Studien zur Geschichte der Architektur Prags 1520—1600.
153
den Ecken abgefast, die Archivolte ist durch zwei eingelegte Rinnen rahmen form ig behandelt; auch die
Zwickel zwischen der Laibung und dem Hauptgesimse sind durch solche eingetiefte Rinnenprofile ge-
rahmt; in den Fries endlich sind auch hier zwischen den Voluten Inschrifttafeln eingefügt, freilich
rechteckig einfach begrenzt und ohne die lappigen Auszackungen.
Betrachtet man die italienisierenden Portale der Reihe nach, so wird man hier dieselbe logische
Entwicklung wie in Italien selbst konstatieren können: von frührenaissancemäßiger Zierlichkeit und
Feinheit der Form gehen sie über zur einfachen kräftigen Massenwirkung des Barocks. Bei den in hei-
Fig. 72. Aus Philibert de l'Orme, Livre d'architecture.
mischem Stile errichteten Werken wird man vergeblich nach einer so folgerichtigen Entwicklung suchen.
Man kann sich nicht verhehlen, daß den meisten in Böhmen einheimischen Künstlern der Weg nicht klar
ist und daß sie zuerst durch den Einbruch der italienischen, dann durch den der niederländischen Kunst
aus ihrer ruhigen Entwicklung herausgeworfen wurden. Sie fühlen, daß die italienischen Formen in
ihrer Reinheit hier nicht am Platze sind; sie begreifen, daß die ihnen so sympathische Formenfülle der
Niederländer mit den italienischen Architekturformen nicht recht in Einklang zu bringen ist; aber nur
in den seltensten Fällen gelingt es ihnen, die einen oder die anderen oder beide zusammen sich voll-
ständig zu assimilieren. Daher jenes Tasten und Versuchen, das keine so logische Entwicklung auf-
kommen läßt wie bei den italienisierenden Bauten, die ihren festen Rückhalt am Mutterlande, an
Italien, haben.
153
den Ecken abgefast, die Archivolte ist durch zwei eingelegte Rinnen rahmen form ig behandelt; auch die
Zwickel zwischen der Laibung und dem Hauptgesimse sind durch solche eingetiefte Rinnenprofile ge-
rahmt; in den Fries endlich sind auch hier zwischen den Voluten Inschrifttafeln eingefügt, freilich
rechteckig einfach begrenzt und ohne die lappigen Auszackungen.
Betrachtet man die italienisierenden Portale der Reihe nach, so wird man hier dieselbe logische
Entwicklung wie in Italien selbst konstatieren können: von frührenaissancemäßiger Zierlichkeit und
Feinheit der Form gehen sie über zur einfachen kräftigen Massenwirkung des Barocks. Bei den in hei-
Fig. 72. Aus Philibert de l'Orme, Livre d'architecture.
mischem Stile errichteten Werken wird man vergeblich nach einer so folgerichtigen Entwicklung suchen.
Man kann sich nicht verhehlen, daß den meisten in Böhmen einheimischen Künstlern der Weg nicht klar
ist und daß sie zuerst durch den Einbruch der italienischen, dann durch den der niederländischen Kunst
aus ihrer ruhigen Entwicklung herausgeworfen wurden. Sie fühlen, daß die italienischen Formen in
ihrer Reinheit hier nicht am Platze sind; sie begreifen, daß die ihnen so sympathische Formenfülle der
Niederländer mit den italienischen Architekturformen nicht recht in Einklang zu bringen ist; aber nur
in den seltensten Fällen gelingt es ihnen, die einen oder die anderen oder beide zusammen sich voll-
ständig zu assimilieren. Daher jenes Tasten und Versuchen, das keine so logische Entwicklung auf-
kommen läßt wie bei den italienisierenden Bauten, die ihren festen Rückhalt am Mutterlande, an
Italien, haben.