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Holztüren und ihre
Konstruktion

Als Verständnishilfe für die nachfolgende historische Reihe sei ein
kurzer Hinweis zur Technikgeschichte der Türe vorgeschaltet. Zu ihrer
Herstellung wurde bis zur Gegenwart Holz verwendet, der vermutlich
älteste Werkstoff des Menschen. Die Vorzüge dieses reichlich vorhande-
nen Naturproduktes sind neben der Schönheit der verschiedenen Hölzer
ihre Elastizität, Zähigkeit und Widerstandskraft, vor allem die Möglich-
keit verhältnismäßig leichter Bearbeitung und vielseitiger Verwendung.
Holz hat aber eine unangenehme Eigenschaft, „es arbeitet".
Die Geschichte der Holzverarbeitung zeigt fortlaufende Bemühungen,
dieses durch klimatische Wechsel bewirkte Schwinden und Dehnen
möglichst auszuschalten. Das hat dazu geführt, Holz in bestimmten
Weisen flächenhaft zu verarbeiten. Diese Lösungen lassen sich im Bau
der Türen wiederfinden. Und in ihren Einzelheiten erlebt man den
Dialog zwischen dem Material und dem Formwillen des Schreiners und
Schnitzers.

Die Brettertüre ist die einfachste, bis heute gebrauchte Konstruktion,
eine Türfläche zu schaffen. Senkrechte Bretter werden von zwei aufge-
nagelten oder genuteten Querleisten zusammengehalten. Eine diagonale
Strebe schafft zusätzliche Stabilität.

Verdoppelte Türen (auch doppelgedeckte Türen genannt) sind Bretter-
türen in zwei Schichten, demnach eine schwere, aber auch stabile
Lösung. Der innenseitig als senkrechte Brettfläche ausgeführten „Blind-
tür" ist eine Verdoppelung mit meist schmäleren Brettern so aufgenagelt,
daß sich die Fugen der beiden Bretterlagen kreuzen.9 Beliebt war auf der
Schauseite, das als Zierdoppel behandelt wurde, ein Rautenmotiv.
Die gestemmte Türe ist eine Türe aus Rahmung und Füllung. Die schon
in der Antike gefundene Konstruktion kommt im späten Mittelalter
wieder auf und ist fortan bis in das 20. Jahrhundert herein die meistge-
brauchte Art, das Holz bei Flächengebilden zu bändigen. Konstruktiv
besteht eine derartige Türe aus einem Rahmenwerk, in dessen Felder die
Füllungen lose in die Nuten der Rahmen eingesetzt sind. So haben die
Füllungsflächen angemessenen Spielraum zum „Arbeiten". Das schmale
Rahmenwerk, das Gerüst der Türe, neigt als Längenholz jedoch kaum
zum Schwinden und Quellen. Die Rahmenhölzer greifen an ihren
Verbindungsstellen mit Zapfen und Zapfenlöchern ineinander. Das Aus-
stemmen der Löcher mit dem Stemmeisen war namengebend für diese
Türkonstruktion. Die konstruktiv bedingte Form ist den Stiltendenzen
entsprechend immer wieder neu ausgewertet worden. Die werk- und
materialgerechte Fertigungsart hat eine Fülle von Formen und Gestalten
zugelassen, sogar gefördert.

Die Plattentüre ist aus der Flächenkunst des Jugendstils hervorgegangen.

Er verlangte nach der planen Fläche bei Möbeln und damit zusammen- 1 5
 
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