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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Editor]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 28.1909-1910

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I. Theil: Abhandlungen
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Röttinger, Heinrich: Breu-Studien
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https://doi.org/10.11588/diglit.5949#0079
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7^

Heinrich Röttinger.

Im Gegensatze zu der dem Ruhme des habsburgischen Hauses gewidmeten Blutlinie gedieh das
Werk, das zu derselben Zeit die Breusche Werkstätte beschäftigte und das dem Ruhme der Vaterstadt
dienen sollte, «Ains Erbern Rats der Stat Augspurg . . . Eerngedechtnusbuch, 1545» zu einem
befriedigenden Ende. Die zwei starke Bände großen Regalformates umfassende Papierhandschrift be-
findet sich im Besitze des königl. Bay-
rischen Nationalmuseums in München.
Als Redactor nennt sich am Ende jeden
Bandes «Clement Jäger, etwan ainer
des Rats, Aber der zeit aines Rats die-
ner des letzten Stands, Wellicher dises
Buch ainem Erbern Rat zu Eern vnd
guter gedechtnus, zusamen geordnet
vnnd aufgerichtet hat, Anno 1545.»1
Der erste Band ist der Geschichte der
Stadt, der andere der Geschichte der
kaiserlichen Land- und Stadtvogtei
Augsburg gewidmet. Das Ehrenge-
dächtnis der Stadt ist «nach Römischer
art gestellt», das heißt in Form einer
Beschreibung der römischen Amter,
denen in der «Abgleichung» die augs-
burgischen entgegengehalten werden.
Daran schließt der «gantz Handel der
Zunftlichen Regierung». Den Haupt-
teil der beiden Bücher füllen Wappen-
darstellungen in sorgfältiger gold- und
silbergehöhter Deckfarbenmalerei.2 Den
ersten Band zieren außerdem drei, den
zweiten ein ganzseitiges Bild, jeden
eine sauber ausgeführte Heroldsfigur.
Die Textseiten in beiden sind mit rei-
chen farbigen Umrahmungen versehen,
deren jede zirka 390 X 280 mißt bei
einem Schriftfelde von zirka 3oo X
190 mm (Fig. 3o). Signierungen weisen
die Malereien nicht auf. Die Umrah-
mung fol. 45 zeigt ein Silbertäfelchen,
in das die Buchstaben gg und die Um-
risse eines Wappenschildes mit drei heraldischen Vögeln eingezeichnet sind. Die Bedeutung ist unklar.
Wappen finden sich auch sonst: 1,2 weist das Reichs- und das Stadtwappen auf, 1,3 eines mit der

Fig. 29.

Breu d. J., Herrscher aus der habsburgischen Blutlinie.
Federzeichnung.
Wien, k. u. k. Haus-, Hof- und Staatsarchiv.

1 Bibl.-Nr. 3651. J. A. Mayers Katalog der Büchersammlung des Bayr. Nationalmuseums in München, 1887, S. I20f.
Vgl. über die Handschrift H. von der Gabelentz, Zur Geschichte der oberdeutschen Miniaturmalerei im XVI. Jahrhundert,
S. 35 f., und P. Dirrs demnächst in einer Sammlung von Abhandlungen zur augsburgischen Geschichte erscheinende Arbeit
«Clemens Jäger und seine Augsburger Ehrenbücher». Der Verfasser war so freundlich, mir seine Untersuchung noch vor ihrer
Veröffentlichung teilweise zugänglich zu machen. Die wenigen Illustrationen der daselbst erwähnten 1544 vollendeten Weber-
chronik Jägers in der Augsburger Stadtbibliothek stammen nicht notwendig aus der Werkstätte Breus. Das, wie es scheint,
nur in einer Abschrift des XVII. Jahrhunderts erhaltene Ehrenbuch der Pfister und das verlorene der Rehlinger entstanden erst
lange nach dem Tode Breus, 1554 und 1559.

2 Die Wappen der Bürgermeister bis S. 469 des I. Teiles und die Wappen der Kaiser und der Stadtvögte bis S. 148 des
II. Teiles entstanden 1545 bei der Anlage der Bücher. Die weiteren Nachträge reichen in I bis 1548, setzen nach der Katastrophe
 
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