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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Editor]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 28.1909-1910

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I. Theil: Abhandlungen
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Röttinger, Heinrich: Breu-Studien
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https://doi.org/10.11588/diglit.5949#0066
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Breu-Studien.

59

den Stein stellt, den 2g mit dem ladenden links, den 42 mit dem mit geschulterter Flinte rechts. Der
bartlose Mann 44 rindet in einigen Knechten des linken Heerhaufens Analogien. Sodann das Kostüm:
die Markierung der Hutränder, die Behandlung der Federn, die Vorliebe für gedrehte Stangen der
Schwertkörbe. Im besonderen entspricht dem Zaddelwerke der Hose des Knechtes ig die des Gewehr-
trägers links, den Beinkleidern des Knechtes 3g die des sein Gewehr abdrückenden links, der phan-
tastischen Haube 50 eine ähnliche rechts. Womöglich noch enger als die Gruppen der Belehnung
korrespondieren mit den Knechten der De Negker-Folge die Figuren des Einzuges Karls V., besonders
des Blattes mit dem Herolde (Fig. ig).1 So beachte man: die ganze Erscheinung des Knechtes 3g —
Trabant 1 von links (wie fortan); die Stel-
lung 1, 8, 2g — Trabant 2; die Beinstel-
lung 35 — Trabant 3; den Bart 1 — Tra-
bant 2; 8 — Trabant 1; 14 — Edelmann;
den Hutrand 8, 27, 44 — Edelmann; die
Federn 1, i3, 14 etc. — Edelmann und Tra-
banten; das Aufsitzen des Hutes 40,41 —
Trabant 2; die Kleiderschlitze 45 — Tra-
bant 1; 16 —-Trabant 3; die Schwertgriffe
17, 2g etc. — Trabant 1, 2.

Rührt die von Schnitt 1 eingeleitete
Gruppe von Breu dem Vater her, so wird
die vom Schnitt 18 geführte frei. Stark
Breusches Gepräge muß sie tragen, sie
hätte sonst nicht von W. Schmidt und
Dörnhöffer dem Vater zugeteilt werden
können. Sie gehört dem Sohne (Hschw.
43—54). Da sowohl die beiden großen
signierten Schnitte als auch die kleinen
Buchillustrationen einem Vergleiche sich
entziehen, muß ich alles auf die Gegen-
überstellung der Serie und des Alexander-
schnittes aus dem Schriftchen des Aristo-
teles setzen. Der flotte Zug der Linien-
führung, die eleganten und ungezwungenen
Bewegungsmotive, die über das hinaus-
gehen, was darin der Vater vermochte,
sprechen hoffentlich deutlich genug. Von Einzelheiten kann ich nur auf die Ubereinstimmung der Ge-
sichtszüge Alexanders mit denen des Knechtes 48 und des freiwallenden Mantels Alexanders mit den
Mänteln der Knechte 21 und 22 verweisen.

Die dritte und letzte mögliche Art gemeinsamen Schaffens des Vaters und des Sohnes ist dadurch
gegeben, daß der Sohn von seinem Vater ihm hinterlassene Skizzen, sie mehr oder minder frei bearbeitend,
für eigene Arbeiten verwendet. Auch hiefür steht ein instruktives Beispiel zur Verfügung. Unter den
Schnitten, die W. Schmidt a. a. O. dem älteren Breu zugeteilt hatte, befindet sich ein Blatt, das eine
Schlittenfahrt des Kaisers Karl V. und des Königs Ferdinand zum Gegenstande hat (Hschw. 64,
Fig. 17 und 18). Wie ein Vergleich der vier Läufer mit den Personen im Mittelgrunde des Susannen-
blattes (insbesondere des ersten vorderen mit dem Schildträger vor dem Throne des Richters) dartut,
gehört der Schnitt in seiner gegenwärtigen Fassung dem Sohne. Die starke Ähnlichkeit des Engelchens

1 Auch das bisher unbeschriebene Blatt des alten Breu auf der Rückseite des Titels zu Steiners deutscher Vegetius-Aus-
gabe von 1536 (Abb. bei Breunner-Enkevoerth III, 12) eignet sich zum Vergleiche.

XX VIII. in
 
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