Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
LL

verschiedene Neubauten der zweiten Halste des Jahrhunderts, die an Stelle von schlichten Barockkirchlein
getreten sind. Bezeichnend ist, daß beispielsweise in Petershagen erst der Turmneubau erfolgte, der dann über
ein Jahrzehnt neben dem alten Kirchlein bestand, bis auch dieses einem Neubau wich. Das Innere wurde bei
den Restaurierungen dieser Zeit noch mehr in Mitleidenschaft gezogen, als der Außenbau. Unberührt blieb
nahezu nichts und daher wäre eine Aufzahlung müßig. Erst der Denkmalpflege der allerletzten Jahrzehnte
sind die wenigen würdigen kirchliche Jnnenraume zu verdanken (Basdorf, Klosterfelde, Lindenberg, Schön-
eiche und Tasdorf).
Wenn auch alle diese Erscheinungen durch die Geisteshaltung des 19. Jh. allgemein verbreitet sind, so ist doch
das Krcisgebict infolge der Nachbarschaft der Großstadt besonders schmerzlich davon betroffen. Jahrzehnte-
lang entzieht die Stadt der Landschaft ihre besten Söhne, um sie dann schon nach ein bis zwei Generationen
wieder zur Flucht ins Freie zu veranlassen. Dieser Rückstrom bringt eine dem Landleben entwöhnte und mit
städtischen Bedürfnissen erfüllte Bewohnerschaft zum Teil in die alten Dörfer zurück und verursacht dort
weitere Schädigungen auch auf Gesittung und Brauchtum. Es entstehen wilde Schrebergärten- oder anspruchs-
volle Villen-Siedlungen, in deren Ausbreitung eine weitsichtige Landesplanung erst in allerneuester Zeit mit
ordnender Hand eingreift. Zu diesen neuen Bemühungen gehört auch die sich dem Landschaftsbild anpassende
Führung der Reichsautobahn, und es ist zu hoffen, daß zukünftige Bauaufgaben ähnlich großzügig und land-
schaftöbezogen durchgeführt werden. Solche neuen Baudenkmäler werden sich nur dann würdig neben die im
vorliegenden Verzeichnis genannten stellen können, wenn der Anspruch, mit dem sie auftreten, ihren geschicht-
lichen Vorgängern auch in Zukunft zugestanden wird.
 
Annotationen