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Journal für die Baukunst: in zwanglosen Heften — 2.1830

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1. Heft
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Klöden, Karl Friedrich von: Über die Steingeschiebe in naturhistorischer und technischer Hinsicht
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https://doi.org/10.11588/diglit.19253#0051

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7. Iilo den, über die Steingeschiebe. 39

reden, däls es schwer geworden ist, ihren ursprünglichen Wohnsitz zu
errathen ?

Verhalte es sich min mit den einzelnen Umständen jener Kata-
strophe wie es wolle, so hat sie doch diesem grofsen Länderstriche in
baulicher Beziehung unendliche Vortheile gewährt. Es fehlt nicht allein

darin gar nicht an festen Gesteinen, sondern der Landmann seufzt wohl

• •

liier imd da gar über den Uberflufs daran. Ja man geniefst sogar den
Vortheil, das Gestein nicht erst brechen zu dürfen, und weit hin trans-
portiren zu müssen, da es sich in jenem Striche fast überall findet, und
selten weit geholt zu werden braucht.

Unstreitig ist schon in sehr alten Zeiten von diesen Gesteinen, die
man im Allgemeinen mit dem Namen der Geschiebe bezeichnet hat,
mannigfache Anwendung gemacht worden. Zwar sind in der vorchrist-
lichen Zeit in diesen Gegenden schwerlich bedeutende Gebäude aufgeführt
worden, und wenn es geschehen ist, hat die rohe Baukunst jener Zeiten
wohl nur das vergängliche Holz dazu angewendet; aber wo man etwas
auf die Dauer einrichten und der Nachwelt irgend eine Erinnerung hinter-
lassen wollte, da machte man von ihnen, mochte es auch' so kunstlos sein
wie es wollte, Gebrauch. Dies war insbesondere bei den Gräbern, Hel-
den-Denkmälern und Opfersteinen der Fall, und noch jetzt, ungeachtet
das meiste zerstört ist, finden wir einen grofsen Theil der Steine dazu
verwendet. Es ist uns in jenen Denkmälern die früheste imd einfachste
Benutzung derselben aufbehalten, aus einer Periode, wo man es weder
verstand, den Steinen durch das Behauen eine regelmäfsige Form zu ge-
ben, noch sie durch irgend ein künstliches Bindemittel zu vereinigen. Es
ist die roheste Periode des Steinbaues.

Aber unzählig ist die Menge jener Grabdenkmäler gewesen, welche
aus diesen Steinen zusammen gesetzt waren, wenn man aus den noch
jetzt kenntlichen einen Schlafs auf die schon längst zerstörten machen
darf. Bald setzte man eine Anzahl concentrischer Kreise aus Steinen zu-
sammen, bald ein Oblongum, an dessen Ende entweder ein grofser, oder
in dessen Mitte mehrere grofse Steine aufgerichtet winden. Bald war es
ein Backofen - ähnlicher Steinhaufen, der das Aschengefäls enthielt, bald
eine von grofsen flachen Steinen roh zusammengesetzte viereckige, oben
mit grofsen Steinen überdeckte Begräbnifskammer, die späterhin sogenann-
ten Steinkefler. Zuweilen war diese auch wolü im Innern gepflastert.
 
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