Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Karl Schwendemann, Der Dreifuß.

135

bestehen eigentlich nur aus Kopf, Hals und Beinen. Der Kopf quadratisch, mit
groben Zügen steht in Vordersicht *). Das Gesicht wird umgeben von einer breiten
Haarmasse, die nach Art der Etagenperücke gegliedert ist. Von der Vereinigungsstelle
von Hals und Beinen breiten sich die Flügel aus, überall von gleicher Breite; auch
sie durch Horizontallinien gegliedert. Die Sirenen stehen auf Stierschädeln. Die
Zwischenräume zwischen den Köpfen sind mit einem orientalisierenden Motiv gefüllt.
Das Ganze ist eine rohe ungeschickte Arbeit.
Gegenstücke zu dem Dreifuß aus dem Barberinigrab sind zwei solche aus dem
Bernardinigrab * 2 3 * 5). Auch sie sind etruskisch aber nach phönikischen Vorbildern
gearbeitet. Das zeigt vor allem die Etagenperücke, die in Phönikien schon im IX. Jahrh.
vorkommt3), während sie sich in Griechenland erst im VIII., ganz besonders aber im
VII. findet.
Eine reliefgeschmückte Schale von gleicher Technik und Stilart befindet sich
im Museum von Turin und ist mit 8 abwechselnden, nach links schreitenden Gestalten
von Sphinxen und phantastischen Fabelwesen geschmückt 4).
Diese Kesseldreifußformen scheinen sich nicht über die archaische Zeit hinunter
verfolgen zu lassen.

STEINDREIFÜSSE UND VERWANDTES.

Die m archaischer Zeit· m Griechenland vereinzelt vorkommenden »Steindrei-
füße« hängen mit Gebilden der kretisch-mykenischen Kultur zusammen.
Evans hat (J. H. St. XXI, 113 ff.) gezeigt 5), wie aus dem heiligen Stein und
dem mit Spenden gefüllten auf ihn gestellten Gefäß unter Hinzufügung von Stützen
ein Gebilde erwachsen ist, welches auf rechteckiger Basis fünf Säulen zeigt, eine
stärkere in der Mitte und je zwei schwächere rechts und links, und darüber ein der
Basis entsprechendes Stück, welches drei napfartige Vertiefungen aufweist 6). Die
mittlere Säule ist der ursprüngliche Baitylos und die Säulen rechts und links nur aus
einem praktischen Bedürfnis hinzugefügt. Es ist dann nur ein geringer Unterschied
in der Form, wenn das Ganze quadratische Gestalt bekommt, wobei der Baitylos
in der Mitte steht, während die vier Stützen sich auf die Ecken verteilen 7).

Ähnliche Gesichter an Armbändern Studi e Mat. II
106; sind außerdem mit der phönikischen Pal-
mette geschmückt a. a. 0. Taf. IX u. Fig. 108,
109. Die Form ist die des Hathorkopfes und
offenbar aus Phönikien und Cypern eingewandert;
Cesnola, Ant. of Cypr. I 1, Taf. 18, 22, 51. Ohne-
falsch-Richter, Cyprus Taf. 200, S. 481.
q Poulsen a. a. 0. Abb. 138, 139.
3) Poulsen S. 127.
fi Röm. Mitt. 1909, 3i?ff. Hier ist eine ganze Anzahl
weiterer Schalen dieser Art namhaft gemacht.
5) Vgl. B. C. Η. XXVI 581.
6) a. a. 0. S. 114, Fig. 7. Die ursprüngliche Selb-
ständigkeit von Pfeiler und table of offering
ist von Evans mit Recht betont worden. Solche

kleine tables sind in Kreta sehr zahlreich ge-
funden, in der diktäischen Höhle (Ann. Br. Sch.
Ath. VI Taf. XI), kleine runde oder viereckige
Steatittäfelchen mit einer flachen oder tieferen
Höhlung und niederem Fuß oder auch ohne
solchen. Andere ähnliche aus Knossos (Ann.
Br. Sch. Ath. IX 41); mit zwei runden Höhlungen
und ohne Fuß (Mon. d. Line. XIV 1904, 473,
Fig. 79). Daß die ursprüngliche Form die einer
Platte mit einer flachen Höhlung war, zeigt ein
hochaltertümliches tönernes Exemplar aus neo-
lithischer, vormykenischer Zeit aus Phaistos,
Mon. d. Line. XIV Taf. 36. 0,55 X 0,45 m
messend. Maraghiannis, Ant. cretoises I Taf. IX.
7) a. a. 0. Fig. 9.
 
Annotationen