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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 29.1910-1911

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I. Teil: Abhandlungen
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Pollak, Oskar: Studien zur Geschichte der Architektur Prags 1520-1600
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https://doi.org/10.11588/diglit.6176#0138
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Studien zur Geschichte der Architektur Prags 1520—1600.

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in Prag immer mehr an Boden gewann. Erst unter Rudolf II. wurde dies anders, unter ihm begann die
gegenreformatorische Tätigkeit der katholischen Kirche in Böhmen und damit war notwendig eine er-
höhte kirchliche Bautätigkeit verbunden.

Der erste kirchliche Neubau, der in Prag um jene Zeit entstand, ist ein Bau von kleinen Dimen-
sionen: die Kapelle, die vom Erzbischof Anton Brus von Müglitz (1561 —1580) über dem Grabe des
heiligen Adalbert errichtet wurde, das sich vor der provisorischen Domfassade befand. Es war jener
Erzbischof, der als erster nach dem hussitischen Interregnum wieder den erzbischöflichen Stuhl Prags
bestieg und der vom Jahre 1562—1564 an den Verhandlungen des Tridentinums teilnahm. Dieser

Fig. 48. St. Veitsdom, kaiserl. Mausoleum, Füllung.

kleine Devotionsbau wurde mit kaiserlicher Beihilfe in den Jahren 1575 —1576 errichtet.1 Interessant
ist er deshalb, weil wir den Meister kennen, der den Bau geführt und wohl auch entworfen hat; es ist
Meister Ulrich Austalis de Sala,2 der aus Lugano stammte und lange Jahre unter Bonifaz Wolmut
an den kaiserlichen Bauten in Prag und Böhmen beschäftigt war, 1573 aber an Wolmuts Stelle rückte
und sie bis zu seinem Tode bekleidete.3 Die Kapelle wurde in den Jahren 1637 und 1717 renoviert, im
Jahre 1879 mußte sie aber dem Domausbau weichen und wurde demoliert.4 Wir können uns nur nach
den Aufnahmen des Dombaumeisters Mocker, die Podlaha-Hilbert in der öfter zitierten Dommono-
graphie reproduziert haben,5 eine Vorstellung von diesem Werke machen (Fig. 36—38). Darnach war

1 Reg. 8165. 2 Reg. 8213.

3 Siehe meinen Artikel über diesen Künstler im II. Bande des Thieme-Beckerschen Künstlerlexikons.
* Podlaha-Hilbert, L c, p. 102 ff.
5 Ebenda, Fig. 128—i3o.
 
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