurlinien, die in den
Zwischenfeldern mit Aetzwerk ausgefüllt sind, zeigt auch der halbe Harnisch Kat.-Nr. 854 (Saal
Wendelin Boeheim.
Diese Angabe ist nur einer irrigen Auffassung der inventirenden Commissäre entsprungen. Was
diese gesehen hatten, war überhaupt kein zusammensetzbarer Harnisch sondern die Verstärkungs-
und Wechselstücke für das Realgestech, das Freiturnier und die Bildung eines leichteren Harnisches.
Diese losen Stücke wurden 1806 nicht mitgenommen und verblieben daher in Ambras. Bei der spä-
teren Uebersiedlung sind einige Stücke davon abhanden gekommen. So erwarb Prinz Karl von Preussen
den zugehörigen burgundischen Helm, der noch heute im königlichen Zeughause zu Berlin zu sehen
ist. Die restlichen Stücke, meist zur Turnierausrüstung gehörend, finden sich gegenwärtig in der
kais. Waffensammlung zu Wien unter Kat.-Nr. 998 (Saal XXXVI).
Fig. 3. Halber Harnisch des Herzogs Heinrich von Guise.
Der Prunkharnisch des Königs Karl IX. von Frankreich zeigt die Formen vom Ende des
XVI. Jahrhunderts, etwa um 1580, und gehört weder einer italienischen noch einer deutschen Schule
an; am nächsten reiht er sich wohl an die etwas formlosen und schwerfälligen Arbeiten der Nieder-
länder jener Zeit. Charakteristisch erscheinen die aufgetriebenen, in schrägen Richtungen laufenden,
schnurförmigen Bänder, deren schmale Zwischenfelder mit Ornamenten in Aetzwerk geziert sind,
zwischen welchen vorne an der Brust wiederholt die heraldische Lilie auftritt. Der Harnisch, von
welchem wir (Tafel XX), um seine Details deutlicher hervorheben zu können, gleichfalls nur den oberen
Theil ohne das Beinzeug in Abbildung bringen, ist durchaus vergoldet und in roth und blau emaillirt.
Eine ganz ähnliche Auszierung mit aufgetriebenen, schräglaufenden Schnurlinien, die in den
Zwischenfeldern mit Aetzwerk ausgefüllt sind, zeigt auch der halbe Harnisch Kat.-Nr. 854 (Saal