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Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu München — 21.1871

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Vom Büchertisch
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Chronik des Vereins
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Beschreibung der Kunstbeilagen
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https://doi.org/10.11588/diglit.9046#0039
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Vom Büchertisch.

Archiv für ornamentale Kunst. Herausgegeben auf Veran-
lassung des deutschen Gewerbemusenms in Berlin. Redigirt durch
Martin Gropius. Vorläufig sei über dieses Werk, dessen nähere
Besprechung folgen wird, Einiges bemerkt. Die erst en drei Hefte
desselben gelangten wenige Tage vor Ausbruch des Krieges zur
Versendung; doch war natürlich mit Beginn desselben auch das
Feld für dieses Friedenswerk verloren. Erst jetzt ist Heft 4 er-
schienen, und es gelangen nunmehr auch die Prospekte zur Ver-
breitung, die schon im vorigen Jahre gedruckt und in Folge dessen
auch vom Juli 1870 datirt sind. (Die Prospekte sind diesem
Hefte beigelegt.)

Chronik des Vereins.

Nachdem gegen Ende des Sommers die Sitzungen für eine
Reihe von Wochen ansgesetzt worden waren, begann der Ausschuß
auf's Neue seine Thätigkeit mit der Erörterung einiger Fragen
von besonderer Wichtigkeit. Es handelte sich in erster Linie um
die Frage, ob die Nothwendigkeit eingetreten sei, neben dem viel-
beschäftigten artistischen Vorstand des Vereins, Herrn Adolph
Seder, noch einen zweiten Künstler zu gewinnen, welcher mit
Herrn Seder die an den Verein gestellten Ansprüche auf Lieferung
von Zeichnungen u. s. w. befriedigen sollte. Jene Frage wurde
bejaht, und für die Lösung der Aufgabe wurde Herr Architekt
v. Schmädel gewählt.

Als ein anderer wichtiger Gegenstand der Debatte erschien
die eventuelle Betheiligung des Kunstgewerbevereins und überhaupt
der hiesigen und bayerischen Kunstindustrie an der Wiener Welt-
ausstellung. Um ein hierauf bezügliches Schreiben des Handels-
ministeriums, welches die Frage stellte, ob eine zahlreiche Bethei-
ligung der Knnstgewerbetreibenden in Aussicht stehe, beantworten
zu können, wurde eine Generalversammlung auf Montag den
9. Oktober anberaumt, in welcher zahlreiche Mitglieder die Be-
schickung der Wiener Weltausstellung zusagten. Auch wurde in
dieser Generalversammmlung ein besonderes Gewicht darauf gelegt,
daß die Ausstellung des Kunstgewerbevereins nicht auseinander-
gerissen werde, in welch letzterem Falle der Einblick in die Leistungs-
fähigkeit des Vereins und seiner Mitglieder zu sehr beeinträchtigt ;

sein würde. Ferner wurde die Nothwendigkeit hervorgehoben, j

seiner Zeit einen besonderen Bevollmächtigten nach Wien zu senden, j
welcher für die geschmackvolle und wirksame Aufstellung der Er-
zeugnisse der Kunstindustrie Sorge zu tragen hätte.

Es ist nun Sache der Mitglieder, bald an die Ausführung
der Ausstellungsgegenstände zu gehen; bei dieser Gelegenheit muß
abermals besonders hervorgehoben werden, daß der Einzelne, wel-
cher mitthut, wenn er auch für einige Zeit Geldopfer und Zeitopfer
bringen muß, doch schließlich einen Vortheil davon haben wird,
weil sich von der Ausstellung aus sein Ruf verbreiten kann, in
Folge dessen die Aufträge sich vermehren, natürlich unter der
Voraussetzung, daß die Ausstellungsobjekte preiswürdig sind. Es
ist dabei gewiß, daß die geschickten Kunstgewerbtreibenden, an wel-
chen München keinen Mangel hat, während sie aber an Mangel
an Capitalien leiden, eher von der Regierung einer Unterstützung
bedürfen, als die großen Fabrikhcrren. Die Regierung wird
in dieser Richtung Schritte thun; möchten auch die Ka m-
mern bei ihrem Votum sich durch die Anschauung leiten
lassen, daß es sich dabei um ein großes Landesinteresse handelt;
denn eine glänzende Vertretung der bayerischen Kunstindustrie wird
abgesehen von vielen andern Vortheilen, gewiß auch die Steigerung
des Nationalvermögens im Gefolge haben.

In der Generalversammlung wurden die Mitglieder auch noch
sich zu äußern aufgefordert, welche Motive sie für die Ausschreib-

ung von Concurrenzen wünschen, um den Bedürfnissen der Gewerb-
treibenden auch in dieser Richtung gerecht werden zu können.

Die Kunstgewerbehalle lenkte auch in den letzten Monaten die
Aufmerksamkeit der Fremden und Einheimischen auf sich und führte
dem Vereine eine Reihe von neuen Mitgliedern zu. Ueber Aus-
stellungsgegenstände, welche seit dem Erscheinen des letzten Heftes
dieser Zeitschrift' hinzugekommen sind, folgt Einiges im nächsten
Heft.

Ausschreiben des großherzoglichen Oberschulrathes
in Karlsruhe.

Den Unterricht im Freihandzeichnen an den Gewerbschulen in
Furtwangen und Vöhrenbach betreffend.

Die Stelle eines Lehrers des Freihandzeichnens an den Ge-
werbschulen zu Furtwangen und Vöhrenbach (1,8 Stunden von
einander entfernt und durch Omnibuskurse verbunden) soll mit
einem künstlerisch gebildeten Lehrer besetzt werden. Demselben
wird ein Gehalt von vorläufig 800—1000 fl. nebst 50 fl. Reise-
kostenaversum und für den Fall, daß er den Anforderungen ge-
nügen würde, die definitive Anstellung als Gewerbschulhauptlehrer
in Aussicht gestellt. Der Ernannte hätte seinen Wohnsitz in Furt-
wangen zu nehmen und daselbst wöchentlich 8 Stunden, in Vöhrenbach
dagegen an zwei Wochentagen je 4 Stunden Unterricht zu ertheilen.
Ausserdem hätte er sich an bestimmten Tagen und Stunden zur
Unterweisung und Berathung der Gewerbtreibenden in der Filial-
gewerbhalle zu Furtwangen oder zeitweise gegen besondere Reise-
kostenvergütung an andern noch zu bestimmenden Orten bereit-
zuhalten, auch die Geschäfte des Vorstandes der Filiale in Fällen
der Verhinderung des Letzteren zu besorgen. Lehrer, welche im
Modelliren von Ornamenten Unterricht ertheilen können, werden
bevorzugt.

Die Bewerbungen mit Zeugnissen und näheren Angaben über
Bildungsgang, sowie über die persönlichen Verhältnisse des Be-
werbers, sind innerhalb 4 Wochen bei dem Großh. Oberschulrath
dahier einzureichen.

Karlsruhe, den 9. Oktober 1871.

Großherzoglicher Oberschulrath.

I. A. D. D.

F r i ck.

Schaaff.

Beschreibung der Kunstbeilagen.

Heft 9 Blatt 1. Entwurf von Adolph Seder für eine Ampel für
eine Marienkapelle im frühgothischen Style, in getriebenem
Metall. (% wirklicher Größe.)

Bei Ausführung derselben beachte man folgende Punkte.
Die an den Ornamenten befindlichen Perlen und Blumen
(Rosen und Lilien) werden aus Silber, das Uebrige wird
aus Gold verfertigt. Die Hohlkehlenverzierung wird aus ge-
wundenem Draht aufgelegt, die Steine werden hohl gefaßt.
Glas: rosaroth oder grün.

Blatt 2. Buffet von Jos. v. Schmädel.

Dasselbe ist im Atelier des Herrn Hofschreinermeisters
Pössenbacher ausgeführt und befindet sich in der Speisestube
des Erzgießerei-Jnspektors v. Miller. Es bildet die Ueber-
bauung des Speisenaufzuges der im Souterrain befindlichen
Küche. Es ist ganz aus Eichenholz gefertigt und die technische
Ausführung eine vorzügliche.

Heft 10 Blatt 1. Schmucksachen von Julius Mäs^ und Anton
Seder.

Blatt 2. Ornamentmotive von Anton Seder.

Redigirt unter Verantwortlichkeit des Redaktionsausschusses von vr. Lichten st ein. — Kgl. Hosbuchdrnckerei von Dr. C. Wols & Sohn.
 
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