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Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu München — 21.1871

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Miller, Friedrich: Die Bronce und ihre Patina
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https://doi.org/10.11588/diglit.9046#0044
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Zeitschrift

des

Kunst-Gewerbe-Vereins.

Einiiiidzwanzigster Jahrgang.

München. ______* II 4' !"i. 1871.

Die Zeitschrift erscheint monatlich mit wenigstens zwei Seiten Text und zwei Kunstbeilagen. Die Bereinsmitglieder erhalten die Zeitschrift unentgeltlich. Im Buch-
handel kostet dieselbe 4 st. s. W. — 2 Thlr. 12 Sgr. der Jahrgang. Inserate geeigneten Inhaltes werden mit 6 kr. — 2 Sgr. für den Raum einer gespaltenen
Petitzeile berechnet. St and ig e Inserate erhalten eine entsprechende Preisermäßigung. In- und Auswärtige wollen sich dicserhalb an die Buchhandlung von

Theodor Ackermann dahier wenden.

Die Bronce und ihre Patina.

Von Friedrich Miller, Professor an der Kunstgewerbeschule.

Unter obigem Titel finden wir in Nro. 24 der „Deutschen
Bauzeitung" den Bericht über eine Reihe schließlich mit glücklichem
Erfolge gekrönter Versuche, welche zum Zwecke hatten, die als
Kunstwerk hervorragende, wie auch durch ihre herrliche grüne
Patina früher berühmt gewesene, in neuerer Zeit aber ganz schwarz
gewordene Reitcrstatue des großen Churfürsten auf der Churfürsten-
brücke in Berlin zu reinigen, rssx. die frühere grüne Farbe auf
derselben wieder hervor zu rufen.

Es reiht sich an diesen Bericht eine Besprechung über die
Farbe der Bronee im Allgemeinen, die in mehreren Stücken zwar
eine Berichtigung verlangend, dennoch insoferne von Bedeutung
für den Erzgießer ist, als sie mit Entschiedenheit der in neuerer Zeit
gang und gäbe gewordenen Auffassung, als sei die Ueberarbeitung
d. h. die Ciselirung des rohen Broncegusses verwerflich oder ge-
wissermassen nur als ein nothwendiges Uebel zu dulden, entgegen tritt,
und hervorhebt,wie die Natur des Materials selbst eine derartige,
demselben entsprechende Behandlung verlangt.

Bei der allgemeinen Verbreitung, welche der Bronceguß ge-
sunden und den falschen Anschauungen, wie sie trotzdem noch unter
Laien und selbst Künstlern über denselben verbreitet sind, dürfte
eine kurze Besprechung dieser Frage auch für die Leser dieser
Blätter von Interesse sein. Sie dürfte es um so mehr sein, als
in ihr ja der für das Kunstgewerbe schon so oft wiederholte Satz,
daß der Künstler in seiner Arbeit vor allem auch den technischen
Bedingungen des Materials Rechnung zu tragen habe, eine neue
Bestätigung findet.

Es ist bekanntlich eine der hervorragendsten Eigenschaften des
Erzes, daß, während der Marmor verwittert, Eisen und Zink eines
Oelanstrichs, oder eines, zwar kurze Zeit schützenden, im Ganzen
aber doch wenig dauerhaften galvanischen Kupferüberzuges bedürfen,
Ersteres sich gewissermassen noch dankbar für die Unbilden unseres
nordischen Clima's zeigt. Je länger nämlich dasselbe der Feuchtig-
keit der Luft, dem Regen und Wetter ausgesetzt ist, desto schöner
entwickelt sich auf dessen Oberfläche jenes kohlensaure Kupferoxyd,
das wir als herrlich malachitgrüne Patina an vielen alten Bronce-
werken, so hier in München namentlich auch an den Löwen vor
der königl. Residenz, an den Brunnen in den Höfen derselben,
und bei der Diana auf dem Hofgartentempel bewundern. — Es
muß dem gegenüber befremdlich erscheinen, daß von den neueren
Erzdenkmälern kaum eines weder hier noch anderwärts die gleiche
schöne grüne Farbe zeigt, viele sogar durch ihr schwarzes oder
mattes, ganz glanzloses Aussehen den Eindruck wie Eisen oder ge-
brannter Thon auf den Beschauer machen.

Viel wurde darüber hin und her gestritten, worin Wohl der
Grund dieser Erscheinung liegen möchte, und die Schuld ziemlich

allgemein in einer von der früheren verschiedenen Metallmischung
gesucht.

So schreibt denn auch der Verfasser des oben angeführten Berichtes,
Herr Bauinspektor Blankenstein dem der Bronce wegen der leich-
teren Bearbeitung beigemischten Zinke einen wesentlichen Einfluß
auf die spätere Oxydirung zu, und schlägt vor, dasselbe bei künf-
tigen Legirungen ganz auszuschließeu.

Es ist richtig, daß das Zink wo es, wie dieß ja sehr häufig
geschieht, nicht aus Gründen der Technik, sondern aus falscher Spar-
samkeit dem Kupfer in großen Mengen beigesetzt wird, der Bronce
statt des feurigen hochgelben Tones eine blaßgelbe Farbe gibt;
selbstverständlich wird solche Mischung einen störenden Einfluß auch
auf die spätere Oxydirung üben; falsch ist aber die Annahme,
als könnte Zink überhaupt in so geringen Mengen, wie dieß zur
Bearbeitung des Gußes nöthig, dem Erze beigemischt, einen wesent-
lichen Einfluß auf die spätere Farbe üben.

Vor einigen Jahren in Berlin angestellte Versuche, und von
je zwei Chemikern gleichzeitig und von einander unabhängig aus-
geführte Analysen von Proben verschiedener, wegen ihrer schönen
Patina besonders bekannter Werke haben im Gegentheil bewiesen,
daß der Zinkgehalt einen Einfluß auf die grüne Farbe selbst nicht
übt. — So hat die in ihrem herrlichen Malachit-Grün nur mit
den Löwen vor der kgl. Residenz vergleichbare Diana auf dem
Tempel im Hofgarten zu München einen mehr denn doppelt so
großen Procentgehalt an Zink als dieser heute bei guten Broncen
üblich ist, und während die Sklaven an der Reiterstatue des großen
Churfürsten bekanntlich eine ganz dunkle, an den vielberührten
Stellen lauchgrüne Farbe gegenüber dem herrlichen Malachit der
Hauptfigur zeigen, hat die Analyse jene Sklaven ganz frei von
Zink gefunden, an der Reiterstatue selbst dagegen eine Beimischung
von Zink nachgewiesen.

Es dürfte in der Mischung demnach ein Grund für die oben
erwähnte Erscheinung an den neu aufgestellten Erzdenkmälern nicht
zu suchen sein. Der Umstand, daß früher schön grüne Statuen
ihre Farbe verloren haben und schwarz geworden sind, sowie die
Beobachtung, daß solche an Brunnen, in Gärten oder entfernt von
Städten ausgestellt schneller und schöner oxydirten als ihre städtischen
Collegen, rechtfertigt dagegen die Annahme, daß in Folge ver-
schiedener Ausdünstungen besonders aber des heute immer allge-
meiner werdenden Gebrauches von schwefelhaltigem Brennmaterial
wie der Braun- und Steinkohle rc., in großen Städten die Broncen
in solchem Maße mit schwarzem Schwefelkupfer sich bedecken, daß
die grüne malachitartige Patina sich nicht bilden kann, oder wo sie sich
gebildet haben sollte, sehr bald in Schwefclkupfer umgewandclt wird.
Die Oxydirung wird aber auch gestört oder ganz unmöglich gemacht
durch den Staub und Rauch und durch den in Folge der ver-
schiedenartigsten fetten Niederschläge auf den Broncen sich an-
sammelnden allmählig zu einer festen Kruste sich erhärtenden
Schmutz.
 
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