Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 8.1893

DOI Heft:
Heft 4
DOI Artikel:
Strzygowski, Josef: Die Säule des Arkadius in Konstantinopel
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.38776#0241
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Strzygowski, Die Säule des Arkadius in Konstantinopel. 231

hier eine Statue als dem »Gründer« errichtet wurde, wird es wol gewesen sein, der
die Stätte durch eine architektonische Anlage schmückte. Denn auf sechzehn oben
etwa durch Muscheln abgeschlossene Nischenarkaden, nicht auf gewundene Säulen,
wie man gewöhnlich annimmt4, möchte ich den Bericht der Patria der Stadt deuten,
welche von sechzehn vji/Xiai (Banduri), oder xo'/Xiaos? (Codinus) sprechen und vielen
Statuen, so denen einer Artemis und der des Gründers Severus, die sie ta? d^toctc
gestanden hätten5. Die Stätte galt als ein ftsocua. Dort wurden Orakel verkündet,
Opfer gebracht, so auch von Severus selbst; einmal sogar wurde eine Jungfrau ge-
opfert. Auch gab es da eine astronomische Thesis, die 36 Jahre reichte6.
Es ist begreiflich, dafs Arkadius gerade diesen Platz zur Aufrichtung seines
Wahrzeichens wählte. Mag auch das Apolloheiligtum im Laufe des vierten Jahr-
hunderts aufgehoben worden sein, so haftete doch gewifs an dem Orte neben altem
Aberglauben eine besondere, althergebrachte Würde. Arkadius verdrängte dadurch,
dafs er im Jahre 403 hier seine Kolossal-Bildsäule errichtete7, teilweise die alte Be-
deutung des Ortes und gewann zugleich ein für seinen Namen überaus würdiges
Object der Verknüpfung. Tatsächlich heifst der Xerolophos in Zukunft bisweilen
auch Agora oder Forum des Arkadius8. Da aber erst Theodosius II die Statue
des Vaters im Jahre 421 auf die Säule stellte9, so wurde der officielle Titel in der
ersten Hälfte des fünften Jahrhunderts Forum Theodosianum10. Schliefslich siegte
doch wieder die alte Bezeichnung Xerolophos, die übrigens bald auch für die Säule
selbst angewendet wurde11.
Die Statue des Arkadius verlor schon bei einem Erdbeben im Jahre 542
die rechte Hand, im Jahre 740 fiel sie, ebenfalls in Folge eines Erdbebens, ganz
herab V Die Säule selbst litt unter einem starken Gewitter des Jahres 549, indem
Teile des Schaftes und des Kapitells abgeblättert wurden13. So stand sie dann bis
1719, in welchem Jahre sie bei einem Erdbeben gröfstenteils zusammenfiel und auf
Befehl der Regierung ganz abgetragen wurde14. Es blieben nur die Teile stehen,
die auch heute noch den Bestand der im Volksmunde Awret Tasch, der Weiberstein,
genannten Ruine bilden. Die Identität dieser letzteren mit der Arkadius-Säule ist
ohne Schwierigkeit nachzuweisen; denn es gab in Konstantinopel nur zwei Säulen,
die nach Art der römischen des Trajan und Marc Aurel mit spiralförmig um den
Schaft gewundenen Figurenreliefs geschmückt waren: die total vom Erdboden ver-
schwundene Säule des Theodosius am Taurus, d. i. auf dem dritten Hügel, und die-

4) Banduri, Imperium orientale (ich citire stets die
Pariser Ausgabe von 1711) II p. 507, Unger,
Quellen der byz. Kunstg. No. 447 u. a. m.
5) Banduri, Anonymus antiquitatum CP. (unten stets
kurz Banduri citirt) p. 21, Codinus (citirt nach
der Bonner Ausgabe) p. 70.
6) Suidas, Banduri 127, Codinus 30.
7) Theophanes, ad ann. 5895.
8) Socrates VIII c. 5> Chron. pasch, ad ann. 421.
u) Hammer, Constantinopoli

9) Marcellinus comes ad ann. 421, Chron. pasch.
ad ann. 421.
10) Im Regionenverzeichnisse aus der Zeit zwischen
424—450.
n) Ständig bei Konstantin Porph. De ceremoniis.
Vgl. Cedren I p. 567.
12) Theophanes ad amt. 6034 et 6232, Nikephoros
Const. p. 66.
13) Theophanes ad ann. 6041. Malalas p. 484.
und der Bosporos I S. 182.
 
Annotationen