Die Allerrcinste.
55
zu retouchiren.) Es sind die heil. Fürsten Ferdiuand und Hermcnegild, die heil. Prnlaten
Jsidor und Leander, Pius und Laureanns, S. Justa und Rufina. — Dies sind seine
einzigen Gemälde in Sevilla, die der Uberfirnissung entgangen sind. Die heilige
Jungfrau, anmutig, vornehm, scheint ans der Höhe einen Blick des Lebewohls herab-
zusenden nach der nntern Welt. Das tiefe, warme Braun der großen Augenrunde. das
nppig weiche dunkle Haar, der trübe, von schwärzlichen Wolken umrahmte Lichtschein, aus
dem die Gestalt herableuchtet, ist auf den Tiefstandpunkt berechnet. Hier wie in den übrigen
Figuren ist alles kräftig und mild, rein und heiter, einfach und aus einem Guß. Nichts
Modellhaftes, auch nichts Süßliches.
Wie lichtfrohes Schauen für das Kind, so paßte Begeisterung, himmelwärts blickende
Verzückung für das aufgeblühte Weib. Auf diesem Ausdruck liegt der Aeeeut in einigen
seiner späteren Werke. Meist hat er das auch für die heil. Rufina (Museum von Sevilla)
benutzte Modell zu Grnnde gelegt. Ein Breitkopf von weichen Formen, hochgewölbten,
auseinander stehenden Augen, wenig ausladendem Profil, rundem hervortretendem Kinn.
Diese Züge gelten als eigentümlich andalusisch. Jn den weichen Fvrmen kommt
die Wirkung der Augen besonders zur Geltung. Auch in der sixtinischen Madonna
stehen solche große, weit auseinanderliegende, starr blickende Augen in wenig markirten Zügen.
Jn dem Gemälde aus der Kapuzinerkirche (Laurent 793) ist die Ähnlichkeit des
Modells wohl am treuesten erhalten. Es ist die Tochter von Nazareth; in der stillen
Seligkeit der emporblickenden Augen liegt auch ein Gefühl ihrer Niedrigkeit, demütig
dankbare Hingabe. Die begrüßenden Engel, diesmal von ihren Wolkengeschäften ent-
bunden, sind ein Bild kindlicher Frvmmigkeit, wie nur er es zu finden wußte. — Ein
weniger anziehendes Werk ist das sehr mitgenommene Altarbild von S. Filippo Neri in
Cadiz; ein anderes in der dortigen Kapuzinerkirche ist von einem Schüler.
Aufgeregter ist die Gebärdensprache des Gemäldes im Prado (880): eine Wellen-
linie hinschmelzenden Entzückens dnrchzieht die Gestalt. Das Hanpt ist stark über die
linke Schulter zurückgeworfen. Die üppigen dnnkelblonden Strähnen Wälzen sich in
mächtigen Wogen bis über die Ellbogen und beschreiben um Oval, Hals und Schulter
reizvolle Buchtcn. Die auf der Brust übereinander gelegten Hände scheinen das pochcnde
Herz zurückzudrängen. Die Glorie ist fast ganz durch hellblauen Lnftton ersetzt, nur
weniges blondes Licht scheint von den Locken selbst auszustrahlen.
Jhr verwandt, obwohl einen Grad ruhiger und mit viel mehr Auswand von
Knnst hergestellt, ist das wcltbekannte Prachtstück des Louvre, einst D. Justino de Nevc
zuliebe gemnlt, für die Kirche seines Hospitals der Venerables (1678). Doch geht von
diesem reich instrumcntirten, fein berechneten Werk nicht der stille Zauber aus, der ihreu
Schwestern im Pradomuseum (878) und in der Ermitage eigen ist, noch erreicht sie den
55
zu retouchiren.) Es sind die heil. Fürsten Ferdiuand und Hermcnegild, die heil. Prnlaten
Jsidor und Leander, Pius und Laureanns, S. Justa und Rufina. — Dies sind seine
einzigen Gemälde in Sevilla, die der Uberfirnissung entgangen sind. Die heilige
Jungfrau, anmutig, vornehm, scheint ans der Höhe einen Blick des Lebewohls herab-
zusenden nach der nntern Welt. Das tiefe, warme Braun der großen Augenrunde. das
nppig weiche dunkle Haar, der trübe, von schwärzlichen Wolken umrahmte Lichtschein, aus
dem die Gestalt herableuchtet, ist auf den Tiefstandpunkt berechnet. Hier wie in den übrigen
Figuren ist alles kräftig und mild, rein und heiter, einfach und aus einem Guß. Nichts
Modellhaftes, auch nichts Süßliches.
Wie lichtfrohes Schauen für das Kind, so paßte Begeisterung, himmelwärts blickende
Verzückung für das aufgeblühte Weib. Auf diesem Ausdruck liegt der Aeeeut in einigen
seiner späteren Werke. Meist hat er das auch für die heil. Rufina (Museum von Sevilla)
benutzte Modell zu Grnnde gelegt. Ein Breitkopf von weichen Formen, hochgewölbten,
auseinander stehenden Augen, wenig ausladendem Profil, rundem hervortretendem Kinn.
Diese Züge gelten als eigentümlich andalusisch. Jn den weichen Fvrmen kommt
die Wirkung der Augen besonders zur Geltung. Auch in der sixtinischen Madonna
stehen solche große, weit auseinanderliegende, starr blickende Augen in wenig markirten Zügen.
Jn dem Gemälde aus der Kapuzinerkirche (Laurent 793) ist die Ähnlichkeit des
Modells wohl am treuesten erhalten. Es ist die Tochter von Nazareth; in der stillen
Seligkeit der emporblickenden Augen liegt auch ein Gefühl ihrer Niedrigkeit, demütig
dankbare Hingabe. Die begrüßenden Engel, diesmal von ihren Wolkengeschäften ent-
bunden, sind ein Bild kindlicher Frvmmigkeit, wie nur er es zu finden wußte. — Ein
weniger anziehendes Werk ist das sehr mitgenommene Altarbild von S. Filippo Neri in
Cadiz; ein anderes in der dortigen Kapuzinerkirche ist von einem Schüler.
Aufgeregter ist die Gebärdensprache des Gemäldes im Prado (880): eine Wellen-
linie hinschmelzenden Entzückens dnrchzieht die Gestalt. Das Hanpt ist stark über die
linke Schulter zurückgeworfen. Die üppigen dnnkelblonden Strähnen Wälzen sich in
mächtigen Wogen bis über die Ellbogen und beschreiben um Oval, Hals und Schulter
reizvolle Buchtcn. Die auf der Brust übereinander gelegten Hände scheinen das pochcnde
Herz zurückzudrängen. Die Glorie ist fast ganz durch hellblauen Lnftton ersetzt, nur
weniges blondes Licht scheint von den Locken selbst auszustrahlen.
Jhr verwandt, obwohl einen Grad ruhiger und mit viel mehr Auswand von
Knnst hergestellt, ist das wcltbekannte Prachtstück des Louvre, einst D. Justino de Nevc
zuliebe gemnlt, für die Kirche seines Hospitals der Venerables (1678). Doch geht von
diesem reich instrumcntirten, fein berechneten Werk nicht der stille Zauber aus, der ihreu
Schwestern im Pradomuseum (878) und in der Ermitage eigen ist, noch erreicht sie den