184 7. Ro s enthal, Uebersicht der Geschichte der Baukunst.
weiterer Untersuchung sich bestätigen möchten, oder nicht, und beschrän-
ken uns nur auf die Betrachtung der architektonischen Denkmale, welche,
wie wir vorweg bemerken wollen, sämmtlich, so weit sich aus den un-
bedeutenden Resten (denn eigentliche Gebäude sind uns nicht bekannt ge-
worden) urtheilen läfst, auf Indien und Hoch - Asien zurück und, auf der
andern Seite, auf Pelasgische und Nord-Europäische Bildung hinweisen,
jedoch wenig Verwandtschaft mit der Baukunst der bisher betrachteten
alten Völker Mittel-Asiens und der Arabischen Halb-Insel zeigen.
Zunächst fallen uns die Höhlen auf, von welchen Ileinegg *) eine
Nachricht giebt, die freilich noch unverbürgt ist. Ein Felsen im Lande
Badill soll tausend Höhlen enthalten, welche zu Wohnungen dienten. Aehn-
liche Höhlen befinden sich bei der Stadt Kuba. In einem Felsen zu Po-
dorna ist ein ansehnlicher innerer Raum von mehreren Stockwerken aus-
gehauen, zu welchem Treppen führen. Besonders aber verdient, an der-
artige Indische Werke erinnernd, die Felsenstadt Uphlifszieche unweit
Gori am Xon Erwähnung. Wohnungen, Strafsen, Stadtmauern, Thore:
alles ist in den Felsen gehauen. Mehrere dergleichen Werke sollen sich
in Georgien finden, u. s. w. Also zeigt sich im Allgemeinen ganz dieselbe
Bauweise, wie in Hoch-Asien und Indien, obwohl sie noch nicht verbürgt
und näher bekannt, wiewohl nicht unwahrscheinlich ist, wenn wir uns
der spätem Höhlen der Hetrurer erinnern.
Andre, genauer bekannte Denkmale sind die Grabhügel oder Tu-
muli, welche, von bedeutender Gröfse und in staunenerregender Menge,
die Gestade des Pontus und die innern Länder bedecken. Es sind un-
geheure kegelförmige Hügel, mit kleinen steinernen Todtenkammern dar-
unter; doch grofs genug, dafs z. B. das Posthaus zu Siena in einer der-
selben eingerichtet ist. Der vom General Vanderweyde zu Taman aus-
gegrabene Tumulus zeigte ein Gewölbe, mit dem Eingänge auf der Ost-
seite; die Mauern waren aus einem weichen Muschelkalkstein erbaut; alle
Steine waren winkelrecht behauen und ohne Mörtel verbunden; die Decke
war ein schöngewölbter Bogen; das Innere war durch zwei Pilaster in
ein hinteres und ein vorderes, kleineres Gemach abgetheilt; hier fanden
sich verschiedene, leider abhanden gekommene Merkwürdigkeiten: unter
andern Terra-cotta’s oder irdene Vasen, schwarz mit weifsen Ornamen-
*) Historisch topographische Beschreibung des Kaukasus.
weiterer Untersuchung sich bestätigen möchten, oder nicht, und beschrän-
ken uns nur auf die Betrachtung der architektonischen Denkmale, welche,
wie wir vorweg bemerken wollen, sämmtlich, so weit sich aus den un-
bedeutenden Resten (denn eigentliche Gebäude sind uns nicht bekannt ge-
worden) urtheilen läfst, auf Indien und Hoch - Asien zurück und, auf der
andern Seite, auf Pelasgische und Nord-Europäische Bildung hinweisen,
jedoch wenig Verwandtschaft mit der Baukunst der bisher betrachteten
alten Völker Mittel-Asiens und der Arabischen Halb-Insel zeigen.
Zunächst fallen uns die Höhlen auf, von welchen Ileinegg *) eine
Nachricht giebt, die freilich noch unverbürgt ist. Ein Felsen im Lande
Badill soll tausend Höhlen enthalten, welche zu Wohnungen dienten. Aehn-
liche Höhlen befinden sich bei der Stadt Kuba. In einem Felsen zu Po-
dorna ist ein ansehnlicher innerer Raum von mehreren Stockwerken aus-
gehauen, zu welchem Treppen führen. Besonders aber verdient, an der-
artige Indische Werke erinnernd, die Felsenstadt Uphlifszieche unweit
Gori am Xon Erwähnung. Wohnungen, Strafsen, Stadtmauern, Thore:
alles ist in den Felsen gehauen. Mehrere dergleichen Werke sollen sich
in Georgien finden, u. s. w. Also zeigt sich im Allgemeinen ganz dieselbe
Bauweise, wie in Hoch-Asien und Indien, obwohl sie noch nicht verbürgt
und näher bekannt, wiewohl nicht unwahrscheinlich ist, wenn wir uns
der spätem Höhlen der Hetrurer erinnern.
Andre, genauer bekannte Denkmale sind die Grabhügel oder Tu-
muli, welche, von bedeutender Gröfse und in staunenerregender Menge,
die Gestade des Pontus und die innern Länder bedecken. Es sind un-
geheure kegelförmige Hügel, mit kleinen steinernen Todtenkammern dar-
unter; doch grofs genug, dafs z. B. das Posthaus zu Siena in einer der-
selben eingerichtet ist. Der vom General Vanderweyde zu Taman aus-
gegrabene Tumulus zeigte ein Gewölbe, mit dem Eingänge auf der Ost-
seite; die Mauern waren aus einem weichen Muschelkalkstein erbaut; alle
Steine waren winkelrecht behauen und ohne Mörtel verbunden; die Decke
war ein schöngewölbter Bogen; das Innere war durch zwei Pilaster in
ein hinteres und ein vorderes, kleineres Gemach abgetheilt; hier fanden
sich verschiedene, leider abhanden gekommene Merkwürdigkeiten: unter
andern Terra-cotta’s oder irdene Vasen, schwarz mit weifsen Ornamen-
*) Historisch topographische Beschreibung des Kaukasus.