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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 29.1910-1911

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I. Teil: Abhandlungen
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Giehlow, Karl: Dürers Entwürfe für das Triumphrelief Kaiser Maximilians I. im Louvre: Eine Studie zur Entwicklungsgeschichte des Triumphzuges
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https://doi.org/10.11588/diglit.6176#0057
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Dürers Entwürfe für das Triumphrelief Kaiser Maximilians I. im Louvre.

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heimer für diese Zeit Stabius' eifrige Arbeit an einem angefangenen Werk.1 Es läge nahe, diese Tätig-
keit mit der Ausarbeitung der vorher dem Kaiser gemachten Vorschläge über die Abänderung der
Triumphzugdarstellungen zu verbinden, da Maximilian am i. September 1517 auf der Fahrt zur Badekur
von Enns aus dem Stabius unter Bezug auf vorher ihm zugeschickte «emendationes oder correcturen»
schrieb: ttvir empfehlen dir mit ernst, daß du dich an die vorigen Schriften, die wir dir neckst von Linz
aus zuegeschigkt haben, nit kerest, sondern diser unser emendation und Stellung mit vleiss nachkämest
und den triumphwagen darnach ordinirest und richtest. Ob du aber in solhem noch ainichen mangel
oder irrung zu haben vermählest, uns dieselben furderlich widerumb zuschreibest und anzeigest. So
ipoellen wir dir darauf unser meinung weiter zu erkennen geben, damit du dich eigentlich dareinzurichten
wissest.-"'1 Bei näherer Prüfung versteht aber hier Maximilian unter «triumphwagen» die Ehrenpforte,
deren «Schriften», will sagen, erklärende Texte damals abgefaßt wurden. Auch Stabius nannte darauf
in dem Maximilian abgestatteten «Gutbe dünken» diese wieder «Triumphwagen», eine Bezeichnung,
deren Korrektur mit «triumphporten» ihm vom Kaiser dann anbefohlen wurde.3 Demnach war bei der
vorhergegangenen Zusammenkunft nur von Texten der Ehrenpforte die Rede gewesen, deren baldiger
Abschluß Maximilian damals besonders am Herzen lag.

Dagegen ist die Annahme nicht abzuweisen, daß die heraldischen Vorschriften für den Triumph-
zug, die der Kaiser von Antwerpen aus am 19. Mai 1517 dem Stabius erteilte, bereits in Kenntniß und
Billigung seiner Projekte über die Umgestaltungen der «kriege und schlachten-» ergingen.4 Im Hinblick
darauf, daß die Zeit vom Frühling 1517 für die Herstellung der Entwürfe, die spätestens im November
1517 abschloß, zu knapp erscheint, muß aber früher schon der Kaiser mit den Plänen des Stabius be-
kannt geworden sein. Wann das erfolgte, wird sich mangels einer urkundlichen Nachricht wohl nie auf
den Monat genau feststellen lassen. Allem Ermessen nach geschah es im Laufe des Jahres 1516, nach
der Verteilung der Triumphzugminiaturen, da in dem Burgkmair zugeschickten Programme noch nichts
von den neuen Änderungen erwähnt wird. Nichtsdestoweniger wird Stabius, mitgerissen von Pirck-
heimers Forschungen über das priesterliche Wissen der alten Ägypter und dessen eigene allegorische
Grübeleien vorher schon von dem Gedanken erfüllt worden sein, den historischen Teil des Zuges einer
allegorisch-symbolischen Umarbeitung zu unterziehen. Denn offenbar deswegen behielt er die darauf
bezüglichen Miniaturen in Nürnberg zurück. Selbstverständlich blieb dabei die Hauptsache, der
Triumphwagen des Kaisers und seiner Familie, dem erprobten Hieroglyphiker Pirckheimer überlassen,
und das, wie bereits gezeigt wurde, in richtiger Voraussicht des Wohlgefallens Maximilians.

1 Vgl. die Lorenz Beheim geltende Widmung Pirckheimers in seiner Übersetzung von Lucians Piscator vom 3o. August
1517. Es heißt da: «Salutat tc Stabius noster, qui a Caesarc reversus inchoato operi ferventer ineumbit.» Im Briefe vom
18. Juni 1517 (Regest 1274) fragt Maximilian hei Stabius an, «wann er wieder nach Nürnberg komme*. Letzterer war in
Augsburg gewesen; vgl. Beiträge zur Kunstgeschichte a. a. O., S. 100.

2 Vgl. Jahrbuch, Band I, Regest 434, und Beiträge zur Kunstgeschichte a. a. O., S. g3. Im Anschluß an die obigen
Worte lautet der Brief weiter: «Unser bevelh ist auch, sofern du ain ausgedruckte beraite Empörten hast, dass du dem
Pfeffinger zu seiner zukunft gen Nürnberg ainc gebest, damit er die herzog Fridrichen von Sachsen zuebringen müge».
In dem Texte, den Maximilian damals korrigierte, hatte offenbar Stabius wieder, wie auch später noch, den Ausdruck «Triumph-
wagen» für die Ehrenpforte gebraucht (vgl. die nächste Anmerkung); dagegen ließ den Kaiser der bereits bei ihm befindliche
Probedruck, der ihn zum Briefe vom 5. Juni j517 (vgl. vorher, S. 32) veranlaßte, für einen andern Abdruck selbstverständlich
nicht mehr die Bezeichnung «Triumphwagen» wählen. — Der Grund, weswegen Maximilian den Kurfürsten von Sachsen mit
einem Drucke so früh bedenken wollte, lag wohl in einem Gefühl der Verpflichtung ihm gegenüber. Denn die ihm ver-
pfändete Stadtsteuer von Nürnberg war zu «ircr maj. grab und Triumph' herangezogen worden. Hierüber sowie über
die Aufbringung anderer Geldmittel für den Triumph vgl. Jahrbuch, Bd. I, Reg. 424, 466, und X, Reg. 5815—5820. Im
letzten berichtet Kaspar Nützel an den Nürnberger Rat aus Augsburg am 12. August 1517 sehr lebendig über eine mit
Maximilian hinsichtlich der Stadtsteuer geführte Unterredung, welche dieser mit dem vieldeutigen Worte «alsdann, alsdann»
beendet.

3 Vgl. Jahrbuch, Band II, Regest i3oi. Max schreibt an Stabius 1517: «er habe dessen Schreiben und Gutbedün-
ken von wegen des Triumphwagens erhalten und lasse sich dasselbe in allen Punkten gefallen, nur dass dcrselb genennt
werde die Triumphporten. Stabius solle also dieselbe ganz verfertigen lassen und dann in einem Wachstuch verwahrt
dem Dr. Peutinger nach Augsburg schicken, davon aber eine Copei bei seinen Händen behalten.» Im Regest i302, der Be-
nachrichtigung Peutingers von dieser Zusendung, wird die Ehrenpforte wieder irrtümlich «Triumphwagen» genannt.

4 Vgl. vorher, S. 42. Sie betreffen die Wappen vor der im Holzschnitt umgestalteten spanischen Heirat.
 
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