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Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu München — 21.1871

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Beiträge für Kunst und Kunstgewerbe in Copien nach guten, alten Meistern: von Eugen Freih. v. Löffelhöltz
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Beschreibung der Kunstbeilagen
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https://doi.org/10.11588/diglit.9046#0005
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dem Maimscriptmaler, aber nicht weniger dem Goldschmied die
reizendsten Muster darbieten, wie sich denn auch ein wieder anderes
gleich nützlich erweist und die anmuthigsten Motive für die ver-
schiedensten plastischen Arbeiten in schwunghaften Blumen, Blättern,
Aufwüchsen und ornamentalen Umschreibungen enthält. Für dieses
Blatt sind Produkte von Kleinmeistern des 16. Jahrh. und Anderen
ausgewählt. Ist schon so für die verschiedensten Fächer gesorgt,
so führt uns ein anderes Blatt in das Gebiet Majano's und Colle-
gen, nemlich in das der Einlage, was dem Kunstschreiner von Werth
sein muß. Ein weiteres Blatt hat für den Manuscriptmaler, den
Holzzeichner u. s. f. Interesse. Es enthält die Vorführung einer außer-
ordentlich schön gedachten Initiale vom 1.1480 aus der A. S o r g'-
schen Druckerei zu Augsburg. Die Blumenverzierung, welche sich
an der Standlinie befindet, kann aber ebenso wohl dem Elfenbein-
und Meerschaumschneider höchst willkommen sein. .Für den erstge-
nannten ist hier auch die Copie eines französischen Holzschnittes vom
I. 1503 von Bedeutung, in dem sich das längliche Täfelchen mit
seinen allerliebsten Figürchen und Gewinden trefflich zur Repro-
duction durch Eingravirung und Schwarzeinlaß auf Elfenbein oder
auch zum Schnitt in Perlmutter eignet. Endlich enthält das Heft
noch ein Blatt mit Buchschließcn aus dem 15. Jahrh., nach Origi-
nalen aus genannter fürstl. Bibliothek in Maihingen.

Ucberblickt der Leser, durch uns angeregt, den Reichthum dessen,
was allein das erste Heft darbietet, so zweifeln wir nicht, daß er
das Urtheil unterschreibt, welches wir der trefflichen Erscheinung
zukommen ließen; des prachtvollen Titels, ebenso geschmackvoll von
Ornament wie anmuthig an Farbe und Goldzier haben wir nur
noch beiläufig Erwähnung zu thun, obschon wir bezweifeln, ob je
etwas Schöneres aus einer chrolithographischen Presse hervorging.

Wäre uns der Raum gegeben, hätten wir nicht verfehlt, auf
einzelne Motive und deren speciclle Fassung näher einzugehen.
Indessen stellen sich die Vorzüge insgesammt in einer Weise von
selbst dar, daß der, welcher auf das Gebotene mit dem Auge des
Kenners schaut, sogleich die Fülle und Mannigfaltigkeit wahrnimmt,
welche hier walten. Wie sich dieses Werk durch seine Nützlichkeit
dem Besten zur Seite stellt, was auf dem fraglichen Gebiete er-
schien, und schon deshalb seines Erfolges sicher ist, ebenso ist es
durch den Rcichthum seiner Gesammterscheinung augcthan, ein Buch
zu bilden, welches der Bibliothek des Kunst- und Kunstgewerbe-
freundes zur schönsten Zierde gereicht — und zwar zu einem Preise,
welcher Angesichts der großen Herstellungskosten des berühmten
Verlegers offenbar beweist, es sei die Absicht desselben gewesen,
das Löffelholtz'sche Werk möglichst zum Gemeingut zu machen.

Dr. F. Tr.

All die verehelichen Mitglieder des Kunstgewerbe-Vereins.

Die Aufgabe, unsere Kunstindnstrie jener künstlerisch praktischen
Geschmacksrichtung zuzuführen, wodurch dieselbe den Wettkampf mit
ausländischen kunstgewerblichen Erzeugnissen würdig zu bestehen
vermag, tritt um so ernster an uns heran, als der internationale
Verkehr im Handel und Gewerbe tagtäglich einen bedeutungsvolleren
Aufschwung nimmt, wodurch uns gleichzeitig die unabweisliche Pflicht
nahegelegt wird, die gemeinsamen Bestrebungen zur erneuerten
Thätigkeit anzuspornen.

Den Bedürfnissen in kunstgewerblicher Richtung gerecht zu
werden, hat sich der Kunstgewerbc-Verein seit einer Reihe von
Jahren mit der hiesigen Künstlerschaft in Verbindung gesetzt, um
hiedurch den Kunstbeilagen der Vereinszeitschrift die mannigfaltig-
sten Entwürfe aus dem Bereiche der Kunst-Industrie zu Grunde
zu legen.

Vom Wunsche beseelt, den Bedürfnissen in kunstgewerblicher

! Richtung in weitesten Kreisen entgegen zu kommen, erachtet es der
Ausschuß im Interesse sämmtlichcr Gewerbetreibenden für zweck-
dienlich , an dieselben hiemit das freundliche Ersuchen ergehen zu
lassen, behufs Beschaffung neuer Entwürfe deßfallsige vorzuschla-
gende Motive dem Ausschüsse schriftlich bekannt geben zu wollen,
um bei unseren Concurrenz-Ausschreiben hievon entsprechenden Ge-
brauch machen zu können.

München, im November 1870.

Namens des Veiwaltungs-Ausschusses

Der I. Vorstand: Der Secretär: Der II. Vorstand:

K. Knoll. I. Kitzinger. Dr. Brentano.

Chronik des Vereins.

Der Kunstgewerbeverein hält sich verpflichtet, öffentlich seinen
Dank für zwei Gaben auszusprechen, welche bezeugen, wie Se. Maj.
der König und die hohe Staatsregierung das für Münchens und
Bayerns Wohlstand so überaus wichtige Kunstgewerbe zu fördern
suchen. S. Maj. der König hat 100 Thlr aus der Cabinetscasse
zur Förderung der Concurrenzarbeiten dem Verein bewilligt; das
Ministerium des Handels unterstützte die Förderung der Abendschule
und der anderen Vereinszwecke durch die Bewilligung von 2000 fl.

Wie in den Vorjahren so wurden auch in diesem Winter Con-
currenzen ausgeschrieben; den Preis für die erste Concurrenz aus
dem Gebiet der Linnenweberei und Töpferei erhielt Hr. Adolph
S ed er; hiezu wurde noch ein Entwurf für Weberei von Frl. Sophie
Neureuther und einer für Töpferwaaren von F. Widmann angekauft.

Beschreibung der Kunstbeilagen.

Heft 1 Blatt 1. Diplom für den Bürgermeister von Memmingen,
gegeben als Ornamentmotive. Ausgeführt auf Pergament in
Aquarell in viermaliger Größe von Adolph Seder, Architekt
und art. Vorstand des Vereins.

Architektur roth mit weißen Ornamenten auf Goldgrund und
weißen Gesimsen, Ornamente und Kränze um die Architektur
farbig auf dunkelgrünem Grunde. Im Bogen die Gewalt (alle-
gorisch) mit ihren Emblemen, in der Mitte unten das Wappen
der ehemaligen deutschen Reichsstadt Memmingen, mit zwei
Bannerträgern; der rechte in den bayerischen Farben mit der-
selben Fahne, der linke in den deutschen Farben mit der Fahne
in den Stadtfarben schwarz, roth, weiß; im Zwickel der Reichs-
adler.

Blatt 2. Holzplafond mit auf Goldgrund gemalten Ornamenten,
Gesimse Nußbaumholz, Friese eichen, von Arnold Müller,
Stukkator.

Heft 2 Blatt 1. u. 2. Kanne inPorcellan mit Detail von Anton
Seder, Maler. Halbe Größe. Detail richtige Größe. Der
Figurenfries in Sepiaton getuscht. Fuß angeschraubt.

Berichtigung. Bei der Beschreibung der Majolika im vorigen Hefte
sollte statt dunkelblauer Grund „dunkelbrauner Grund"
stehen.

Redizirt unter Verantwortlichkeit des Redaktionsausschusses von Dr. Lichtenstein. — Kgl. Hosbuchdruckerei von Dr. C. Wolf & Sohn.
 
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