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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 22.1901

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I. Theil: Abhandlungen
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Modern, Heinrich: Geweihte Schwerter und Hüte in den kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses
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https://doi.org/10.11588/diglit.5948#0162
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1^6 Heinrich Modern.

wollende Aufnahme der Papst in dem diesbezüglichen Breve ddo. Rom, 20. Jänner 1568, bittet. Zwei
dieser Aufträge sind uns bekannt. Der Papst ersucht den Erzherzog, zur Vermeidung der Wahl eines
protestantischen Nachfolgers durch die protestantischen Capitulare, um Intervention im Capitel zu
Strassburg. Dieser Wunsch ging in Erfüllung. Nach dem Tode des Bischofs Erasmus wurde »trotz
der Bemühungen des Strassburger Stadtrathes, trotz der grossen Zahl der protestantischen Stifts-
capitulare, der eifrig katholische Domherr von Köln, Johann von Manderscheid, zum Bischof gewählt«.1
Weiter wollte der Papst den Erzherzog in seinem Streite mit Ludwig von Madruz um die Landes-
hoheit des Trienter Bisthums gefügig machen (»ad deliniendum ejus animum«).2
Von Schwert- und Hutverleihungen Pius' V. sind nachfolgende bekannt:

1566 an Dom Sebastian von Portugal, damals i3 jährig;

1567 an Erzherzog Ferdinand von Tirol;

15683 an Ferdinand Herzog von Alba wegen seiner Verdienste um die römische Kirche in den
Niederlanden;

1571 an Don Juan d'Austria für den Sieg bei Lepanto.4

Von all' diesen blieb nur Schwert und Hut des Erzherzogs Ferdinand erhalten.

3. Schwert und Hut Gregors XIII. vom Jahre 1581 (Tafel XXIII).

Dieses Schwert ist mit einigen Abänderungen eine Nachbildung des eben beschriebenen vom
Jahre 1567.

Der Griff ist wieder länger geworden (54'5 Cm.), die Parirstange hat aber dieselbe Grösse (40 Cm.).
Der Knauf (i5'5 Cm. lang) trägt auf Vorder- und Rückseite das päpstliche Hauswappen, die abgeschnittene
Halbfigur eines Drachens nach rechts,5 gekrönt von der Tiara mit den Schlüsseln, darüber einen Pferde-

camerae scuta trecenta auri in auro sine retentione pro totidem per te magnifico domino militi Capilupo, eiusdem
sanctissimi domini nostri cubiculario, solutis pro expensis faciendis deferendo ensem et pileum archiduci Ferdi-
nando, cui sanctitas sua dono dedit, prout chyrographo suae beatitudinis reverendo domino Bartholomeo Bussotto, the-
saurario apostolico generali, directo, in cuius tergo apparet quietantia receptionis dictorum trecentorum scutorum auri in
auro sub die 24. mensis januarii proxime praeteriti facta penes nos dimisso constat. Nos enim illa sie ad exitum posita
et descripta in tuis dictarum pecuniarum computis admittemus etc. contrariis etc. Datum Romae in camera apostolica die
9. mensis februarii 1568. | Vitellotius cardinalis, camerarius. | Bar. Bussottus, thesaurarius. | Andreas Martini«. (Rom, Archivio
di stato, Mandate 1567/1568, fol. 146', wörtlich gleichlautend, doch ohne Abkürzungen, ibidem, Systematisch geordnete Man-
date 1568—1572, fol. 210'; vgl. auch Reg. della depositoria generali 1568, fol. 8'. Gefällige Mittheilung des Herrn Dr. Pogatscher).
— Wir sehen, dass die Kosten der Ueberreichung fast ebenso gross waren als die Kosten der Geschenke selbst. Nicht minder
werthvoll waren die Geschenke, die der päpstliche Nuntius als Ueberreicher von dem Beschenkten zu erhalten pflegte. So
berichtet z. B. Moroni (a. a. O., tom. XXIX), dass Girolamo Bonanni 1773 aus diesem Anlasse von dem Grossmeister des
Malteserordens Francesco Ximenes de Texada nachfolgende Gaben erhielt: ein Porträt des Grossmeisters, umgeben mit
Brillanten, im Werthe von 3ooo seudi; ein herrliches Ordenskreuz; eine jährliche lebenslängliche Pension von 3oo seudi und
noch andere werthvolle Geschenke.

1 Hirn Josef, Erzherzog Ferdinand II. von Tirol, Innsbruck (Wagner) 1888, II, 199 und 229.

2 Annales ecclesiastici (Bar le Duc, Freiburg, Rom 1882), Bd. XXXVI, p. 3l, Nr. 70; dort auch das Breve des Papstes
ddo. Rom, 20. Jänner 1568: »Pontif. nostri anno tertio«. Dieser Wunsch des Papstes ging damals nicht in Erfüllung, wohl
aber später, als Erzherzog Ferdinand seinen Sohn Andreas zum Cardinal erhoben wissen wollte (unter Gregor XIII). Vgl.
Hirn, a. a. O. I: Das Stift Trient (S. 291—3ii) und II, S. 84 f. Obgenanntes Breve vom 20. Jänner 1568 fand Dr. Pogatscher
im Vaticanischen Archiv in zwei Abschriften: Armar. XLIV, tom. XIII, fol. 122 —122'; Armar. XLIV, tom. XII nr. 180,
fol. 137'—138, und Dr. Dengler, Mitglied des Istituto Austriaco di studii storici, im Cod. Vat. 9027, fol. 24—24'. Alle drei
Abschriften sowie der Abdruck in den Annales ecclesiastici weichen nur ganz unwesentlich von einander ab. Der Abdruck
dürfte vom Cod. 9027 stammen.

3 Oefter wird das Jahr 1566 als Jahr der Verleihung angegeben, was aber schon deshalb unrichtig ist, weil Alba erst
im Hochsommer 1567 nach den Niederlanden kam; vgl. Vatic. Archiv, Cod. 9027, fol. 23'.

4 Gleichzeitig wurde Marc Antonio Colonna, der Führer des päpstlichen Geschwaders, zur Belohnung seiner Verdienste
um diesen Sieg zum Gonfalonier der römischen Kirche ernannt, ein Act, der auf dem Grabdenkmale Pius' V. in Sta Maria
Maggiore in einem Relief von denselben Bildhauern Egidio della Riviera und Niccolo Pippi, die auch das Relief der Schwert-
verleihung an den Herzog von Cleve ausführten, verewigt wurde.

5 Papst Gregor XIII. stammt aus der vornehmen Familie der Buoncampagni aus Bologna; vgl. über diese Litta, Famiglie
celebri Italiane, Fascikel XXXV; dort auch das Wappen in Farben abgebildet: die goldene Halbfigur des Drachen auf rosa-
farbigem Felde.
 
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