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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 19.1898

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II. Theil: Quellen zur Geschichte der kaiserlichen Haussammlungen und der Kunstbestrebungen des Allerdurchlauchtigsten Erzhauses
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Voltelini, Hans von: Urkunden und Regesten aus dem k. u. k. Haus-, Hof- und Staats-Archiv in Wien, [6]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5780#0518
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LIV

K. u. k. Haus-, Hof- und Staats-Archiv.

16531 i6'o5 Februar 17, Wolfenbütte}.

Heinrich Julius, postulierter Bischof von Halber-
stadt und Herzog von Braunschweig, empfiehlt Kaiser
Rudolf II. seinen Mathematiker Johann Krabbe von
Minden behufs Erlangung eines Impressoriums und
übersendet einige astronomische Werke des Ge-
nannten :

Allergnedigster herr. Aus was Ursachen uns der
kunstreiche unser bestalter mathematicus, geometer,
angeborner underthan und lieber getreuer Johann
Krabbe von Münden umb diese unsere underthenigste
vorbittschrift an euer kais. maj. wegen eines kaiser-
lichen privilegii über seine in öffentlichen druck kunf-
tiglich verfertigende prognostica, calender und andere
dergleichen astronomische observationes und tractatus
supplicative ersucht, das wollen euer kais. maj. sich
ob der beilage hieneben der gebüer ferner berichten
lassen. Als es nun gleichwoll nicht ohne sondern
aigentlich an dem, das seine bis daher geschriebene
arbeit vom denjenigen, denen sie nicht verdinget, so-
woll ihme als seinem buchdrucker zu sonderbarem
merklichen vorfang und nachteil allemahl schleunig
nachgedrucket wirdet und ich daher gedachten meinen
diener mit der gebcttcnen kais. begnadigung gern be-
fördert sehen müchte, demnach ersuche euer kais. maj.
ich hiemit allerunderthenigst, dieselbe wolle ihme ob-
erwentes Privilegium wegen dieser meiner underthe-
nigsten commendation mitzutheilen allergnedigst ge-
ruhen. Und damit euer Römisch kais. maj. zugleich
seine qualitet in etwas zu ersehen haben mügen, schicke
deroselben ich beiverwart ein exemplar von seinen neu-
lichst getruckten observationibus der zweier obern pla-
neten Saturni et Jovis, desgleichen Maitis, Solis, Ve-
neris und Mercurij sambt einem bericht von der grosen
conjunction Saturni und Jovis und dann die beschrei-
bung des im octobri des nechstabgelaufenen 1604. jahrs
von ihme prognosticirten und nachgehends allhie ob-
servirten cometen, in Zuversicht, euer Römisch kais.
maj. darob so viel befinden werden, das gedachter
mein diener vorongeregtes kais. privilegii gnugsamb
würdig. Euer kais. maj. erzaigen sich hirunter gegen
den meinen allergnedigst. Das erkenne umb euer Rö-
misch kais. maj. in aller underthenigkeit hinwieder zu
verdienen ich mich schuldig, bin's auch jederzeit zu
thun willig. — Datum auf meiner veste Wolfenbüttel
am 17. februarij anno 1605.

Eigenhändig unterschriebenes Orig. Pap. mit in äorso auf-
gedrücktem Verschlusssiegel, Reichshofrathsacten, Impressorien. —
Beiliegend die Copie eines Gesuches des Johannes Krabbe an den
Herzog Heinrich Julius von Braunschweig vom 10. Jänner i6o5,
worin er, nachdem ich in willens bin, den neuen tractatum, den ich
von der grossen $ ^> 2J, und anderer planeten ioca, euer fürst-
lich gnaden zu sonderlichen ehren, rum und vvolgefallen dedicirt und
zugeschrieben, mit mehrern observationibus herauszugeben, jedoch
den Nachdruck dieses Werkes furchte, wie auch seine Kalender und
Prognostica von Johann Franck und Ambrosius Kirchner nachge-
druckt würden, um seine Vermittlung behufs Erlangung eines kaiser-
lichen Impressoriums ersucht.

16532 i6o5 Februar 21, Innsbruck.

Martin Brenner, Bischof von Seckau, Hanns Chri-
stoph von Stadion, Kaspar Gröpper von Puschern und
Friedrich Martini, vom Er^her^oge Maximilian ver-
ordnete Räthe, und Christoph Bordogna von Taxis,
Oberstkämmerer, Georg Wagner, Doctor der Rechte

und Kanzler, Friedrich Schrenk von No^ing, Käm-
merer und oberster Rentmeister, Bevollmächtigte des
Markgrafen Karl von Burgau, schliessen einen Ver-
gleich über die Erbsansprüche des Markgrafen, in
welchem unter Anderem bestimmt wird: Nachdem
Kaiser Rudolf II. und die anderen Er^her^oge an den
Markgrafen das Ansuchen stellten, die Herrschaften
Ambras und Rothenburg mit den dazugehörigen Gütern
und dem Kolbenthurn an den Kaiser zu überlassen,
habe der Markgraf, dem diese Herrschaften sonst nicht
feil gewesen wären, sich bereit erklärt, dem Kaiser und
den Erzherzogen zu Ehren diese Herrschaften in dem
Zeitpunkte abzutreten, in welchem er in den Besitz der
Markgrafschaft Burgau gesetzt und ihm die Kauf-
summe ausgezahlt würde, zugleich in allweg die liberei,
rüst- und kunst- oder wunderkämmern laut des inven-
tary ganz und unverruckt beisamen wie zugleich das
geschuz bei Ombras gelassen werden solle; die Möbel
und alle übrige Fahrnis, Vieh und Gestüt, zwei Höfe
im Achenthai sambt der klainen rusteamer auf Ombras,
darinnen ungefähr auf ein hundert mann rüstungen
und Wöhren zu befinden, und dann zwei stuck geschuz,
darauf ir fürstlich gnaden wappen gössen, sollten dem
Markgrafen vorbehalten sein. Als Kaufsumme sei man
auf 170.000 Gulden übereingekommen und diss in er-
wegung aines und anders, so durch die marggräfischen
angezogen worden, in sonderhait aber, das die kunst-
camer allain über 100.000 gülden wert und sonsten ein
nambhaftes darein verbauet. Ueber das vom Erzher-
zoge Ferdinand seinen Söhnen legierte Silbergeschirr
und andere Fahrnis habe man sich dahin verglichen,
dass der Markgraf für die Summe von iS.ooo Gulden
auf das Silbergeschirr und alle anderen Möbel, die bei
der alten Burg verbleiben sollten, verzichte, ausge-
nommenfolgende Stücke: Erstlich werden ir fürstlich
gnaden ervolgt etliche neue und alte tapezereien, als
sechs stuck von dem leben und leiden Christi, zehen
stuck von der histori Thobiae, siben stuck vom Julio
Caesare, acht stuck verdura von allerlai gejagden und
dann noch siben stuck wulljn gemalte tapezereien, mit
schwarzer leinwat unterzogen, und leztlich noch siben
stuck mitsambt ainem kunststuck von gold, silber und
seiden mit weilend ir fürstlich durchlaucht conterfedt,
so alles zusamen gericht und bis zu ervolgender rati-
fication dises Vertrags aufbehalten würdet; sodann die
christallene gläser, sovil über der verwittibten erzher-
zogin, unserer genedigisten frauen, gepurenden halben
thail noch verhanden, item zwai trinkgeschirr aus jas-
pide und etliche aus rinocerote sambt einer gläsern
kanten, mit silber beschlagen. Schliesslich seind ir
fürstlich gnaden in die Capellen gehn Gunzburg zwen
kirchenornat, so bishero in ainer truchen verwahrlich
aufbehalten und aber onedas per Gunzburg destinirt,
noch allerdings neu und unconsecriret sein sollen, aus
freund-vetterlicher affection und, dieweil es ein geist-
liche sach betrifft, ervolgen zu lassen bewilliget worden.
Die übrigen Ansprüche, namentlich auf 6000 Gulden
wegen Gold und Silber, das, von des Markgrafen Mutter
Philippine herrührend, dem Christoph Satteiberger zum
Einschmelzen zugestellt, von Satteiberger jedoch wieder
dem Erzherzoge Maximilian abgeliefert worden sei,
und wegen 104 Ellen schwarzen Sammt und 33 Ellen
Goldstoff, die zu den Leichenfeierlichkeiten des Erz-
herzogs Ferdinand verwendet worden seien, habe der
 
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