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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 36.1921(1922)

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Lippold, Georg: Doppelseitiges Relief in Barcelona
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Gütschow, Margarete: Untersuchungen zum korinthischen Kapitell, 1
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https://doi.org/10.11588/diglit.44816#0054
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Margarete Gütschow, Untersuchungen zum korinthischen Kapitell. I.

wegung eigentlich überhaupt nicht zu dem Ausleeren des Schlauchs in den Krater.
Auch hier ist ein auch sonst erhaltener 8 99) Bildtypus umgebildet, wo der Satyr neben
dem Krater steht9°). Die Zufügung der Herme gibt demBild den unsern Reliefs eignen
sakralen Charakter.
Inhaltlich sind zwischen den beiden Seiten keine Beziehungen zu suchen: sie
sind auf den Scheiben, wenn vorhanden, meist sehr lose: die gleichen oder verwandten
Gegenstände beiderseits wiederholt 91), Figuren, die nebeneinander gut denkbar
wären 92), selten eine gemeinsame Handlung auf die Seiten verteilt 93).
Die Scheibe in Barcelona gehört zu den feinsten und besten der ganzen Gattung;
schwerlich ist sie in Spanien selbst gearbeitet, sondern ein reicher Römer der augu-
steischen Zeit, der den heimischen Prunk nicht missen mochte, hat sie zum Schmuck
seines Hauses aus Italien kommen lassen, eines Hauses, das sicher mit Kunstschätzen
mannigfacher Art prächtig ausgestattet war. Nur dieser eine Rest ist uns davon ge-
blieben als wichtiges Zeugnis für die Ausbreitung der griechisch-italischen Luxus-
kunst in der ersten Kaiserzeit.
Erlangen, Juni 1921, Georg Lippold.

UNTERSUCHUNGEN ZUM KORINTHISCHEN KAPITELL. I.

1. DAS KORINTHISCHE KAPITELL VON PHIGALIA·).
Ein böser Stern hat über dem ältesten korinthischen Kapitell gestanden. Für
kurze Zeit war es seiner Vergessenheit entrissen, wurde gemessen, gezeichnet, rekon-
struiert, und dann verschwand es fast spurlos, so daß sogar einmal seine Existenz
angezweifelt werden konnte 2). Von seinen Entdeckern starb der eine vor der Ver-
öffentlichung seiner Arbeiten; der andere veröffentlichte die seinen erst 5° Jahre,

89) Vgl. die Lampe Sammlung Niessen (3. Bear-
beitung) Nr. 1818; Satyrknabe mit Kantharos
rechts. Reliefgefäß von Delos Bull. Corr. Hell.
XXXVII 1913, 421, Nr. 706.
9°) Hier hat, wie Sittl, Würzburger Antiken S. 17,
bemerkt, der neuattische Typus des Satyrs mit
Krater auf der Schulter (Hauser 21), der stark
bewegt ist, eingewirkt.
91) So die zahlreichen dionysischen Bilder, vgl.
besonders den Schmied (Anm. 79), Satyr und
Ziege (Marbury, Mich, 40) dann die Ken-
tauren (Anna. 57, 86), die Masken usw.
92) Wie die neuattischen Typen (Anm. 81/82).
93) Nike und Krieger (Anm. 84). Auch der Jüngling
mit Schwert und Schild und das Mädchen mit

Schwert Not. d. scavi 1907, 586, Fig. 36/37 sind
offenbar im gemeinsamen Tanze gedacht.
J) Den Anlaß zu dieser Arbeit hat seinerzeit
ein Referat im Seminar von Professor
Noack gegeben. Auch an dieser Stelle möchte
ich meinem verehrten Lehrer meinen herzlich-
sten Dank für reiche Anregung und liebens-
würdige Förderung aussprechen. — Weigands
im Herbst 1920 erschienene Schrift »Zur Vor-
geschichte des korinthischen Kapitells« konnte
nicht mehr berücksichtigt werden, da das Manu-
skript schon 1917 im wesentlichen abgeschlossen
wurde. Homolles Aufsatz Rev. arch. 1916 II, 56 ff.
war mir noch nicht zugänglich.
2) Ivanoff, Ann. Inst. 1865, 52.
 
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