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Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu München — 21.1871

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Schmädel, Josef von: Bericht über die schwäbische Industrie-Ausstellung in Ulm, [1]
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Ueber den Anstrich von Gebäulichkeiten
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Die Weltausstellung in Wien im Jahre 1873
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Beschreibung der Kunstbeilagen
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https://doi.org/10.11588/diglit.9046#0031
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16

„Trinke nie ein Glas zu wenig,

Denn kein Papst, und auch kein König
Kann von diesem Staatsverbrechen
Deine Seele ledig sprechen."

Es scheint überhaupt, daß die Zunft der Küfer eine poetische
Ader besitzt, denn auch Seuffert aus Blaubeuern weiß seinen Fäs-
sern durch launige Verse Aufmerksamkeit zu verschaffen. Originell
ist seine Anpreisung auf einem der Fässer, die zwar kein Muster
des Versmaaßes genannt werden kann, aber als Beispiel, wie
durch Laune selbst der einfachste Gegenstand die Aufmerksamkeit
des Beschauers zu erwecken im Stande ist, angeführt zu werden
verdient. Er schreibt:

„Fässer mach' ich groß und klein,

Bier und Wein thut man hinein.

Drum liebe Freunde seid schnell beeifert
Und macht Bestellung bei Küfer Seyffert,

Der in des Blautopfs herrlichem Thal
Zu Diensten Euch stehet allzumal."

(Fortsetzung folgt.)

Ueber den Anstrich von Gebäulichkeiten.

Der Ausschuß des polytechnischen Vereins in München hatte
die Güte, auf Ansuchen des Kunstgewerbevereins folgendes Gut-
achten mitzutheilen:

In Beantwortung der an uns gestellten Frage, welches Ver-
fahren bei Verwendung von Farben für den äußeren Anstrich von
Gebäulichkeiten, — um deren dauernde Haltbarkeit zu sichern, —
zu beobachten sei, beehren wir uns, Ihnen unter Rücksendung der
an Sie gelangten Zuschrift aus Bukarest Nachstehendes ergebenst
mitzutheilen:

Auf terra cotta möchten sich am besten Wasserglasanstriche
bewähren; zu diesem Zwecke verwendet man entweder das Wasser-
glas sehr verdünnt, circa 16° B. und wiederholt nach vollstän-
digem Trocknen den Anstrich 3—4mal mit einer mehr concentrirten
Lösung von 30° B. Haltbarer jedoch wird der Anstrich durch
Zusatz von Erden oder Metalloxyden, weil diese mit der Kiesel-
säure des Wasserglases eine im Wasser unlösliche Verbindung
bilden, die durch überschüssiges Wasserglas festgehalten wird; man
erhält auf diese Weise farbige Anstriche:

Zu Weiß eignen sich Zinkweiß, Permanentweiß und Schlämm-
kreide; zu Grün: grüner Ultramarin, Chromoxyd, Kobaltgrün;
zu Gelb: chromsaurer Baryt, Uranoxyd, Kadmiumoxyd; zu Blau:
Ultramarin und Smalte; zu Roth: Chromroth und Eisenoxyd
in allen Nuancen; zu Schwarz: Kicnruß, Graphit, thierische
Kohle oder Jridiumschwarz.

Viele der gewöhnlichen Farbenstoffe können eine Zumischung
zum Wasserglase nicht ertragen und zersetzen sich bei der Ver-
mischung durch das alkalische Wasserglas.

Die Farben müssen mit abgerahmter Milch, die mit gleich
vielem Wasser verdünnt ist, abgerieben werden; man gibt dann !
zuerst einen Anstrich von mit gleichen Theilen verdünntem Wasser-
glas, trägt aus diesen nach vollkommener Trocknung die Milchfarbe
auf, und wird dieser Milchfarbenanstrich nach seinem Trockensein
wiederum mit Wasserglasanstrich fixirt; so wechselnd wiederholt
man wohl den Anstrich in mehrfachen Lagen und kann schließlich
die so erhaltene Fläche selbst schleifen und poliren, wobei man sich
zuletzt eines wollenen Lappens in Leinöl getränkt bedienen kann;
zeigt sich nach einiger Zeit eine weiße Auswitterung, so entfernt
man dieselbe mit einem nassen Schwamm und überreibt die Fläche
wiederholt mit dem Leinölläppchen.

Zu Anstrichen auf llerra ootta eignen sich ferner Mischungen
in Art der sogenannten Käsekitte, aus frischer (aus der geronnenen
Milch ausgeschiedenen) Käsemasse, Topfen und frisch gebranntem
Kalk, die beide in einem Mörser zusammengerieben werden;

(V4 Kalk, V4 Topfen). Zur Verdünnung der Anstrichmasse ist am
besten Blutwasser zu wählen; sollen Farbstoffe beigesetzt werden,
so wähle man die Kalk- und Freskofarben, wie Zink- und Baryt-
weiß, Neapel-Kadmium, Amberger Gelb, die verschiedenen Oker,
gelben Bolus, Antimon- und Baryt-Gelb, Derra cka 8iena, Chrom-
orange, Eisenoxyd, Neapelroth, Englischroth, Ultramarin, Bergblau,
Bremerblau, Smalte, Kobaltblau, Veronesergrün, Chromgrün,
Schweinfurtergrün, Kobaltgrün, Umbra, Kasselerbraun, kölnische
Erde; Vandykbraun, Marsbraun, Graphit, Beinschwarz, Mineral-
schwarz.

Die Weltausstellung in Wien im Jahre 1873.

In der Allg. Zeitung (Nr. 234) heißt es: „Für die Wiener
Weltausstellung eröffnen sich immer weitere Perspectiven. Eine in
sie aufzunehmende Ausstellung der bildenden Künste in allen ihren
Zweigen, namentlich in der Richtung, dieselbe für die Werk-
stätten der Industrie nutzbar zu machen, ist bereits ge-
sichert, und durch eine Uxxosition äss amatsnrs hofft man der
Qeffentlichkeit die massenhaften Kunstschätze zuzuführen, die bisher
in Privatsammlungen zerstreut und versteckt gewesen." So weit
die Allgemeine Zeitung. Es ist nicht mehr zu frühe, die Ver-
treter des Münchener Kunstgewerbes auf die Wichtigkeit der Wiener
Weltausstellung aufmerksam zu machen. Es sollte Jeder, der Etwas,
was sich durch Originalität auszeichnet, auszustellen beabsichtigt,
sich rechtzeitig einen künstlerisch erfundenen Entwurf zu verschaffen
suchen, damit in Bälde nach demselben neben den anderen da-
zwischenkommenden Aufträgen gearbeitet werden könne. Jeder
einzelne Vertreter des Kunstgewerbes sollte hiebei bedenken, daß
das Ansehen, welches durch eine geglückte Ausstellung kunstgewerb-
licher Gegenstände die Stadt München als eine Hauptrepräsentantin
deutscher Knnstindustrie gewinnt, für ihn selbst fruchtbringend sein
werde. Jeder Einzelne also greife frisch ans Werk, auf daß eine
durch die Schönheit und Originalität der Arbeiten imponirende
Ausstellung zu Stande komme.

Beschreibung der Kunstbeilagen.

Heft 7 Blatt 1. Fächer von Franz Widnmann.

Der elfenbeinerne Griff wird einfacher aber mit derselben
Silhouette, wie sie der erste hat, wiederholt. Die Figuren
werden auf Seide gemalt.

Blatt 2. Parkthor aus Schmiedeeisen.

Das Thor wurde in der Werkstätte des in derartigem Fache
außerordentlich tüchtigen Schlossermeisters Herrn Busmann
(München, Schellingsstraße) nach dem Entwurf und der Detail-
zeichnung des Architekten I. v. Schmädel in Schmiedeeisen
ausgeführt und ist für das im Besitze Sr. Hoheit des Herzogs
von Nassau befindliche Schloß Homburg bestimmt.

Heft 8 Blatt 1. Thermometer-Gehäuse, entworfen vom Architekten
I. v. Schmädel.

Der der Composition zu Grunde liegende Gedanke findet
seinen Ausdruck durch zwei am oberen und unteren Ende an-
gebrachte Gruppen. — Die eine, den Siedepunkt bezeichnend,
besteht aus einem jungen Pärchen, das auf dem Punkte steht,
sich die gegenseitige Liebe zu gestehen. Die andere, den Ge-
frierpunkt andeutend, führt uns dasselbe Pärchen am Ende
seiner Tage vor Augen. Amor, bei der ersten Gruppe in
schelmisch freudiger Stimmung, findet sich hier in höchst un-
behaglicher Lage, weder Muff noch Jacke schützen ihn vor zu-
nehmender Kälte, an der grinsend die Maske des Todes sich
zu erfreuen scheint. —

Das Ganze kann in verschiedener Weise ausgeführt werden.
Es eignet sich sowohl zu Metallguß als auch zur Ausführung
in Holz oder Elfenbein.

Blatt 2. Uhrschild aus Blech geschnitten und gebogen, entworfen
von A. Ortner.

Redigirt unter Verantwortlichkeit des Redaktionsausschusses von vr. Lichtenstein. — Kgl. Hofbuchdruckerei von Dr. C. Wolf & Sohn.
 
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