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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 31.1913-1914

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I. Teil: Abhandlungen
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Schlosser, Julius von: Aus der Bildnerwerkstatt der Renaissance: Fragmente zur Geschichte der Renaissanceplastik
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https://doi.org/10.11588/diglit.6178#0106
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Julius von Schlosser.

fallender Bewegung stützt, mag uns allenfalls das verwandte Motiv auf dem verschollenen Relief in der
Sammlung Margaretens in Erinnerung kommen, das möglicherweise das Original Antonios selbst
gewesen sein könnte.

Daß es sich hier wirklich um ein Originalwerk des Antonio Lombardo handelt, ergibt ein Vergleich
mit dem bezeichneten Relief in Padua. Namentlich die Togafigur rechts mit dem Kinde, auf diesem
letzteren, zeigt in ihren schweren Formen wie in der Einzelbehandlung überhaupt große Ähnlichkeit.
Die starke, nicht bloß inhaltliche Anlehnung an die Antike, die auf unserer Reliefserie überall merklich

Fig. 21. Antonio Lombardo, Wunder des hl. Antonius.
Padua, Santo.

war, tritt mit aller Deutlichkeit hervor. Die weiblichen Gestalten des Reliefs im Santo sind römischen
Porträtstatuen nachgebildet, so wie Antonio anderseits auf seinem Relief der Schmiede Vulkans den
nicht lange vorher (1506) aufgefundenen Laokoon kopiert hat.

Im selben Jahre, in dem Tullio Lombardo gestorben war (1532), verzeichnete Marc Anton
Michiel unter den Sammlungsobjekten von Casa Odoni in Venedig eine antike Gewandstatue, die sich
früher im Atelier des Künstlers befunden hatte und von ihm häufig als Vorbild benützt worden war
(Notizia d'opere di disegno ed. Morelli, Bassano 1800, p. 60: La figura marmorea di donna vestita intera
senza la testa e mani, e antica, e solea essere in bottega di Tullio Lombardo, ritratta da lui piü volte
in piü sue opere). Schon Jakob Burckhardt hat ferner in seiner feinen Analyse des lombardischen Stils
den für Venedig so charakteristischen Einfluß hellenistischer Reliefs hervorgehoben, der in dem zweiten
Relief aus Bellosguardo (Streit der Pallas und des Poseidon) sehr augenfällig ist. Auch die Art, wie die
 
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