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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 8.1893

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Körte, Alfred: Archäologische Studien zur alten Komödie
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https://doi.org/10.11588/diglit.38776#0081
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Körte, Archäologische Studien zur alten Komödie.

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Krim gefundenen Stücken eine ungefähre Datierung; hier weisen die in denselben
Gräbern gefundenen Vasen auf das vierte Jahrhundert. Sicher älter als 335 v. Chr.
sind ferner die im Kabirion gefundenen Stücke (10—13). Eine Zeitbestimmung aus
stilistischen Gründen ist aber gerade bei Grotesken so schwer, weil das Häfsliche,
Karikierte leicht freier und deshalb jünger erscheint als es ist, wie in neuester Zeit
die Vasen des Kabirion deutlich gezeigt haben. Die grofse Masse der Figuren
gehört wohl in das vierte Jahrhundert, ein nicht unbeträchtlicher Teil kann aber
sehr gut noch im fünften entstanden sein. Die steife Stellung mit geschlossenen
Beinen, die bei den stehenden Figuren sehr beliebt ist (1, 2, 3, 5, 9, 16, 18, 19, 26,
32, 33, 38—43, 47), sowie der eigentümliche spitze Zuschnitt des Bartes machen zu-
weilen einen beinahe altertümlichen Eindruck. Dafs die Figuren unzweifelhaft zum
grofsen Teil nach dem Aufhören der alten Komödie angefertigt sind, läfst sich, wie ich
glaube, nicht hinreichend aus der Beliebtheit erklären, deren sich diese grotesken
Gestalten augenscheinlich erfreut haben27. Denn mochten immerhin die bekannten
Figuren noch eine Zeit lang verfertigt werden, nachdem ihre lebenden Urbilder
von der Bühne verschwunden waren, neue Typen konnten doch nur entstehen, so
lange der lebendige Anblick die Phantasie anregte. Ich möchte daher annehmen,
dafs die Wandlung, der die attische Komödie im ersten Jahrzehnt des vierten Jahr-
hunderts unterlag, nicht sogleich eine Änderung des Kostüms herbeigeführt hat. Ich
sehe auch keinen Grund, weshalb die alte groteske Tracht, die man sich so lange
in den politisch-persönlichen und märchenhaften Komödien hatte gefallen lassen, in
den parodistischen und mythologischen Stücken der mittleren Komödie hätte an-
stöfsig sein müssen, — unerträglich wurde sie erst, als die Komödie begann ein
Spiegel des [hoc zu werden. Wir müssen uns daher wohl die komische Bühne Athens
bis zur Mitte des vierten Jahrhunderts mit Phallosträgern bevölkert denken. — Die
neue Komödie hat auf die Keramik des Festlandes ungleich weniger gewirkt, Schau-,
spielerfiguren mit den ihr eigentümlichen Besonderheiten kommen zwar auch in
Attika und Böotien vor, aber sehr viel häufiger begegnen sie uns in Kleinasien und
Grofs-Griechenland; eine Sammlung dieser Figuren lag aufserhalb des Rahmens
meiner Aufgabe.
Die wichtigste Eigentümlichkeit im Kostüm der älteren Komödie ist neben
dem Phallos die starke Auspolsterung28 von Bauch und Gesäfs. Die unförmliche
Ausstopfung des Bauchs, das Progastridion29, wird ausnahmslos von allen Schau-
spielern, jungen und alten, getragen, und giebt daher in Fällen, wo der Phallos ab-
gebrochen oder vom Mantel verdeckt ist, das sicherste Merkmal für die Zugehörig-
keit einer Figur zur älteren Komödie ab. Dickwänste sind ja auch in der neuen
27) Ein Beweis ihrer Beliebtheit, neben ihrem häu- Karikatur mit maskenhaften Zügen beabsich-
tigen Vorkommen, ist ihr starker Einflufs auf tigt ist.
die Ausbildung karikierter Typen, an denen 28) Der allgemeine Ausdruck für solche Polsterungen
namentlich die Keramik Kyrenes und Cyperns ist öoup.dtia, vgl. Photius <ju>p.dxia- xd dvaTiAds-
so reich ist; mitunter ist es kaum zu entscheiden, paxa, ok oi fmoxpixal otaödxxooacv auxous, ouxw?
ob die Darstellung eines Schauspielers oder einer l]Xdxu>v (fr. 256 K.).
29) Vgl. Lucian, nspl öpy/jasuis 27, wo es an dem Tragödenkostüm erwähnt wird.
 
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