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Heilige Kinder.

einsnme Hirtenknabe, dns Söhnchen nn der Hand des Vatcrs vder zwischen den Eltcrn,
endlich die Cherube und Sernphe, mit und vhne Leib, in den Lichtkreisen seiner Erschei-
nnngen. Wenig Bilder giebt es, in die er nicht seine mit Kindern schwnngern Wolkcn
hineinblies. Es war fnr ihm ja die einzige Gelegenheit Nacktes zu mnlen.

Er fand auch ein Geschichtchen, wv kaum eine Wandlung nvtig war, die Straßcn-
grnppe in eine Legende umzutausen. Thvmas dvn Villanueva, der menschenfreundlichc Bischvf
von Valencia, hatte sein Talent zum Heiligen schon als Knabe verraten, nls er scinen
Anzug an Bettelkinder verschenkte. Zwischen zerlumptew Altersgenvssen stcht cin scincs,
wohlerzogenes Kind in schvn gebleichtem Hemdchen; aber das ist auch fnst dns einzigc,
was ihm geblieben, nlles sonst ist bercits eine Beute der vier kleinen Gnlgenvögcl, die
es umdrängen. Einer probirt dns grüne Mäntelchen, ein zweiter wälzt sich vcrgnngt
nm Boden, ein dritter erhält eben dns letzte Stück, das man weggeben knnn, vhne sich
zu schümen. Ein vierter, dessen Kvpfchen einen Versuch zu mnchen scheint, den Nvrgnng
zn verstehen, glotzt verblüfft den kleinen Svnderling nn (Bnth House).

Jn den Mndonnenbildcrn ist Mnria Hauptperson, das Kind ost wenig mchr als
Attribnt: sie als zu kennzeichncn. Mnn knnn aber verfolgen, wie cs in TyPnS,

Farbe, Temperamcnt, Feinheit oder Derbheit der Bildung, in Stimmung und Gcbnrdc
jedcsmal der Mutter angcpaßt ist, nicht zwei könntcn vertauscht werden. Jn dcn meisten
Fällen hat er nicht für nötig gefunden, ihnen den Silberblick ciner frühreifen Göttlich-
kcit zn verleihen; sie geben sich gnnz nach Erdenkinder Art. Das neugeborenc Kind
zeigt er, wie Correggio, mit richtigem Takt verkürzt. Mag das Jesulein auf dem Schosze
oder Arm sitzen, oder stehen oder liegen^ sich anschmiegen, liebkoscn oder ins Wcite
starren, nceist sind es augenblickliche nnd vorübergehcndc Rcgungen des beweglichcn
Wesens, die nur der Momentblick eines Malers auffängt und dann zur Freude viclcr
dahineilender Geschlechter sestbannt.

Eine Gruppe von Gemäldcn zeigt den Knaben Jesus oder Johannes auf ein-
samem Spaziergnng. Das hilslose Wcscn schcint in tränmcrischer Wnnderlnst dns Eltern-
hnns verlnsscn zu haben, nun findet es sich am Saumc eincs finstern Wnldes, in ödem
Nuinenfcld (wo nnch biblischer Vorstellung Unholde hanscn), nuf wildzerrissener Stcppc.
Bnld sieht es uns finnend, forschend an, bnld wehmütig, vertrnuend zum Himmel auf,
wo es die Mntter einen Freund kennen gelehrt, odcr umschlingt das Lnmm, wic bittcnd,
ihm den Liebling nicht zu nehmen. Auch hier kam dem Maler des Südens die Natur
entgcgen: seine Kinder sind öfter früh aufgeweckt, fein, gefühlvoll, etwas altklug; er
brauchte sie nicht unkindlich zu machen, um ein Höheres in ihnen anzudeuten; ohne viel
Zuthaten konnte Murillo aus solchen Knaben einen heil. Johannes machen, in dessen
dunklcn Augen dic Zukunft eines begeisterten Berufs nufdümmert.
 
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