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BUdnisse.

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Hauses sich gegenüber sitzen. Die Umgebung zeigt den gehaltenen Luxus der spanischen
Bildnisse des spätern 17. Jahrhunderts: auf dem Tische mit dunkelgrüner Decke eine reiche
vergoldete Standuhr, ein großes Volumen mit Goldschnitt. An der linken Seite öffnct
sich ein Blick in dcn Garten, der Eckpfeiler ist 0on Schlingpflanzen umrankt. Die zottige
Wachtelhündin mit Schellenhalsband und roter Schleife paßt auch zum Eindruck cines
behaglichen Junggesellenheims.

Weniger vertrauenerweckend schaut D. Andres de Andrade, psrti^usro (Zosxtribsr)
der Kathedrale, eine Art Marschall, der bei Funktionen und Prozessionen mit seinem
silberbeschlagenen Stab (vura) voranging. Eine kurze, schmächtige, stramme Figur, auf
dünncu Beinen, trägt eiu Hidalgo-Haupt von besorgniserregender Unverfälschtheit: trotziger
Blick unter zottigen, stets finstereu Brauen, vorstoßendes Jochbein, spanische Stumpf-
nase und llitzots, darüber ein barbarisch brciter, krauser, seitlich ausgetürmter Haarwald.
Der Grund ist weiß. Diese fracassahafte Gestalt eines wahrscheinlich hvchst vortrefflichen
und gcmütlichen Kameraden nnd Beamten hat sich einen Begleiter zugesellt, der ihr
Ebenbild ist im Hundegeschlecht. Dem riesenhaften, häßlichen Bullenbeißer mit winzigen
Augen und wüstem Rachen legt er die Hand auf deu Kopf. Vielleicht ist er stolz auf
seine Züchtung, vielleicht will er deu Folgen einer Mißdeutung des Malerstocks und
der zudringlich scharfen Blicke des Künftlers vorbeugen (Northbrook Gallery).

Das Pradomuseum besitzt das unscheinbare Bildnis des Barfüßerpaters Cava-
nillas (897). Ein Kopf mit langem, etwas feist sich rundendem Untergesicht und breiter
Uuterlippe, augenscheiulich ein jovialer, praktisch klarer und fester Ordensmann; sehr
leiäit und dünu mit breitem Pinsel hiugeworfeu, iu brannrotcm Ton.

Mit besonderem Fleiße ist das Konterfei des Nikolas Amazurino aus Autwerpen
(R. S. Holford) gemalt, desselben, der des Malers Bildnis in Kupfer ftecheu Peß.
Das Pendant seiner Gemahlin Jsabel Malcampo ist verschollen. Das glatte, vornehme
Antlitz des Breitkopfs, mit quer über die niedere Stirn gestrichenen Haaren, dcr beschauliche
Blick, die Tracht, schwarz einschließlich der Spitzenmanschetten, würde anch ohne den
Schädel,. den er mit beiden Händen faßt, den eifrig-devoten Laien erkennen lassen.
— Man 'sieht, alle diese Bildnisse waren wahrscheinlich gute Freunde.

Merkwürdiger Weise ist nur ein weibliches Bildnis bekannt, eine Nonne, die ehr-
würdige Mutter Francisca Dorotea de Villalda, Gründerin der barfüßigen Dominikane-
rinnen (s >!623; Sakristei zu Sevilla). Das abgezehrte, häßliche, leidende Antlitz,
die Lippen ans Kruzifix gepreßt, ist von erschütternder Wahrheit, man glaubt ihm ohne
weiteres, daß Lust und Sorge der Erde in diesem Jnnern nie Zugang fanden. Jndes
ist das im Iahre 1674 versertigte Werk nach der Aufschrift nur die Kopie Murillo's
nach einer alten Originalaufuahme.
 
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