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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 27.1907-1909

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I. Theil: Abhandlungen
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Bürkel, Ludwig von: Francesco Furini
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https://doi.org/10.11588/diglit.5947#0090
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Francesco Furini.

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Dunkel sich das Körperchen zur hellsten Freudigkeit herausbaut, wie die naiven Äuglein verwundert1
blicken, das ist alles höchsten Lobes wert. Ich kenne keinen Furini der «englischer» wäre als dieser
und die Neigung der großen Engländer zu Furini ist nirgends verständlicher als hier.

Wenngleich in Qualität nachstehend gehört in diese reife Zeit ein kleines allegorisches Bildchen
im Wiener Hofmuseum (Fig. 3i). Im Gegensatze zur Gewohnheit Furinis ist es kompositioneil gut
geglückt und wer weiß, ob nicht weitere Ausführung die Reize des Werkes erhöht hätte.

Von all den Bildern, die in den letzten Tagen des Malers entstanden und die von Baldinucci er-
wähnt sind, fehlt die Spur. Ihren
Stil aber werden wir aus einigen
Bildern, die seiner Entwicklung
nach in diese späte Zeit fallen
müssen, kennen lernen und auch
einige Zeichnungen können nur
nach den uns bisher bekannten
Werken entstanden sein.

Das eine der späten Bilder
bewahrt die k. Galerie in Augs-
burg (Fig. 32). Dargestellt ist Ar-
temisia, welche ein Gefäß in der
Rechten hält und mit der Linken
eine Tollkirsche (?) aus einer
Schale nimmt, nach ihrem erreg-
ten Ausdrucke zu schließen, um
sich zu vergiften. So schön die
weichen Hände der Frau sich aus
den zarten Gewandhüllen regen,
so herrlich das weiße Linnen und
das blaue Gewand gemalt sind, so
mißglückt ist auch diesmal der
Ausdruck des Gesichtes. Nur äußer-
lich wieder sitzt Erregung und
Trauer in ihm, so daß die Wir-
kung theatralisch bleibt. Im gan-
zen erkennen wir eine Steigerung
ins Grandiose und ein hochbe-
deutendes malerisches Können,
das vor allem schwelgt in der Wie-
dergabe der Gewandknitterungen, BBH
auf denen sich das Licht bricht.
Die Wirkung des von links ein-
fallenden starken Lichtes auf der
linken Hand wie auf den Stoffen ist vorzüglich. Kompositionen ist das Bild gelungen. Furini ist durch
weise Beschränkung auch hier ein Meister geworden. Seine Farben sind leichter als früher, ihr Ton
noch kälter.

Nun ist von dem wunderbaren Gemälde der gleichen Zeit in Lucca zu sprechen, das jedem Ge-
nuß bereiten muß, der einen Augenblick das Inhaltliche außeracht läßt (Fig. 3o). Denn es könnte

1 Ich finde in der göttlichen Naivität des italienischen Mädchens, das unverdorben die verdorbenstcn Handlungen be-
geht, eines der köstlichsten Naturgeschenke des reichen Volkes. Furini hat diesen Typus Mädchen voll ausgesprochen; es
entspricht der «Bolognesa» unserer Tage.

Fig. 29. Detailstudien zur Apotheose Lorenzo Magnificos.
Florenz, Uffizien.
 
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