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Karl-und-Faber-Kunst- und -Literaturantiquariat <München> [Hrsg.]; Karl und Faber Kunst- und Literaturantiquariat [Hrsg.]
Katalog / Karl & Faber, München (Nr. 27): Sammlung Victor Manheimer: deutsche Barockliteratur von Opitz bis Brockes ; [Versteigerung, München am 12. Mai 1927] — München, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.24343#0050
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Hoffmannswaldau

8°. — (Angeb.:) Gryphius (C.) Als der Hoch-Edelgeborene Gestrenge Herr

Christian von Hoffmannswaldau_ beerdigt wurde_Entwarft Das Be-

thränte Bresslau. (1679.) O.O. 8°. — (Angeb.:) Mühlpfort (H.) Illustrem et
Magnificum Rei Publicae Vratislavensem Praesidem Dn. Christianum ab Hoff-
mannswaldau _Anno 1679. S. 1. -—Lohenstein (D. V. V.) Lob-Rede bey

des Weyland Hochedelgeborenen_Hn. Christians v. Hoffmannswaldau_

Leichbgeängniss. 1679. 0. 0.

Schöner Sammelband. Der Inhalt ähnlich wie bei dem Heyse 48, 776 angeführten Exemplar.
Ans der Notizbibliothek. Dabei aber noch die beiden letzten seltenen Drucke: H.’s Jugendarbeit,
nach dem Französischen des Theophile. Weder bei Goed. noch bei Heyse oder Maltzahn erwähnt.
Seltene erste Ausgabe. Goed. III, 269, 3.

Uber das Verhältnis dieser Übersetzung zur Abschatzischen — vergl. Nr. 4.

Goed. III, 269, Absatz 2.

Wichtiger als die beiden Trauergedichte ist Lohensteins beim Begräbnis Hoffmannswaldau’s
wirklich gehaltene Leichenrede, ein wohldisponiertes gedankenreiches und durchaus nicht mit
rednerischem Schmuck überladenes Stück. Diese Gedenkschriften wurden vermutlich von den
Verlegern ziemlich regelmäßig beigegeben, da sie sich bei den meisten gebundenen Exemplaren
H.'scher Werke finden. Auch ist sehr anzunehmen, daß die typischen Pgt.-Bde. den Verleger-
Offizinen entstammen, d. h. vielfach gebundene Exemplare geliefert wurden.

199 — Spiel-ersinnliche Serbens-Gedanken; Das ist Hundert / in kurtz-langmäs-

sigen Vierzeiligen Reimen bestehende deutsche Grabschriften.0. 0. Im

Jahr 1663. 8°. Pgt.

Goed. III, 269, 1. H.’s erstes Buch. Sehr selten.

Grab-Epigramme auf historische Persönlichkeiten, Tiere, darunter eine Anzahl fremdspra-
chiger, besonders solche in flämischer Sprache. „Epitaphia zeltica“ gefolgt von der „Grabschrift
Eulenspiegel ... zu Müllen“. Diese belgischen hat H. vielleicht persönlich gesammelt. Am Ende
eine „Zugabe“ echter und nachgeahmter burlesker Grabinschriften. Unter den historischen des
Hauptteils eine auf Wallenstein:

„Hier liegt das grosse Haupt so itzt wird ausgelacht /

Viel wissen das von mir so ich mir nie gedacht /

Das wüst ich / daß ein Stein nicht leicht ein Stern kan werden /

Ein Stein / wie hoch er wallt / fällt endlich zu der Erden.“

(Man beachte die hübsche Anspielung auf Wallensteins Name und Neigung zur Astrologie in
den beiden letzten Zeilen!)

200 — Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutscher auserlesene und bisher
ungedruckte Gedichte. Bd. 1—5. Leipzig, Bey Thomas Fritsch 1697—1708. 8°.
Mit Frontisp. Sehr schöne Ldrbde. d. Zt. mit reicher Rückenvergoldg.

Goed. III, 269, 5. Der 5. Band des vorliegenden Exemplares weicht von den beschriebenen
Ausgaben erheblich ab. Er ist 5 Jahre vor dem von Goed., Bobertag und Ettlinger erwähnten
Erstdruck, Leipzig 1710, erschienen mit folgender Verlagsangabe: Glückstadt und Leipzig / Ver-
legts Gotthilff Lehmann / Königl. privil. Buchzändler. 1705.

Aus dem Besitz des Grafen Albert Christian Ernst von Schönburg.

Heyse 777—$0. Siehe darüber Hübscher, Euphorion 1922.

Der Herausgeber war bekanntlich Benjamin Neukirch.

Diese größte, nach der Zahl der aufgenommenen Gedichte wie der zu Worte kommenden
Dichter umfangreichste Sammlung der späteren Barock-Lyrik bildet die eigentliche Grundlage
unserer einschlägigen Kenntnis. Die Sammlung ist mit großer Sachkunde unter möglichstem
Ausschluß alles Zufälligen und Unbedeutenden angelegt; sie geht, wie die manchen ähnlichen
Veranstaltungen der Zeit auf eine oder mehrere Sammelhandschriften zurück, die teils absicht-
lich, teils zufällig die Gedichte meist ohne Verfassernamen enthielten. So ist auch in unserer
Sammlung ein großer Teil des Aufgenommenen anonym, das übrige durch Initialen zugewiesen.
Eine ausführliche Monographie von Hübscher, Euphorion 24, pag. 1 ff„ pag. 259 ff„ sucht erfolg-
reich in dieses Dunkel Licht zu bringen, doch bleibt auch heute noch viel zu tun. Jedenfalls
wird uns die künstlerische Persönlichkeit z. B. Hoffmannswaldaus erst durch diese Sammlung
vollkommen abgerundet, da es vornehmeren Dichtern nicht anstand, ihre „galanten“ Gedichte im
engeren Sinn in die eigenen, von ihnen selbst veranstalteten Sammlungen aufzunehmen. Bei
näherer Forschung bestätigt sich durchaus, daß das Meiste in Neukirchs Kompendium tatsächlich
zum erstenmal im Druck erscheint. Somit ist das Werk ein prachtvolles, kaum zu überschätzen-
des Denkmal seiner Epoche.

201 — Deutsche Redeübungen /.Nebst beygefügten Lobschriften_v. C.

G r y p h i o. Leipzig / bey J. L. Gleditsch / Anno 1702. 8°. Mit Frontisp. — (An-
geb.:) P r i t i u s (G.) Proben der Beredsamkeit /.Leipzig / bey J. L. Gle-

ditsch / im Jahr 1702. Pgt. d. Zt. mit der Aufschrift: v. Hoffmannsw. Gryphii et
Pritii Prob, der Beredsamk.

15 Bll., 272 SS. und 23 Bll., 762 SS.

Aus der Vorrede des Verlegers erhellt, daß er dies so wenig bekannte Buch H.’s zum ersten-
mal herausgibt. Die „Rede-Übungen“ ergänzen H.’s dichterisches Werk auf das glücklichste.
Es sind 36 Reden bei allerlei Anlässen, Hochzeiten, Bewillkommnungen, Trauerfällen usw. zu
einem Teil wohl wirklich gehalten, teilweise wohl auch reine „Uebungen“. Sie ähneln in ihrer
Anlage im allgemeinen der gewöhnlichen Predigt oder Pastoralrede, insofern als irgend ein Bei-

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