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12. Rosenthal, Uehersicht der Geschichte der Baukunst.
Wir haben bereits zu Theben, Eleitbyia und Elephantine einiger
spätem Bauwerke erwähnt. Die noch zu nennenden sind indefs gröfsten-
theils weniger als jene von den Alt-Aegyptischen verschieden. Eine kurze
Schilderung der wichtigsten Mouumente, mit Hervorhebung der abweichen-
den Formen, wird hier genügen.
1. Die Insel Phila
besitzt mannigfaltige Werke, doch Alles nur im Kleinen.
Der Haupttempel besteht aus einem Pylon von 124 F. lang und
57 F. hoch, dem gröbsten Gebäude der Insel. Die Figuren in den Sculp-
turen sind zum Theil 22 F. hoch. Der Tempel hat einen Vorhof, einen
zweiten, kleineren Pylon ; dann einen hinten verengten Saal mit 12 Säulen.
Dahinter ist ein oblonger Raum mit 12 Gemächern. Alle Wände und
Flächen sind mit theils erhobenen, theils versenkten Sculpturen geziert
und bemalt gewesen. Die verschiedenen Abtheilungen werden immer
nach hinten zu schmäler; auch liegt die Axe des Yorhofes nicht in der
Verlängerung der des übrigen Gebäudes. Der Pylon zeigt weniger Ver-
jüngung, als sonst. Vor demselben standen Obelisken und Löwen-Colosse.
Der Vorhof wird rechts durch eine Wand, an welche aufsen mehrere
Gemächer und Ruinen stofsen, links durch einen Tempel geschlossen.
Dieser hat drei innere Säle und einen Säulen-Umgang; er ist daher
ein Peripteros; die breitere Vorderhalle ist jedoch mit Mauern geschlossen,
und die Säulen, welche Isisknäufe tragen, sind durch niedrige Zwischen-
mauern verbunden. Dieser Tempel sieht ganz neu aus; die Sculpturen
sind zum Theil unvollendet; aufsen war das Gebäude nicht bemalt. Das
HohlkehleDgesims der Ostseite hat in der Mitte einen Löwen-Sphinx,
der eine Wasserrinne zwischen den Vordertatzen hält. Man glaubt, dafs
diese Rinnen, da es in Aegypten fast gar nicht regnet, zum Ablassen des
bei den Reinigungen gebrauchten Wassers bestimmt war. Wahrschein-
licher aber ist es wohl, dafs sie eine Nachbildung der Griechischen Wasser-
Ausgüsse war. Es regnet mitunter doch in Aegypten, und die Alten moch-
ten sich diese seltene Unannehmlichkeit gefallen lassen; die griechischen
Baumeister kannten ein Abhülfsmittel.
Vor dem Eingänge des Haupttempels finden sich rechts und links
Säulengänge mit Palmen-Knäufen, die sich vom Tempel ab einander con-
12. Rosenthal, Uehersicht der Geschichte der Baukunst.
Wir haben bereits zu Theben, Eleitbyia und Elephantine einiger
spätem Bauwerke erwähnt. Die noch zu nennenden sind indefs gröfsten-
theils weniger als jene von den Alt-Aegyptischen verschieden. Eine kurze
Schilderung der wichtigsten Mouumente, mit Hervorhebung der abweichen-
den Formen, wird hier genügen.
1. Die Insel Phila
besitzt mannigfaltige Werke, doch Alles nur im Kleinen.
Der Haupttempel besteht aus einem Pylon von 124 F. lang und
57 F. hoch, dem gröbsten Gebäude der Insel. Die Figuren in den Sculp-
turen sind zum Theil 22 F. hoch. Der Tempel hat einen Vorhof, einen
zweiten, kleineren Pylon ; dann einen hinten verengten Saal mit 12 Säulen.
Dahinter ist ein oblonger Raum mit 12 Gemächern. Alle Wände und
Flächen sind mit theils erhobenen, theils versenkten Sculpturen geziert
und bemalt gewesen. Die verschiedenen Abtheilungen werden immer
nach hinten zu schmäler; auch liegt die Axe des Yorhofes nicht in der
Verlängerung der des übrigen Gebäudes. Der Pylon zeigt weniger Ver-
jüngung, als sonst. Vor demselben standen Obelisken und Löwen-Colosse.
Der Vorhof wird rechts durch eine Wand, an welche aufsen mehrere
Gemächer und Ruinen stofsen, links durch einen Tempel geschlossen.
Dieser hat drei innere Säle und einen Säulen-Umgang; er ist daher
ein Peripteros; die breitere Vorderhalle ist jedoch mit Mauern geschlossen,
und die Säulen, welche Isisknäufe tragen, sind durch niedrige Zwischen-
mauern verbunden. Dieser Tempel sieht ganz neu aus; die Sculpturen
sind zum Theil unvollendet; aufsen war das Gebäude nicht bemalt. Das
HohlkehleDgesims der Ostseite hat in der Mitte einen Löwen-Sphinx,
der eine Wasserrinne zwischen den Vordertatzen hält. Man glaubt, dafs
diese Rinnen, da es in Aegypten fast gar nicht regnet, zum Ablassen des
bei den Reinigungen gebrauchten Wassers bestimmt war. Wahrschein-
licher aber ist es wohl, dafs sie eine Nachbildung der Griechischen Wasser-
Ausgüsse war. Es regnet mitunter doch in Aegypten, und die Alten moch-
ten sich diese seltene Unannehmlichkeit gefallen lassen; die griechischen
Baumeister kannten ein Abhülfsmittel.
Vor dem Eingänge des Haupttempels finden sich rechts und links
Säulengänge mit Palmen-Knäufen, die sich vom Tempel ab einander con-