Die Waffenschmiede Seusenhofer, ihre Werke und ihre Beziehungen zu habsburgischen und anderen Regenten. 28 S
der Eidam des alten Konrad Treytz gewesen ist. Die Auszierung besorgte der Goldschmied Michel
in Innsbruck; er erhält dafür 10 Ducaten und 4 fl. rh. Am 15. Juni verzeichnen die Rechnungen eine
weitere bemerkenswerthe Arbeit; es heisst da: »hab ich meiner gnädigen frauen zu iren handen geben
zu des jungen kaisers harnasch zum vergulten dem Bernharten, goldschmid, 5 ducaten«, am 10. Sep-
tember noch weitere sechs Ducaten.
Hier kann nur die Kaiserin Eleonora und unter dem »jungen Kaiser« der sechsjährige Erz-
herzog Maximilian gemeint sein. Der Goldschmied war der Medailleur und spätere kaiserliche
Münzmeister in Hall, Bernhard Beheim der Aeltere (gest. 1509). Der auf seinen Besitz sehr eifer-
süchtige aber sonst freigebige Erzherzog Sigmund benützte die Fähigkeiten seiner Mühlauer Plattner
oft für Geschenke an auswärtige Fürsten. Von der langen Liste von Arbeiten für fremde Herrscher,
welche Dr. D. v. Schönherr in seiner Abhandlung: »Die Kunstbestrebungen des Erzherzogs Sigmund
von Tirol« bringt,1 dürfte eine ansehnliche Zahl aus Geschenken desselben bestanden haben. Im
Jahre 1468 dankt König Mathias von Ungarn für einen ihm übersendeten Leibharnisch.2
Unter allen den unzweifelhaft fähigen Meistern ragt die Familie der Treytz und ihr sonstiger
verwandtschaftlicher Anhang ansehnlicher hervor. Mit ihr in fachlichen und verwandtschaftlichen
Beziehungen steht die Familie der berühmten Seusenhofer, welche den Gegenstand unserer gegen-
wärtigen Abhandlung bildet; wir müssen daher die Treytz zunächst ins Auge fassen. Sie treten schon
in der ersten Hälfte des XV. Jahrhunderts in Tirol mit dem erwähnten Konrad auf. Ihre Herkunft ist
unbekannt; die Vermuthung ihrer Abstammung von den Mailändern Trezzo entbehrt jeder festeren
Grundlage. Dass der gelehrte Geheimschreiber, Pfleger zu Stixenstein, der Mitarbeiter am »Weiskunig«,
dem »Triumph« und anderen Werken Maximilians I., Marcus Treytzsaurwein von Erentreitz,
der Familie angehörte, ist durch die Stelle im »Weiskunig« (fol. 185a) erwiesen: »Es sein etlich per-
sonen aus dem geschlecht der Treyzsaurbein gewesen, die haben mit dem harnasch dermassen ain hert
kunt, das man mit kainem armprust dardurch hat schiessen mugen«; und wohl auch in seinem Testa-
mente vom 25. August 1525 angedeutet, wenn er darin auch seine Erben in Tirol nicht namentlich auf-
zählt, diese nur im Allgemeinen auf das Landrecht verweist und blos einer Schwester Anna gedenkt.
Sehr wahrscheinlich ist Marcus ein Sohn des alten Konrad aus einer zweiten Ehe, der bereits in
jungen Jahren in der Kanzlei des Kaisers beschäftigt wurde.3
Das Verhältnis Marcus Treytzsaurweins zur Familie löst sich am einfachsten, wenn man, wie
erwähnt, annimmt, dass Jörg und Adrian seine Stiefbrüder gewesen sind. Mit dem Anfügen des
Namens Saurwein wollte Marcus zweifelsohne seine Abstammung in weiblicher Linie betonen. Noch
1513 nennt ihn die Raitkammer in einem Schreiben an den Kaiser einfach Treytz, obwohl er sich
selbst schon 1501, wo er zum ersten Male urkundlich erscheint, Treytzsaurwein unterzeichnet. Zur
Annahme einer Stiefbruderschaft haben wir auch einen Beleg in einem Schuldbriefe vom 28. October
1515, in welchem Marx Treytzsaurwein und Adrian Treytz bestätigen, aus der landesfürstlichen
Kammer 40 Gulden zum Baue der St. Leonhardskirche in Mühlau erhalten zu haben.4 Derlei Kirchen-
stiftungen machen in der Regel Brüder und selten weitläufigere Verwandte.
Die Familie Saurwein, in Flaurling und Kematen begütert, war in Tirol sehr angesehen und
viele erscheinen in den Urkunden. Ein Gebhart Saurwein wird 1510 Holzmeister der Herrschaften
Rattenberg, Kufstein und Kitzbichl, eine Stelle, die er bis 1534 einnahm. Marcus selbst erwähnt in
seinem Testamente seine Güter im Innthale. Ein Theil davon dürfte sich von Kaspar Saurwein
herschreiben. Dieser verkaufte 1505 einen Hof in Kematen an Lambrecht Spitzenstein. Marcus
1 Jahrbuch, I. Bd., S. 196—199.
2 Statthaltereiarchiv Innsbruck, Schatzarchiv, Repertorium V, 528.
3 Schönherr, Leben Treytzsaurbeins, im Archiv für österreichische Geschichte, XLVIII. Bd., S. 355. Der Verfasser
bringt neue und wichtige Daten zur Lebensgeschichte dieses bedeutenden Mannes; eine erschöpfende Darstellung seiner
Lebensverhältnisse war wohl von dem Verfasser nicht beabsichtigt. Treytzsaurwein harrt noch seines Biographen und der
Würdigung seines Wirkens, das durch seine Antheilnahme an der Verfassung des »Weisskunig« allein bei Weitem nicht
ausgefüllt ist.
4 Schönherr, Leben Treytzsaurweins, a. a. O.
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der Eidam des alten Konrad Treytz gewesen ist. Die Auszierung besorgte der Goldschmied Michel
in Innsbruck; er erhält dafür 10 Ducaten und 4 fl. rh. Am 15. Juni verzeichnen die Rechnungen eine
weitere bemerkenswerthe Arbeit; es heisst da: »hab ich meiner gnädigen frauen zu iren handen geben
zu des jungen kaisers harnasch zum vergulten dem Bernharten, goldschmid, 5 ducaten«, am 10. Sep-
tember noch weitere sechs Ducaten.
Hier kann nur die Kaiserin Eleonora und unter dem »jungen Kaiser« der sechsjährige Erz-
herzog Maximilian gemeint sein. Der Goldschmied war der Medailleur und spätere kaiserliche
Münzmeister in Hall, Bernhard Beheim der Aeltere (gest. 1509). Der auf seinen Besitz sehr eifer-
süchtige aber sonst freigebige Erzherzog Sigmund benützte die Fähigkeiten seiner Mühlauer Plattner
oft für Geschenke an auswärtige Fürsten. Von der langen Liste von Arbeiten für fremde Herrscher,
welche Dr. D. v. Schönherr in seiner Abhandlung: »Die Kunstbestrebungen des Erzherzogs Sigmund
von Tirol« bringt,1 dürfte eine ansehnliche Zahl aus Geschenken desselben bestanden haben. Im
Jahre 1468 dankt König Mathias von Ungarn für einen ihm übersendeten Leibharnisch.2
Unter allen den unzweifelhaft fähigen Meistern ragt die Familie der Treytz und ihr sonstiger
verwandtschaftlicher Anhang ansehnlicher hervor. Mit ihr in fachlichen und verwandtschaftlichen
Beziehungen steht die Familie der berühmten Seusenhofer, welche den Gegenstand unserer gegen-
wärtigen Abhandlung bildet; wir müssen daher die Treytz zunächst ins Auge fassen. Sie treten schon
in der ersten Hälfte des XV. Jahrhunderts in Tirol mit dem erwähnten Konrad auf. Ihre Herkunft ist
unbekannt; die Vermuthung ihrer Abstammung von den Mailändern Trezzo entbehrt jeder festeren
Grundlage. Dass der gelehrte Geheimschreiber, Pfleger zu Stixenstein, der Mitarbeiter am »Weiskunig«,
dem »Triumph« und anderen Werken Maximilians I., Marcus Treytzsaurwein von Erentreitz,
der Familie angehörte, ist durch die Stelle im »Weiskunig« (fol. 185a) erwiesen: »Es sein etlich per-
sonen aus dem geschlecht der Treyzsaurbein gewesen, die haben mit dem harnasch dermassen ain hert
kunt, das man mit kainem armprust dardurch hat schiessen mugen«; und wohl auch in seinem Testa-
mente vom 25. August 1525 angedeutet, wenn er darin auch seine Erben in Tirol nicht namentlich auf-
zählt, diese nur im Allgemeinen auf das Landrecht verweist und blos einer Schwester Anna gedenkt.
Sehr wahrscheinlich ist Marcus ein Sohn des alten Konrad aus einer zweiten Ehe, der bereits in
jungen Jahren in der Kanzlei des Kaisers beschäftigt wurde.3
Das Verhältnis Marcus Treytzsaurweins zur Familie löst sich am einfachsten, wenn man, wie
erwähnt, annimmt, dass Jörg und Adrian seine Stiefbrüder gewesen sind. Mit dem Anfügen des
Namens Saurwein wollte Marcus zweifelsohne seine Abstammung in weiblicher Linie betonen. Noch
1513 nennt ihn die Raitkammer in einem Schreiben an den Kaiser einfach Treytz, obwohl er sich
selbst schon 1501, wo er zum ersten Male urkundlich erscheint, Treytzsaurwein unterzeichnet. Zur
Annahme einer Stiefbruderschaft haben wir auch einen Beleg in einem Schuldbriefe vom 28. October
1515, in welchem Marx Treytzsaurwein und Adrian Treytz bestätigen, aus der landesfürstlichen
Kammer 40 Gulden zum Baue der St. Leonhardskirche in Mühlau erhalten zu haben.4 Derlei Kirchen-
stiftungen machen in der Regel Brüder und selten weitläufigere Verwandte.
Die Familie Saurwein, in Flaurling und Kematen begütert, war in Tirol sehr angesehen und
viele erscheinen in den Urkunden. Ein Gebhart Saurwein wird 1510 Holzmeister der Herrschaften
Rattenberg, Kufstein und Kitzbichl, eine Stelle, die er bis 1534 einnahm. Marcus selbst erwähnt in
seinem Testamente seine Güter im Innthale. Ein Theil davon dürfte sich von Kaspar Saurwein
herschreiben. Dieser verkaufte 1505 einen Hof in Kematen an Lambrecht Spitzenstein. Marcus
1 Jahrbuch, I. Bd., S. 196—199.
2 Statthaltereiarchiv Innsbruck, Schatzarchiv, Repertorium V, 528.
3 Schönherr, Leben Treytzsaurbeins, im Archiv für österreichische Geschichte, XLVIII. Bd., S. 355. Der Verfasser
bringt neue und wichtige Daten zur Lebensgeschichte dieses bedeutenden Mannes; eine erschöpfende Darstellung seiner
Lebensverhältnisse war wohl von dem Verfasser nicht beabsichtigt. Treytzsaurwein harrt noch seines Biographen und der
Würdigung seines Wirkens, das durch seine Antheilnahme an der Verfassung des »Weisskunig« allein bei Weitem nicht
ausgefüllt ist.
4 Schönherr, Leben Treytzsaurweins, a. a. O.
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