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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 21.1900

DOI Heft:
I. Theil: Abhandlungen
DOI Artikel:
Hermann, Hermann Julius: Zur Geschichte der Miniaturmalerei am Hofe der Este in Ferrara: Stilkritische Studien
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https://doi.org/10.11588/diglit.5733#0126
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Zur Geschichte der Miniaturmalerei am Hofe der Este in Ferrara.

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in Ferrara; Edward Scott, Custos der Handschriftenabtheilung des British Museum in London; Pro-
fessor Innocenzo Stievano, Bibliothekar der Biblioteca del Seminario in Padua; Sir Edward Maund
Thompson, Principal Librarian des British Museum in London; Andrea Zoli, Bibliothekar der
Biblioteca comunale in Ravenna.

r.

Die Miniaturmalerei in Ferrara bis zum Tode Niccolös III. (1441).

Die spärlichen Nachrichten, die uns von ferraresischen
Miniatoren des späteren Mittelalters berichten, reichen nicht
hin, uns ein Bild von deren Kunstvermögen zu bieten. Es
wird um so schwerer, uns ein Urtheil über den Stil der
Büchermaler vor dem XV. Jahrhundert zu bilden, als uns
eigentlich nichts Nennenswertes erhalten ist, das sich mit
einiger Sicherheit nach Ferrara localisiren liesse. Sind wir
doch überhaupt über die Kunst jener Zeit in Ferrara schlecht
unterrichtet. Stünde heute der Dom nicht mehr, wir könnten
aus dem heutigen Ferrara kaum auf eine künstlerische
Thätigkeit im Mittelalter schliessen. Immerhin mögen da-
mals bescheidene Leistungen in der Kunst zu verzeichnen
gewesen sein. Ebenso unsicher ist unsere Kenntnis über die
Bibliothek der Este. Wenn wir auch erst durch die Nach-
richt des Jacobo Delaito in seiner Chronica nova (um i3g3)
von einer Bibliothek der Este erfahren, so geht aus dem
Wortlaut dieser Nachricht hervor, dass man schon damals
den Ursprung der Bibliothek weiter zurückversetzte. Wenn
Delaito schreibt, es hätte sich im Besitze Niccolös III. eine
Bibliothek »ex more illustrium progenitorum« befunden, so
lässt die vorsichtige Ausdrucksweise, in der Delaito den
Namen des Gründers verschweigt, darauf schliessen, dass
schon der ferraresische Chronist den Ursprung der Este-
bibliothek nicht mehr fixiren konnte. Die Tradition setzt
schon im XII. Jahrhundert die Existenz einer Bibliothek am
Hofe der Este voraus, woselbst die ritterliche Poesie rege Förderung erhalten haben soll. Erst durch die
Nachricht des Delaito betreten wir festeren historischen Boden. Ueber die Bestände der Bibliothek weiss
freilich auch er nichts zu berichten; und doch muss diese Büchersammlung schon ziemlich ansehnlich
gewesen sein, da in dem ältesten Inventar der Bibliothek Niccolös III. aus dem Jahre 1436 bereits
27g Codices angeführt sind. Nicht viel mehr als über die Bibliothek wissen wir über die Miniatoren
des XII., XIII. und XIV. Jahrhunderts. Nur ganz ausnahmsweise findet sich der Name eines Illumi-
nators genannt und auch aus den erhaltenen Codices ist die Ausbeute wenig ergiebig.

Der älteste ferraresische Miniator, von dessen Existenz wir Kenntnis haben, war Giovanni
Alighieri, ein CarmelitermÖnch des Klosters S.Paolo in Ferrara. Nach Baruffaldi1 schmückte er
einen von Ugolinus de Lentio geschriebenen Codex des Vergil mit trefflichen kleinen Figürchen. Die
Handschrift kam aus der Bibliothek der Carmeliter von S. Paolo in Ferrara in den Besitz des
Grafen Alfonso Alvarotti in Padua und später angeblich in die Biblioteca del Seminario zu Padua,

Fig. I. Giovanni da Gaibana, Miniatur im
Epistolar der Domsacristei zu Padua.

Giovanni
Alighieri.

1 Gir. Baruffaldi, Vite de' pittori e scultori ferraresi (1844), vol. I, p. 5 ff.
 
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