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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 8.1893

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Körte, Alfred: Archäologische Studien zur alten Komödie
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https://doi.org/10.11588/diglit.38776#0072
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Ö2 Körte, Archäologische Studien zur alten Komödie.

verdienstlichen Zusammenstellung aller3 Phlyaken-Vasen (Jahrbuch I S. 260ff.) ist
zwar überzeugt (S. 270), dafs ein Zusammenhang dieser Vasenbilder mit der alten
Komödie nicht anzunehmen sei, hält aber für sicher, dafs sie mit ihr »gleiche Masken,
gleiches Kostüm, gleiche Lächerlichkeit des Phallostragens, ja hier und da gleiche
Auffassung der Komik« teilen4.
Mit gröfster Schärfe hat sich nun neuerdings gegen jede aus den Phlyaken-
Vasen gewonnene Vorstellung von Aristophanischer Bühnentracht Zielinski im dritten
Kapitel seiner Quaestiones comicae (Petersburg 1887, Sonderabdruck aus den Jahr-
büchern des Ministeriums für Volksaufklärung) ausgesprochen. Er bestreitet mit fast
leidenschaftlicher Wärme, dafs der Phallos zum Kostüm Aristophanischer Schau-
spieler gehöre (p. 30sqq.), leugnet den inhaltlichen Zusammenhang von alter Komödie
und Hilarotragödie und führt endlich sehr mit Recht aus, dafs uns inhaltliche
Entlehnungen der italischen Volksposse nicht zu einem Rückschlufs auf die Tracht
der alten Komödie berechtigen würden5. Ich kann ihm nur beistimmen, wenn
er sagt (p. 31) fiut enim e. g. facetus ille Neapolitanus ad S-ti Car Uni actor cum
Gallicarum fabularum et argumenta et integras scenas su xocl [xiapok in suum con-
v er tat usum, histrionibus tarnen vestitum non Parisinum relinquit, sed Neapolitanum
induit, ita etiam Rhintoni licuit palliatas Atticorum fabulas braccatis histrionibus agen-
das tradere«..
Ganz zu demselben Ergebnis kommt, wie es scheint unabhängig von Zie-
linski, der neueste Bearbeiter der Bühnenaltertümer Öhmichen (I. Müller, Hand-
buch V, 3, S. 258): Die Tracht der Phlyaken und die der alten Komödie »haben
nichts miteinander zu schaffen0. Phlyakographische Scenen mit Anklängen an die
von Aristophanes behandelten Stoffe sind höchstens Übertragungen ins Phlyako-
graphische und gestatten keinen Rückschlufs.« Auch er spricht den Aristophanischen
Schauspielern den Phallos ab und hält für sicher, dafs die alte wie die neue Komödie
in der Hauptsache keine andere Tracht kannte als die Volkstracht.
So stehen sich die Ansichten der Gelehrten in dieser für die ganze Auf-
fassung der Aristophanischen Komödie hochwichtigen Frage augenblicklich schroff
gegenüber, und es scheint mir wünschenswert, einmal alle einschlägigen Momente
einer eingehenden Untersuchung zu unterziehen, die, wie ich hoffe, zu sicheren Er-
gebnissen führen wird.
II.
Auf eine Verwertung der Phlyaken-Väsen zur Erkenntnis Aristophanischer
Bühnentracht müssen wir nach dem Gesagten verzichten, nichts liegt nun näher als

3) Von den zwei durch Winnefeld (Bonner Studien
S. 168) nachgetragenen Stücken würde das eine
von ganz besonderer Wichtigkeit sein, wenn es
wirklich, wie W. annimmt, attischer Herkunft
wäre; Furtwängler erklärt es aber mit Bestimmt-
heit für campanisch, aus einer der attischen
Keramik nahe kommenden Fabrik.

4) Heydemann stimmt zu Haigh, The Attic theatre
S. 234.
5) In allen drei Punkten stimmt ihm Uckermann in
seiner Recension (Philol. Anzeiger XVII, 12)
unbedingt zu.
G) Irrtümlich glaubt Ö., dafs bereits Heydemann
Widerspruch gegen die aus den Phlyaken-Vasen
 
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