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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Editor]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 28.1909-1910

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I. Theil: Abhandlungen
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Röttinger, Heinrich: Breu-Studien
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https://doi.org/10.11588/diglit.5949#0076
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Breu-Studien.

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De Negker-Serie oder an den Jäger mit dem an der Leine ziehenden Hunde des Lazarusblattes von 1535,
der barhäuptige Jüngling zur Rechten des Senators an den jungen Mann an der linken Schmalseite des
Tisches im Bankette etc. Formal sind die Einzelheiten der Zeichnung also ganz in der Art der drei
Dodgson-Schnitte gehalten. Trotzdem ist die Technik der Zeichnung von der in zahlreichen Scheiben-
rissen unzweideutig festgelegten Zeichnungstechnik des Vaters Breu wesentlich verschieden. Diese Tat-
sache bestätigt endgültig, daß es richtig war, die drei angezogenen Schnitte aus dem Werke des Vaters
zu streichen.

In die Welt des Bankettes und der Gartengesellschaft führt uns noch einmal eine kleine, indirekt
1537 datierte Zeichnung Breus (Fig. 25). Die moralische Tendenz, die beim Bankette in den Text ver-
wiesen ist, gelangt hier dem Geiste des Bestellers gemäß schon in der Darstellung selbst zum Ausdrucke.
Die Zeichnung befindet sich auf dem Titelblatte von Johann Böschensteins Originalmanuskripte der

Fig. 25. Breu d. J., Entwurf für das Titelbild zu J. Böschensteins Büchlein wider das Tanzen. Federzeichnung.

zweiten Auflage seiner Schrift gegen das Tanzen. Das hübsche Stück war 1907 mit der Sammlung
Franz Gaul in Wien zur Versteigerung gelangt.1 Die vom Schreiber vorgezeichnete Linieneinfassung
der mit der Feder und brauner Tinte ausgeführten Skizze Breus mißt 68 X 107. Die Mitte des Vorder-
grundes nimmt ein tanzendes Paar ein, rechts und links ist je ein karessierendes angebracht. In kleinen
Gruppen des Mittel- und Hintergrundes sind dann die sittlichen Gefahren im Gefolge des Tanzver-
gnügens illustriert.

Eine signierte Zeichnung aus der Werkstätte des jungen Breu besitzt die Albertina in dem 1544
datierten Blatte mit der Gestalt eines reich gerüsteten Königs (Fig. 26). Als Gegenstück gehört
dazu eine zweite ähnliche, aber unbezeichnete und undatierte Figur, die nach den Fragmenten eines auf
der Rückseite aufgezogenen, jedenfalls noch dem XVI. Jahrhundert angehörenden kalligraphierten Reim-
gedichtes als Karl der Große galt. Jede der Zeichnungen mißt i36X88, ist sorgfältig mit der Feder
gezeichnet, aquarelliert und reichlich mit Gold und schwarz gewordenem Silber gehöht. An den Profil-
köpfen und den Mützen, bei der signierten auch an den roten und blauen Wolken ist Deckfarbe in An-

1 Der Titel des, wie es scheint, nicht im Drucke erschienenen Manuskriptes lautet: J. Böschenstein. Wünscht allen
Tanntzern vnd Tantzerin ain schnell vmb wenden am Rayen, ain keichent hertze, muede fueß, trübe äugen, schwaissiges
angesicht mit vil onsäligen gedanckhen vnd vnrue Ires gemuets . . . 1537. 4° 24 S. Die erste Auflage war 1533 von Steiner
in Augsburg gedruckt worden und führte als Titelbild einen dem Plautus Hans Weiditz' entnommenen Schnitt. Vgl. den Katalog
der XXII. Auktion von Gilhofer & Ranschburg, Nr. 890 mit Abb. Das Manuskript ging wieder in den Buchhandel.

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