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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 8.1893

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Körte, Alfred: Archäologische Studien zur alten Komödie
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https://doi.org/10.11588/diglit.38776#0102
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Körte, Archäologische Studien zur alten Komödie.

möchte ich es halten, dafs auf dem von Benndorf (Griech. und sicil. Vas. Taf. y) publi-
cierten Teller (Athen, Polytechnion 3680) Dionysos selbst unter den tanzenden Ge-
nossen dargestellt ist: Der gelagerte, lang gewandete Mann mit dem Trinkgefäfs gleicht
dem Dionysos der schwarzfigurigen' attischen Vasen und erinnert an das Bild des
Gottes am Kypselos-Kasten Paus. V, 19, 6 Atovuao? Se sv avxpu) xataxeifxevos ^sveia syu>v
xal sx-Ktuixa ypucoüv, svos8uxu>? Ictt itoS^pv] ytxtova.
Wir haben also im Peloponnes bakchische Dämonen mit dickem Bauch,
starkem Gesäfs und grofsem Phallos, d. h. mit allen jenen Eigentümlichkeiten der
attischen Komiker, für die wir in dem bakchischen Kreise Attikas vergebens ein
Analogon suchten. Mir erscheint der Schlufs zwingend, dafs die grotesken Gesellen
auf der attischen Bühne aus dem Peloponnes stammen und Abbilder der dorischen
Dionysos-Gefolgschaft sind. Wie allgemein beliebt gerade bei den Dorern die Auf-
züge vermummter Gesellen und ihre kunstlosen Schwänke am Dionysos-Feste
waren, lehrt der Bericht des Athenäus (nach Sosibios) XIV, 621 e—f über die la-
konischen otxrjXiaxou, die sikyonischen cpotXXocpopot, die auxoxaßSaXot, und die italischen
cpXuccxs;64. Letztere teilen, wie wir gesehen haben, das Kostüm der alten attischen
Komiker. Wenn nun auf den Vasen der Phlyake in der Bühnentracht so oft mit
dem Gott vereinigt wird (E, L, Z, 1, y, z Heyd.), ja wenn er im Thiasos des Gottes
unter den attischer Kunst entlehnten Satyrn einherstürmt (B Heyd.), so scheint
mir das darauf hinzuweisen, dafs das grofsgriechische Volk in ihm den Vertreter
alter bakchischer Dämonen erkannte und liebte. Für die bildliche Darstellung
solcher Dämonen hatte die alles beherrschende attische Kunst dem unteritalischen
Maler keine Vorlage gegeben, deshalb malt er sie, auch als Genossen des ganz
ideal gezeichneten Gottes, so, wie er sie auf der Bühne gesehen hat. Auch dies
scheint mir gegen die Annahme, die Phlyakentracht sei ein Erbteil der attischen
Komödie, zu sprechen (vgl. oben S. 86 fi): In Attika bleiben diese Gesellen bis zu
einem gewissen Grade stets Fremde, niemals drangen sie in das alte mythische Ge-
folge des Dionysos ein, bei den dorischen Italikern dagegen sind sie die rechten
alten Genossen des Gottes und lassen sich durch den Einflufs attischer Kunst und
Dichtung nicht von ihrem Platze verdrängen.
Wir kommen also bei der attischen Komödie zu einem ganz ähnlichen Er-
gebnis wie bei der Tragödie (vgl. v. Wilamowitz, Herakles I S. 85): Die Keime beider
Kunstgattungen hat der Peloponnes hervorgebracht, die stolze Blüte freilich''konnte
sich nur auf attischem Boden entfalten. So sind die von Aristoteles (irspl itoir^x.
1448 a 30sqq.) ohne eingehende Polemik erwähnten Ansprüche der Dorer nicht völlig
aus der Luft gegriffen. Und zwar verdankte die attische Komödie den Dorern
offenbar mehr als die Tragödie, das spiegelt sich in den Äufserlichkeiten der Tracht

schwächter Form nahm auch die attische Kera- auf dem Bruchstück eines grofsen Pithos in
mik zur Zeit ihrer Abhängigkeit von Korinth flachem Relief (Athen, Akropolis-Museum 68).
gelegentlich diese Tänzer auf, sie finden sich z. B, 64) Vgl. auch was Fhilomne’stos bei Athenaeus X,
445 a von dem Lindier Antheas zu erzählen weifs.
 
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