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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 8.1893

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Hauser, Friedrich: Eine tyrrhenische Amphora der Sammlung Bourguignon
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https://doi.org/10.11588/diglit.38776#0113
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Hauser, Eine tyrrhenische Amphora der Sammlung Bourguignon.' 103

nach dem Zeugnifs des Scholions zu Euripides Hekabe 40 von Ibykos ausgebildet
wurde und wie sie aus der Darstellung der tabula iliaca für Stesichoros angenom-
men wird. Anders war der Vorgang proleptisch in den Kyprien geschildert: dar-
nach wurde Polyxena bei der Eroberung der Stadt von Odysseus und Diomedes
verwundet und nach ihrem Tode von Neoptolemos bestattet27. Neben Stesichoros
und Ibykos tritt nun als fast gleichzeitiges Zeugnifs die Amphora, um für die erste
Hälfte des VI. Jahrhunderts die Version der Sage zu bezeugen, welche von da ab
für alle Zeit bestehen blieb.
Dagegen gewann die bildliche Darstellung von Polyxena’s Opferung, welche
wir kennen gelernt haben, nicht in gleichem Mafse bleibende Geltung. Schon eine
nur um wenig weiter fortgeschrittene Stufe der schwarzfigurigen attischen Vasen-
malerei wählt einen früheren Moment des Vorgangs zur D,arstellung2S. Hier ist der
alte Typus eines Kriegers, welcher eine PTau nach sich zieht, der auf hundert ver-
schiedene, mythische und aufsermythische Figuren übertragen und ganz beruhigt
auch für die Braut verwendet wird, welche ihr Liebhaber zärtlich an sich zieht,
durch die äufsere Ausstattung zum Neoptolemos geworden, welcher sein Opfer an
das Grab schleppt. Einen ähnlichen Moment hat auch der Künstler — Polygnot
war es nicht — herausgehoben, von dem das Gemälde in der Pinakothek der Pro-
pyläen herrührte, bei dessen Beschreibung Pausanias (1, 22) den Ausdruck gebraucht:
psXXoucra san acpaCscröai IPAu^sv/j. Dieser Auffassung entspricht die Darstellung auf
einem späten Thonreliefgefäfs so sehr, dafs Robert zwischen ihm und dem Gemälde
in der Pinakothek einen Zusammenhang für denkbar hält29.
Stuttgart. Friedrich Hauser.

2T) Förster im Hermes XVIII, 1883, S. 475.
28) Overbeck, Heroengallerie, Tafel XX-VII, 17.
Berlin, Furtvvängler no. 1902.
29) Robert Homerische Becher S. 73 im 5°- Berliner
Winckelmannsprogramm. — Der stärkste von
den Gründen , welche immer wieder für Polyg-
nots Urheberschaft vorgebracht werden, ist der,
dafs die sechs zuerst von Pausanias genannten Ge-
mälde eine deutliche Responsion aufweisen sollen,
also sämmtlich in einem ursprünglichen Zu-
sammenhang stehen und somit auch alle von
der Pinakc

Polygnot herrühren. Aber wenn die Aufzählung
bei Pausanias Lücken enthält — er selbst sagt
ja, dafs er schlecht erhaltene Bilder übergehe —
und trotzdem die Responsion nicht gestört wird,
so ist diese Responsion zu kunstreich um
glaubhaft zu bleiben. Was sich von dieser
Nachricht mit gutem Gewissen für Polygnot
verwerthen läfst, das hat Gurlitt, Pausanias S. 97
herausgeschält: sicher von Polygnot war Achil-
leus auf Skyros und Nausikaa mit Odysseus,
nicht sicher aber ist, ob diese Bilder auch in
hingen.
 
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