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dann abgebrochen. Nur die Grundform und die Hausteintüren der reformierten Kirche sind die letzten Zeugen.
Einen stärkeren Hinweis indessen verdient die Tatsache, daß auch heute noch das Oranienburger Schloß als
eines der am besten erhaltenen Werke des Architekten Nering gelten kann. Dieser Meister gehört zu den großen
preußischen Baumeistern und leitet die glanzvolle Entwicklung des 18.JH. ein. SeinNachfolger am Schloßbau
ist Eosander, von dem auch die Umbauten in Alt Landsberg und der zerstörte Turm für die Wasserkünste des 51;
Oranienburger Gartens stammten. Wahrend seiner künstlerischen Leitung krönte sich der Bauherr zum preußi-
schen König. Außer ihren anderen Schloßbauten widmen von da an Friedrich und seine Gemahlin Sophie
Charlotte dem Oranienburger Bau ihre stete Fürsorge und ehren dadurch bewußt das Andenken ihrer Mutter.
Unweit davon entsteht auch noch das kleine Schlößchen Friedrichsthal auf dem Dorfgelände des ehemaligen Z72
Grabsdorf, dessen Name wie der von Bötzow dem Herrscherhaus zuliebe verändert wurde. Bald darauf er-
lischt die Anteilnahme der Hohenzollern an ihren im Kreisgebiet gelegenen Residenzen, was sich geradezu bild-
haft darin kundgibt, daß noch vor dem Brande von 1757 das reiche Alt Landsberger Schloßinventar größten-
teils in die neuen Schlösser Potsdam und Charlottenburg verbracht wird und das Schloß völlig verfällt.
Auf denländlichenHerrensitzen entsteht im Laufe des 18. Jh. eine Reihe von schlichten Neubauten; die beiden
einzigen alterhaltenen gehören heute zu Berliner Stadtgütern. Von ihnen entstand Stolpe in der Zeit der
Jahrhundertmitte, während das Wohnhaus in Schöneiche der Königliche Bankier Friedrich Wilhelm Schütze 584—589
nach 1765 für seinen Bedarf umbauen und den Saal 1767 von dem älteren Fechhelm ausmalen ließ. Dieser
Bau ist leider nicht unverändert geblieben, trotzdem zeugen die von dem Berliner Schlosser Machelett gefer-
tigten Treppengeländer, die schönen Parktore und der gekachelte Raum von dem einstigen Aufwand. Be-
sonders durch seine Lage von hohem Reiz war wohl auch das um 1900 von einem Neubau verdrängte Haus in
Dammsmühle, das seine Entstehung ebenfalls schon einem bürgerlichen „Entrepreneur" verdankt. Aus Adels- z6c>, z6l
besitz findet sich in dem im späten 19. Jh. völlig erneuerten Herrenhaus Schönfließ ein reicherer Bestand
von guten Familienbildnisscn. Auch die Totenehrungen geben mehrfach Kunde von den Patronatsherren
des 18. Jh. Außer den häufigen Gruftbauten an den Kirchen verdient das Familienbegräbnis des frideri-
zianischen Kabinettsministers Heinrich v. Podewils in Fredersdorf in Form einer Rotunde Erwähnung. Gute
Wandgrabmäler haben nur Blumberg und Löhme aufzuweisen; doch ist das feine Epitaph des Philipp Ludwig Z41
v. Canstein (gest. 1708) in Blumberg leider auseinandergcrissen; Teile davon sind im Märkischen Museum 448
in Berlin. Als Hinterlassenschaften befinden sich in Alt Landsberg, Blumberg und Schöneiche umfangreiche
Kirchenbibliotheken, von denen die letztere innerhalb der Kirche selbst besonders hübsch untergebracht ist, eben- 576,577
dort auch die Bildnisse der Stifter, gemalt von dem Ehepaar Lisiewsky.
Das 18. Jh. bringt eine abweichende Raumform im Kirchenbau: 1710 wurde auf königliche Veranlassung 468
die Kirche in Neuholland als Gcviertbau für die reformierte Gemeinde neu errichtet. Ein zweiter Geviertbau,
ebenfalls für eine reformierte Gemeinde, ist die Schloßkirche in Alt Landsberg, deren Grundriß sich allerdings
aus ihrer ehemaligen Zugehörigkeit zur Baugruppe des Schlosses erklärt.
Ncuholland fällt unter den Siedlungsformen des Kreises als Streusiedlung heraus; Jobst Gerhard v. Herte- 460
feld kolonisierte von 1659 ab das Bruchgebiet nordwestlich von Liebenwalde und nannte die Anlage Neu-
holland. Wenige Jahrzehnte darauf wird der Ort jedoch schon königlich geworden sein, da das wertvolle,
streng-schöne reformierte Abendmahlgerät von 1710 eine Stiftung des Herrschers ist. Erst im 18. und frühen
19. Jh. sind wohl die heutigen, in einer für die Kreisverhältniffe erstaunlichen Unberührtheit erhaltenen Neu- 461—467
Holländer Gehöfte erbaut. Sie sind nicht alle durch Straßen untereinander verbunden; zu einigen von ihnen
führen Sonderwege von zum Teil beträchtlicher Länge. Es handelt sich hier um keine Kleinbauernstellen, son-
dern durchweg um größere Wirtschaften mit entsprechend umfangreichen Baulichkeiten. Die Wohnhäuser sind
auffallend langgestreckt; zu den Nebengebäuden der auf Rindviehhaltung eingestellten Höfe gehört das Käse¬
haus, das in einem Fall in Verbindung mit einerVorlaube an der Langseite des Hauses erhalten ist (ein zweites 46z
ebensolches ist nur überliefert). Andere Vorlaubenhäuser des Kreises in Klosterfelde und Schönfließ sind Dorf- 414
krüge. In Schönfließ liegt die Laube auf der Giebelseite, ebenso bei dem nur im Bilde überlieferten Haus im zzo
benachbarten Birkenwerder. Im übrigen sind die Dörfer heute im wesentlichen durch die längsgerichteten ein-
geschossigen Häuschen des 18. bis frühen 19. Jh. gekennzeichnet, die auch für die Neugründungen dieser Zeit
 
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