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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 29.1910-1911

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I. Teil: Abhandlungen
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Pollak, Oskar: Studien zur Geschichte der Architektur Prags 1520-1600
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https://doi.org/10.11588/diglit.6176#0122
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Studien zur Geschichte der Architektur Prags 1520—1600.

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tektur der anderen Nationen mehr, als dies bisher geschehen ist, auf gedruckte Vorlagen zu achten: Es
scheint, daß der Einfluß viel mehr in dieser Richtung zu suchen ist, als in der Nachahmung wirklicher
Bauten. Doch darüber soll noch an anderer Stelle gesprochen werden.

In demselben Jahre, da die Orgelbühne ihrer Vollendung entgegenging, ließ sich der König die
Pläne für den Ausbau des Domturmes vorlegen; es ist von drei Modellen die Rede, von denen er eines
auswählt.1 Der Name des Meisters wird nicht ausdrücklich genannt; aus einem späteren Akte jedoch2

Fig. 32. Aus J. Androuet Du-Cerceau's Triumphbogenbuch.

kann man erschließen, daß ebenfalls Wolmut der Erbauer ist. Im Jahre 1563 erfolgte die Eindeckung
des Turmes mit Kupfer; am 5. November dieses Jahres war er vollendet.3

Ebensowenig wie bei der Errichtung des Orgelchors kümmerte sich der Meister beim Ausbau des
Domturmes um «Stilreinheit»: die in drei Stockwerken aufsteigende Endigung ist nichts weniger als
gotisch4 (Fig. 25). Das unterste Stockwerk ist ein vierseitiger Laubengang mit vier an den Ecken aus-
springenden Erkertürmchen, die den Übergang ins Achteck vorbereiten; darüber erhebt sich ein acht-
seitiges, in der Mitte eingezogenes Zwiebeldach; diesem Zwiebeldache sind endlich zwei durchbrochene
achtseitige Laternen übereinander aufgesetzt. Das Prinzip ist also die dreimal in immer kleinerem Maß-

1 Reg. 4299. 2 Reg. C202.

3 Reg. 4340, 6202, 4362, 6210.

4 Abbildungen bei Podlaha Hilbert, Fig. 116—118.
 
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