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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 28.1909-1910

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I. Theil: Abhandlungen
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Glück, Gustav: Fälschungen auf Dürers Namen aus der Sammlung Erzherzog Leopold Wilhelms
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https://doi.org/10.11588/diglit.5949#0010
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Fälschungen auf Dürers Namen aus der Sammlung Erzherzog Leopold Wilhelms.

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Gegen Ende des XVI. und zu Anfang des XVII. Jahrhunderts ist eher eine Steigerung als eine Ab-
schwächung von Dürers Ruhm zu bemerken. Um die wenigen hervorragenden Gemälde, die Dürer
hinterlassen hat, bewerben sich die großen fürstlichen Sammler des Kontinents aufs eifrigste und es ge-
lingt in der Tat Kaiser Rudolf II. und dem Kurfürsten Maximilian von Bayern, die schönsten und
umfangreichsten Bilder des Künstlers in ihren Besitz zu bringen. Seitdem fehlt Dürers Name nicht auf
der Wunschliste aller großen Sammler. Freilich, viel hatten Rudolf II. und Maximilian von Bayern
nicht mehr übrig gelassen. So
mußten sich Karl I. von England
und Lord Arundel mit wenigen
kleinen und dazu nicht immer
echten Stücken begnügen.

Als nun gegen die Mitte des
XVII. Jahrhunderts Erzherzog Leo-
pold Wilhelm, vielleicht der erfolg-
reichste und vielseitigste Sammler,
der je gelebt hat, seine Gemälde-
galerie zusammenstellte und da-
mit den wesentlichen Grundstock
für die künftige Wiener kaiserliche
Galerie schuf, war auf dem euro
päischen Kunstmarkte von Dürers
Bildern kaum mehr eines zu haben
und fast würde es uns wundern,
wenn die zahlreichen Agenten, die
der Erzherzog in ganz Europa
hatte, ihn nicht mit falschen oder
gefälschten Dingen bedient hätten,
die dem mit altdeutscher Kunst
wohl wenig vertrauten Sammler in
der Tat einen Ersatz für Echtes
geboten zu haben scheinen. So
brachte Erzherzog Leopold Wil-
helm an dreißigverschiedeneStücke
zusammen, die mit Dürers Namen
in Zusammenhang gebracht wur-
den, darunter Gemälde, Hand-
zeichnungen, ein Glasbild, plasti-
sche Arbeiten in Marmor und Holz.

Davon waren fünfzehn Nummern ausdrücklich als Originale von Dürer bezeichnet, die andere Hälfte
aber als Kopien und Nachahmungen. Die fünfzehn angeblichen Originale sind uns nicht alle erhalten;
aber wenn wir nach dem Vorhandenen schließen dürfen, können wir kaum glauben, daß die Mehrzahl
davon echt gewesen sei. Echte Bilder von Dürer aus der Sammlung des Erzherzogs sind uns heute gar
keine mehr erhalten und unter allen den Dingen, die heute davon noch vorhanden sind, vermögen wir
nur mehr zwei Originale nachzuweisen: es sind zwei Zeichnungen, darunter allerdings eine hervor-
ragend schöne, mit der wir, um mit etwas Erfreulichem anzufangen, unseren Rundgang durch die in
des Erzherzogs Sammlung Dürer zugeschriebenen Arbeiten beginnen wollen. Diese Zeichnung wird im
Inventar der Sammlung des Erzherzogs vom Jahre 16591 wie folgt beschrieben: «Ein Stückhel, warinn

Fig. 3. Bildnis Maximilians I.
Wien, Vorrat der kais. Gemäldegalerie.

1 Veröffentlicht in diesem Jahrbuche I, S. LXXIX.

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