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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 31.1913-1914

DOI Heft:
I. Teil: Abhandlungen
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Baldass, Ludwig: Hans Burgkmairs Entwurf zu Jörg Erharts Reiterbildnis Kaiser Maximilians I.
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https://doi.org/10.11588/diglit.6178#0379
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HANS BURGKMAIRS ENTWURF

zu

JÖRG ERHARTS REITERBILDNIS KAISER MAXIMILIANS I.

Von

Ludwig von Baldass.

uf der Versteigerung alter Handzeichnungen, die am 19. und 20. März 1914 durch
C. G. Boerner in Leipzig abgehalten wurde,1 erwarb der feinsinnige Wiener
Sammler Herr Gustav von Benda die hier (Taf. XLVI) in Originalgröße publi-
zierte Zeichnung von der Hand Hans Burgkmairs des Älteren, Kaiser Maximi-
lian I. darstellend, und spendete sie in hochherzigster Weise der Kupferstichsamm-
lung der k. k. Hof bibliothek in Wien.2

Die Zeichnung besteht aus zwei offenbar erst in später Zeit gewaltsam ge-
trennten Teilen, deren ursprüngliche Zusammengehörigkeit das absolut gleiche Papier,3 die gleiche
Tinte und die gleiche Art der Linienführung beweisen. Auf dem oberen größeren Stück sehen wir Kai-
ser Maximilian I. in strengem Profil auf ganz geligertem Pferde sitzend, selbst in voller Rüstung, die
Krone auf dem Kopf, das entblößte Schwert, dessen Scheide an der linken Hüfte herabhängt, in der
hocherhobenen Rechten, mit der Linken die Zügel des Pferdes haltend. Vor dessen Vorderbeinen liegen
Reichsapfel und Szepter auf dem reich profilierten Sockelbau, dessen Körper und Basis das kleinere, an
beiden Seiten verkürzte Stück der Zeichnung enthält. Dieses ist auf der Abbildung des Boernerschen
Auktionskataloges falsch angesetzt, nämlich in die Mittelachse des oberen Teiles gerückt. Die rechts noch
erhaltene Begrenzungslinie des Sockelbaues mit dem Kontur der schmalen Hohlkehle der Basis beweist,
daß das Stück weiter nach rechts zu angesetzt werden muß, so daß die erwähnte Hohlkehle in eine Verti-
kale mit der Hohlkehle der Sockelkrönung auf dem größeren Teile zu liegen kommt. Auch dieser obere
Teil der Zeichnung ist etwas beschnitten, die Ecken sind oben abgerundet, das äußerste rückwärtige
Ende der Sockelprofilierung fehlt und links ist in vertikaler Richtung vom unteren Ende bis etwa zur
Maulhöhe des Pferdes ein etwas über einen Zentimeter breiter und ungefähr 18 cm hoher Streifen an-
gesetzt. In der unteren rechten Ecke des kleineren Teiles entdecken wir über einem mit Bleistift ge-
schriebenen unleserlichen Namen und neben einer Nummer das Sammlerzeichen G>~, das die Provenienz
des Blattes aus der Sammlung Gral in Leipzig, die bis in die zweite Hälfte des XIX. Jahrhunderts exi-
stierte, beweist. In seinem gegenwärtigen Zustand hat der obere Teil der Zeichnung eine größte Höhe
von 347 mm und eine größte Breite von 287 mm, der untere Teil eine größte Höhe von 86 mm und
eine größte Breite von 258 mm.

Mit festen Federstrichen — das Material ist leuchtende schwarze Tinte — sind die Konturen von
Roß und Reiter gezeichnet, wobei häufig der Strich knapp daneben wiederholt oder leicht variiert
wurde, so daß zwei Linien eng nebeneinander zu stehen kommen, die etwas ganz leicht Vibrierendes
in die sehr feste Umreißung der Figur hineinbringen — deutlich wird dies besonders an den Knie-

1 Auktion CXXIV. Alte Handzeichnungen des XV.—XVIII. Jahrhunderts aus der Sammlung Arnold Otto Meyer, Ham-
burg, aus altem Leipziger und anderem Besitz, Nr. 157 des Katalogs.

2 Dem Leiter dieses Kabinetts, Herrn Dr. Franz Martin Haberditzl, mit dem ich alle hier berührten Fragen ausführlich
besprach, sage ich für manchen Hinweis herzlichen Dank.

3 Der obere Teil zeigt das auch auf Dürerschen Blättern häufige Wasserzeichen (Hausmann, Nr. 24) des Reichsapfels
mit dem Stern.

XXXt. 48
 
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